Wissenschaftsorganisationen schmieden Allianz zur "Digitalen Information"

Die Spitzenorganisationen der deutschen Wissenschaft starten eine Schwerpunktinitiative zur Verbesserung der digitalen Arbeits- und Kommunikationsumgebung für Forscher.

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Von
  • Richard Sietmann

Die Spitzenorganisationen der Wisssenschaft in der Bundesrepublik haben sich die Verbesserung der digitalen Arbeits- und Kommunikationsumgebung für Wissenschaftler zum Ziel gesetzt. Zwischen 2008 und 2012 wollen sie deshalb in der jetzt verabredeten Schwerpunktinitiative "Digitale Information" ihre Aktivitäten im Bereich der wissenschaftlichen Informationssysteme intensiver koordinieren und weiter ausbauen. Vernetzte Forschungsumgebungen haben sich schon die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit ihrem Förderprogramm "Themenorientierte Informationsnetze", die Helmholtz-Gemeinschaft mit den virtuellen Helmholtz-Instituten und die Max-Planck-Gesellschaft mit dem Fachinformationsinformationszentrum Karlsruhe in dem gemeinsamen eSciDoc-Projekt auf die Fahnen geschrieben. Diese Ansätze, heißt es jetzt in einer gemeinsamen Erklärung der "Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen", sollen weiter ausgebaut werden.

Weiterentwickelt werden soll auch das von der DFG initiierte Modell der Nationallizenzen, mit dem sie seit 2004 mit jährlich etwa 15 Millionen Euro die landesweite Lizenzierung spezieller Fachdatenbanken sowie von digitalisierten Zeitschriftenarchiven einiger wissenschaftlicher Verlage unterstützt. Diese sogenannten Nationallizenzen gelten für alle deutschen Hochschulen und alle mit öffentlichen Mitteln finanzierten Forschungseinrichtungen, sodass alle Mitglieder der Hochschulen und Forschungseinrichtungen über die Campus-Netzwerke und die Kataloge der deutschen Staats- und Universitätsbibliotheken kostenfrei darauf zugreifen können.

Daneben macht sich die "Allianz" für Open Access stark und bekräftigt das Ziel, "das weltweite Wissen in digitaler Form ohne finanzielle, technische oder rechtliche Barrieren zugänglich zu machen". Zu diesem Zweck will sie den sogenannten "Grünen Weg" des Open Access durch den Ausbau institutioneller und disziplinärer digitaler Archive und Publikationsserver – sogenannte Repositorien – stärken und parallel dazu die als "Goldenen Weg" bezeichnete Umstellung des wissenschaftlichen Publikationswesens auf Open-Access-Zeitschriften durch die Weiterentwicklung von Geschäfts- und Fördermodellen und deren gemeinschaftlicher Finanzierung fördern. So soll in Modellprojekten "auf eine Umschichtung der Subskriptionskosten auf Publikationskosten hingewirkt werden". Ein dringender Handlungsbedarf wird darüber hinaus in der systematischen Sicherung der in den Forschungsprozessen erzeugten Primärdaten gesehen; sie müssten dauerhaft archiviert werden und erschließbar sein, damit sie für eine spätere Nutzung noch zur Verfügung stehen.

Den Aufbau einer digitalen Forschungsumgebung sehen die Wissenschaftsorganisationen derzeit vor allem durch das jüngst novellierte Urheberrecht sowie durch die unterschiedlich hohen Mehrwertsteuersätze für Printpublikationen (7 Prozent) und für digitale Publikationen (19 Prozent) behindert. Sie fordern deshalb den reduzierten Mehrwertsteuersatz auch für digitale Produkte. Und eine künftige Novellierung des Urheberrechts sollte ein "Grundrecht" für Autoren beinhalten, "ihre Ergebnisse im Sinne eines freien Zugangs der Wissenschaft zu Informationen im Open Access publizieren zu können".

Der "Allianz" gehören mit der Fraunhofer-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, der Leibniz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und der Hochschulrektorenkonferenz die klassischen fünf Säulen der universitären und außeruniversitären Forschungslandschaft in Deutschland sowie die Alexander von Humboldt-Stiftung, der Deutsche Akademische Austauschdienst, die Deutsche Forschungsgemeinschaft und der Wissenschaftsrat an. (Richard Sietmann) / (jk)