XFCE 4.18: Leichtgewichtiger Linux/Unix-Desktop in neuer Version

Zwei Jahre nach der letzten Ausgabe liegt der XFCE-Desktops in Version 4.18 vor, die Funktionen ergänzt und die Portierung auf Wayland angeht.

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XFCE Desktop

(Bild: Screenshot)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • David Wolski

Etwas früher als ursprünglich geplant konnten die XFCE-Entwickler die neue Version 4.18 der Desktopumgebung freigeben. Der schlanke XFCE-Desktop erschien erstmals vor 25 Jahren und konnte bis heute unter Linux und Unix-ähnlichen Systemen jene Anwender an sich binden, denen Gnome sowie KDE Plasma zu eigenwillig oder zu ressourcenhungrig sind. In der Ausgabe 4.18 geht XFCE erstmals die Wayland-Portierung seiner Komponenten an – ein längeres Unterfangen, das laut den Entwicklern wohl auch in der nächsten Version noch nicht abgeschlossen sein wird. Den aktuellen Fortschritt dokumentiert das XFCE-Projekt auf einer eigenen Seite.

Aber auch an der Oberfläche geizt XFCE 4.18 nicht mit sichtbaren Änderungen und ergänzten Komfort-Funktionen, welche die Kurzfassung der Release Notes mit etlichen Screenshots aufzählt. Dazu behebt die neue Version laut der Gitlab-Seite des XFCE-Projekts insgesamt 2300 Bugs und offene Punkte seit dem Umzug auf die selbst gehostete GitLab-Instanz vor einem Jahr.

Den größten Schwung an Neuerungen hat diesmal der Dateimanager Thunar mitbekommen. Neben der Adressleiste ist jetzt eine rekursive Suchfunktion zu finden, die das Dateisystem ausgehend vom aktuellen Ordner durchforstet. Das Eingabefeld filtert dabei die Namen von Verzeichnissen und Dateien nach der eingegebenen Zeichenkette. Eine Schaltfläche gibt die Sucheingabe auch Wunsch an das mächtigere Tool Catfish weiter, falls dieses installiert ist.

Eine von KDE Plasma inspirierte Funktion kann das Dateifenster in Thunar in zwei unterschiedliche Orderansichten per Druck auf die F3-Taste teilen – besonders nützlich für die üblichen Dateioperationen, die jetzt auch eine Undo-Funktion für die letzten zehn Schritte erhalten haben. Die benutzerdefinierten Aktionen für Dateien können jetzt mit Untermenüs versehen werden, um dem Dateimanager mit Shell-Befehlen und eigenen Scripts neue Fähigkeiten beizubringen.

Optional gibt es in der Seitenleiste eine Vorschau von Bilddateien. Für individuelle Marker im Dateisystem können Dateisystemobjekte über das Kontextmenü farblich hervorgehoben werden. Diese Erweiterung ist im Zuge des Google Summer of Code 2022 entstanden.

XFCE 4.18 möbellt den Dateimanager Thunar auf. Eine teilbare Ordneransicht und selbst definierbare Tastenkürzel kommen fortgeschrittenen Anwendern entgegen.

(Bild: Screenshot)

Häufiger benötigte Funktionen braucht man in den Untermenüs des Dateimanagers nicht lange zu suchen, denn eine konfigurierbare Symbolleiste kann diese aufnehmen. Wer lieber mit der Tastatur arbeitet, kann in den Einstellungen viele der Funktionen auf Tastenkürzel legen. Dieser Dialog ist ein neues, übergreifendes Element (Widget) in XFCE 4.18 und ist nicht nur im Dateimanager, sondern auch im XFCE-Texteditor und im Terminalfenster vorhanden.

Die XFCE-Leiste hat neue Einstellungen zur pixelgenauen Platzierung erhalten und lässt sich jetzt immer vor Programmfenster schieben. Verspielte Naturen können sich in der Leiste die Uhrzeit in binärer Darstellung anzeigen lassen. Und noch mehr Spielerei: Der Compositor des XFCE-Fenstermanagers Xfwm unterstützt über GLX (OpenGL Extension für das X-Window-System) dezente Effekte wie Schattenwurf und Transparenz, um etwa das Terminalfenster durchscheinend zu machen. Ab XFCE 4.18 beherrscht dieser Compositor adaptives Vsync, um dabei hässliches Tearing beim Verschieben solcher Fenster zu vermeiden. Bei allen diesen Ergänzungen und trotz des Updates auf GTK 3.24 ist XFCE eine Desktop-Umgebung mit kleinem Ressourcenhunger geblieben und belegt weiterhin nur zwischen 500 und 600 Megabyte ohne laufende Programme.

Dies sind nur die Highlights der neusten XFCE-Version, während alle Änderungen akribisch in den mittlerweile nachgelieferten Release Notes aufgelistet sind. Es wird nicht lange dauern, bis erste Linux-Systeme mit dem neuen XFCE 4.18 als Desktop vorliegen. Ziemlich flott ist dabei die Ubuntu-Variante Xubuntu, die mit der täglichen Vorschauversion auf Xubuntu 23.04 schon einen benutzbares XFCE 4.18 ausliefert. Dies ist aktuell die einfachste Möglichkeit, die aufgefrischte Desktop-Umgebung in einem Live-System anzusehen und zu installieren. Auch für openSUSE Tumbleweed gibt es wieder ein Repository mit der frischen Git-Version von XFCE zum Nachrüsten bereit.

(dmk)