ZDF bringt Webcams ins Fernsehen

Der Film "Das Webcamprojekt – in 120 Minuten um die Welt" ist aus dem Bildmaterial von über 100 Webcams montiert.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Mit einer "innovativen Fernsehsendung" will das ZDF "erneut Pionierarbeit im umkämpften Feld multimedialer Unterhaltungsformen leisten". Der Film Das Webcamprojekt – in 120 Minuten um die Welt ist aus dem Bildmaterial von über 100 Webcams montiert.

Ausgangspunkt der virtuellen Weltreise, die am 5. März um 0.25 Uhr gezeigt werden soll, ist die University of Cambridge, wo Quentin Stafford-Fraser 1991 die erste Webcam installierte. Um sich den weiten Weg zur einzigen Kaffeemaschine des Instituts zu ersparen, brachte Stafford-Fraser eine kleine Kamera an der Kaffeemaschine an und speiste das Signal ins Internet ein. Mit Quentin Stafford-Fraser als virtuellen Gastgeber sehen die Zuschauer "in einem zweistündigen Bilderrausch" Landschaftsimpressionen, Unterwasseraufnahmen, Satellitenbilder und kuriose Kameraperspektiven mit Interviewpassagen.

Auf der virtuellen Reise haben die Filmemacher auch an umstrittenen Stationen halt gemacht; so interviewen sie beispielsweise Sheriff Joe Arpaio aus Phoenix. "Ich will, dass die jungen Leute in Amerika und in der ganzen Welt sehen, wie unser Justizvollzugssystem funktioniert", sagt der Sheriff – deshalb hat er im Madison Street Jail vier Webcams installiert. Über Mikrofone werden dabei sogar die Gespräche der Gefangenen öffentlich. Für Arpaio ein Beweis, dass bei ihm alles mit rechten Dingen zugeht. Kritische Stimmen ignoriert er: "Wir haben nichts zu verbergen, die ganze Welt kann dies bezeugen."

Nestor Zaluzec aus Chicago dagegen will mit Webcams die Wissenschaft voranbringen. Seit sechs Jahren arbeitet der Wissenschaftler an seinem Tele-Presence Microscopy Collaboration Project. Ziel ist es, ein drei Meter hohes und viel Millionen US-Dollar teures Mikroskop anderen Wissenschaftlern per Internet zu Lehr- und Forschungszwecken zur Verfügung zu stellen: "Stellen Sie sich vor, sie müssen nicht mehr von Deutschland nach Chicago fliegen, um dieses Mikroskop zu benutzen."

Über Monate hinweg wurden für das Projekt von einem vierköpfigen Team des Mainzer Instituts für Mediengestaltung und Medientechnologie die interessantesten Webcams der Welt ausfindig gemacht. Die einzelnen Bilder wurden abgespeichert, zu kurzen Zeitraffersequenzen zusammengesetzt und anschließend grafisch gestaltet. Selbst die Interviews wurden per Webcam realisiert. Ohne Kamera und Dreharbeiten entstand Das Webcamprojekt so vollständig im Computer. (wst)