Zahl der neuen Internetadresszonen ungewiss

Nach .biz, .museum, .info oder zuletzt .asia und .tel sollen .com, .net und .org weitere Konkurrenten bekommen: Ab Oktober 2008 will die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) zum dritten Mal Bewerbungen entgegennehmen.

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Von
  • Monika Ermert

Ab Oktober 2008 will die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) zum dritten Mal Bewerbungen um neue Internetadresszonen entgegennehmen, dann in einem Standardverfahren, das für die kommenden Jahre eine regelmäßige Einführung neuer Adresszonen erlauben soll. Nach .biz, .museum, .info oder zuletzt .asia und .tel sollen .com, .net und .org weitere Konkurrenten bekommen. Für April kündigte Kurt Pritz, Vizepräsident der ICANN, beim Treffen der privaten Netzverwalter in Delhi einen Entwurf der Ausschreibungsbedingungen (PDF-Datei) an. ICANNs Vorstand forderte das hauptamtliche Büro auf, rasch die ausstehenden Fragen für die Erweiterung des Namensraums zu klären.

Nicht festlegen wollte sich ICANNs Spitze vorerst beispielsweise in der Frage nach den Gebühren, die die privaten Netzverwalter den Bewerbern für das Verfahren auferlegen wollen. Noch nicht einmal, ob der Betrag im fünf- , sechs- oder siebentelligen Bereich liegen soll, mochten Pritz und ICANN-Chef Paul Twomey sagen. Man sei aktuell dabei, unterstützt von externen Beratern alle Kosten, die im Zulassungsverfahren (PDF-Datei) entstehen, zu bepreisen. Zudem gelte es einige Risiken, die für ICANN mit dem Verfahren verbunden seien, zu berücksichtigen und auch dafür Geld zurückzulegen.

In den Bewerbungsverfahren sollen die technische und wirtschaftliche Solidität der Bewerbungen geprüft werden. Noch schwer abzusehen ist, wie häufig sich für eine einzelne Adresszone (Top Level Domain, TLD) gleich mehrere Bewerber melden und wie ICANN damit und mit Einsprüchen gegen eine Adresszone umgehen will. Verschiedene Mitglieder des ICANN-Vorstands wiesen auf die Schwierigkeit hin, Entscheidungsverfahren dafür zu etablieren, wann eine Adresse einer bestehenden zu ähnlich ist und daher abgelehnt werden muss. Immer wieder haben in der Vergangenheit Markenrechtsinhaber bei Second Level Domains gegen mögliche "Nachahmer" geklagt, allerdings wird dabei das Markenrecht nicht selten auch gegen Kritiker oder politische Kampagnen eingesetzt.

"Wir glauben, dass es buchstäblich Millionen von TLD-Begriffen gibt, die nicht streitig sind und gegen die es keinen Einspruch geben sollte", sagte Pritz. Darüber gehen die Meinungen allerdings auseinander. Manche Experten warnen davor, dass es für die Mehrzahl der denkbaren Begriffe Widerspruch gibt. "Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass speziell und einmalig in dieser Runde zwei oder drei oder sogar fünf Adressendungen hoch umstritten sein werden und dass diese Konkurrenzsituation eine Menge Geld in ICANNs Budget spülen wird", sagte Elliot Noss, CEO des Registrars Tucows. Der spanische Anwalt Amadeu Abril i Abril sagte dagegen, er rechne nicht mit einem großen Run auf neue Adresszonen. "Wir reden immer davon, dass wir Hundertausende neuer TLDs bekommen", sagte er.

"ICANN sollte alle Registries, die 2000 und 2004 zugelassen wurden, auffordern, ihre Erträge aus dem TLD-Betrieb der vergangenen Jahre zu veröffentlichen. Da dürfte es manche Überraschung geben. Ich denke, ganz wenige von denen können überhaupt ihre Kosten durch den TLD-Betrieb erwirtschaften." Szenarien wie die Bewerbung um "Vanity-TLDs", also etwa .mayer, widersprechen laut Abril i Abril dabei auch der Idee vom Namensraum als einer öffentlichen Ressource. (Monika Ermert) / (se)