Zeitungsverleger: Nur wer online präsent ist, hat eine Chance

Neben Texten und Bildern müssten Online-Zeitungen künftig verstärkt auch Videomaterial anbieten, verdeutlichte der Vorsitzende des Zeitungsverlegerverbands Nordrhein-Westfalen, Clemens Bauer, bei der ZVNRW-Jahreshauptversammlung in Velen.

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  • dpa

Die Zeitungen wollen mit der Stärke ihrer Marken und dem Vertrauen der Leser auf ihre Seriosität und Kompetenz auch online punkten. "Zeitungen können im digitalen Zeitalter den publizistischen und wirtschaftlichen Wettkampf nur bestehen, wenn sie online gehen", sagte der Vorsitzende des Zeitungsverlegerverbands Nordrhein-Westfalen (ZVNRW), Clemens Bauer, am Donnerstag bei der Jahreshauptversammlung in Velen (Kreis Borken). Vor globalen Anbietern im Internet müsse sich keine Zeitung fürchten, sagte Bauer: "Unser Vorteil und unsere Stärke liegen darin, dass wir in unseren Verbreitungsgebieten zu Hause sind und wir die Nähe zu unseren Lesern und unseren Werbekunden haben."

Die Auflage der Zeitungen in Deutschland sei zwar im vergangenen Jahr um 2,3 Prozent gesunken. Die Reichweite liege aber fast unverändert bei über 73 Prozent, sagte Bauer. "Das heißt, drei von vier Deutschen lesen täglich mindestens eine Zeitung." Online-Zeitungen und gedruckte Ausgaben könnten im Zusammenspiel zusätzliche Leser gewinnen und neue Werbemöglichkeiten eröffnen. "Die Stärke, die Kompetenz, die wir bei der seriösen Aufbereitung von Information und Service in unseren Printmedien haben, sind unser Kapital. Das müssen wir in unseren Online-Zeitungen ausspielen."

Der Medienwissenschaftler Prof. Norbert Bolz von der TU Berlin unterstützte diese Strategie. "Wir sind Tag für Tag mit unendlich vielen Informationen konfrontiert, die wir gar nicht mehr verarbeiten können", sagte Bolz. Die Menschen suchten deshalb nach Empfehlungen, auf die sie vertrauen könnten: "Das ist die Schlacht, die im Internet geschlagen wird – die Schlacht um das Ansehen." Zeitungen bieten nach Aussage von Bolz diese Orientierung. "Sie unterscheiden, was wichtig und was unwichtig ist. Nichts ist im 21. Jahrhundert wichtiger und begehrter als Urteilskraft."

Die Online-Ausgaben der Zeitungen müssen nach Ansicht Bauers multimedial sein und neben Texten, Bildern und O-Tönen auch Videos bieten. Videos dürften nicht nur von außen zugekauft werden, forderte Bauer. Die Verlage sollten eine eigene Video-News-Kompetenz aufbauen und eine Plattform schaffen, um ihre Beiträge untereinander auszutauschen. Beschränkungen für Verlage, die im Internet Videos anbieten, dürfe es nicht geben, sagte Bauer: "Videobeiträge in Online-Zeitungen sind nicht Rundfunk, sie sind Presse." Das Rundfunkrecht gelte deshalb für solche Angebote nicht.

Bauer, der bei den Vorstandswahlen für weitere zwei Jahre im Amt bestätigt wurde, verlangte von der Landesregierung, dass die Beschränkungen, die für Beteiligungen von Verlagen an Radio- und Fernsehsendern gelten, aufgehoben werden. "Auch Mehrheitsbeteiligungen müssen möglich sein." Umgekehrt dürften sich die öffentlich-rechtlichen Sender aber nicht mit Gebührengeldern zu Multimediaanbietern zulasten der Verlage entwickeln. Flächendeckende Lokalberichterstattung oder Werbung müssten ARD und ZDF im Internet untersagt bleiben. Daran ändere auch die Zusammenarbeit des Westdeutschen Rundfunks und der WAZ Mediengruppe nichts. Die WAZ-Gruppe bezieht für ihren Online-Auftritt DerWesten.de Fernsehbeiträge vom WDR. (dpa) / (pmz)