Zwist in der EU verlangsamt Galileo-Projekt

Madrid blockiert die Einigung zwischen Berlin und Rom für das europäische Satelliten-Navigationsprojekt.

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Von
  • Torge Löding

Immer wieder gerät das europäische Satelliten-Navigationsprojekt Galileo zum Zankapfel der EU-Mitgliedsstaaten. Nachdem der monatelange Streit zwischen Deutschland und Italien beigelegt wurde, blockiert nun angeblich die spanische Regierung das Projekt, heißt es in einem Bericht der Financial Times Deutschland.

Gilles Gantelet, der Sprecher der zuständigen EU-Verkehrskommissarin Loyola de Palacio, äußerte gegenüber der Zeitung, das genze Projekt werde scheitern, wenn der Konflikt nicht bis zum Sommer gelöst werde. Bis 2008 sollen für das 3,5 Milliarden Euro teure Navigationssystem insgesamt 30 Satelliten ins All geschossen werden, die den gesamten Globus abdecken und letztlich eine präzisere Navigation ermöglichen als der US-Konkurrent GPS (Global Positioning System). Die Entwicklungsphase soll in diesem Jahr beginnen. Geplant ist zunächst der Start von vier Test-Satelliten. Die Industrie erhofft sich davon europaweit bis zu 100.000 neue Arbeitsplätze.

Deutschland und Italien hatten Ende März vereinbart, dass sie zu jeweils 17,5 Prozent an der ESA-Finanzierung beteiligt werden. Der Sitz des Industriekonsortiums Galileo Industrie soll in Ottobrunn bei München liegen. Das Ingenieurbüro soll nach Rom kommen.

Gegen den Kompromiss wehrt sich nun die Regierung in Madrid. Wegen des spanischen Widerstands wurde die Sitzung der europäischen Weltraumagentur in der vergangenen Woche ausgesetzt. Madrid, so zitiert die FTD EU-Kreise, fürchtet, durch die Vereinbarung an den Rand gedrängt zu werden. So teilen sich Deutschland, Italien, Frankreich und Großbritannien einen ESA-Anteil von 70 Prozent -- Spanien kommt dagegen nur auf neun Prozent. Nach Angaben aus der Kommission dringt Madrid nun auf einen Zehn-Prozent-Anteil, um seinen Einfluss auf das Projekt zu stärken. (tol)