c't 3003: Die besten Smartphones im Duell mit echten Kameras

Können iPhone, Samsung, Xiaomi und Co inzwischen mit echten Kameras mithalten? c't 3003 vergleicht aktuelle Smartphones mit einer Kompakt- und Vollformatkamera.

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Lesezeit: 25 Min.

Mit jeder neuen Smartphone-Generation wachsen die Fähigkeiten der integrierten Kamerasysteme. Mehr Megapixel, größere Sensoren, mehrere Brennweiten und natürlich KI-Unterstützung sollen für immer bessere Fotos sorgen. c't 3003 möchte wissen, wie sich die Kameras der Flaggschiff-Smartphones der wichtigsten Hersteller unterscheiden. Wo liegen ihre Stärken und Schwächen und wie schlagen sie sich im Vergleich zu "echten" Systemkameras?

(Hinweis: Es handelt sich hier um einen Bonusinhalt für Menschen, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Die Informationen auf der Bildspur gibt das Transkript nicht wieder.)

Guckt mal hier, diese Bilder sind mit den aktuellen Flaggschiff-Smartphones gemacht. Von Apple, Samsung, Xiaomi, Google, Huawei und Sony. Und dann haben wir noch diese Bilder gemacht mit so richtigen Kameras. Der Ricoh GR IIIx und der Canon EOS R8. Und ja, auf den ersten Blick können die Smartphones da schon echt gut mithalten. Ich wette, bei vielen Bildern würdet ihr gar nicht den Unterschied bemerken. Hier zum Beispiel ist das Smartphone oder High-End-Consumer-Kamera? Oder hier?

Ganz ehrlich, ich fotografiere eigentlich nur noch mit meinem Smartphone, einfach, weil ich es immer dabeihabe. Die beste Kamera ist die, die man dabeihat. Wir schauen uns heute mal an, wie gut aktuelle Smartphones fotografieren können und vor allem wie sie sich im Vergleich zu großen Kameras schlagen. Wir haben insgesamt sechs Smartphones in diesem Test: Apple iPhone 14 Pro, Google Pixel 7 Pro, Huawei P60 Pro, Samsung Galaxy S23 Ultra, Sony Xperia 1.5 und das Xiaomi 13 Ultra. Jedes einzelne davon 30 Minuten jetzt intensiv anzuschauen, würde den Rahmen von so einem 3003-Video hier sprengen. Deshalb dachten wir uns, wir konzentrieren uns bei jedem der Smartphones einfach auf die Stärken und Schwächen, die uns beim Test besonders aufgefallen sind. Ja, und dann vergleichen wir das halt noch mit den richtigen Kameras. Und das machen wir nicht einfach nach dem "Mir gefällt dieses Bild besser"-Prinzip, sondern gehen dafür so richtig wissenschaftlich ins c‘t-Fotolabor und danach fotografieren wir noch im Zoo. Bleibt dran.

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Ja, also dass Smartphones immer dichter an richtige Kameras rankommen, das ist ja nix Neues. Und wir haben ja auch schon mal ein Video zum Thema Galaxy S23 Ultra und Mondfotografie gemacht und damals sind die Meinungen dazu, ob es okay ist, wenn Handys durch KI Bilder optimieren, manipulieren, wie auch immer, wie man das nennen möchte. Die Meinungen sind auf jeden Fall auseinandergegangen.

Wir wollen auf jeden Fall jetzt mal feststellen, wie unterscheiden sich denn die aktuell besten Handys auf dem Markt, was ihre Kameras angeht und vor allem auch, wie groß ist der Unterschied zu einer klassischen Systemkamera und einer eher teureren High-End-Consumer-Kamera, die schon ohne Objektiv, also nur für den Body, 1800 Euro kostet. Als Objektiv haben wir für unseren Test für die Canon ein RF 24-240mm benutzt. Das kostet ungefähr 1000 Euro und hat einen ähnlichen Brennweitenbereich wie einige der getesteten Smartphones. Aber an der Stelle nochmal ein Disclaimer: Klar, die Canon EOS R8 ist jetzt nicht das allerbeste vom Besten, aber das ist vielleicht noch die Preisklasse, in deren Vergleich noch einigermaßen Sinn ergibt. Also klar, passionierte Hobbyfotografen haben bestimmt noch bessere Kameras, aber da wäre der Vergleich zum Smartphone irgendwie komisch. Zumindest 2023 noch. Schauen wir mal, was es da noch wird.

Ich hab's ja gerade schon gesagt, bei der c‘t testen wir Fotos nicht nach dem "sieht für mich besser aus"-Prinzip, sondern wir haben dafür ein richtiges Labor. Zwar ohne weiße Kittel, aber mit Messtechnik, die dann eben genau feststellt, welche Kamera wie hoch auflöst und wie stark die Bilder rauschen. Dazu gibt es solche Messtafeln und die hat mir meine Kollegin Sophia mal erklärt. Sophia, warum dieses Testbild? Also warum ist da Garn und warum sind da Farbstifte? Was ist da los?

Sophia: Ja, das ist die berühmte c‘t-Testszene. Die ist alt, wahrscheinlich so alt wie ich. Obwohl die quasi schon so alt ist, stellt sie auch noch aktuelle Kameras quasi vor massive Herausforderungen. mit diesen feinen Garnstrukturen hier. Das ist ja schon für unser Auge ziemlich schwierig zu differenzieren. Aber auch eben hier mit der Platine oder auch, man glaubt es kaum, auch diese Blume mit ihrem fiesen Rot und diesen kleinen Sprenklern und diesen kleinen Blüten und auch diese verschiedenen Stifte hier mit den ganz vielen verschiedenen bunten Farben. Wir haben ja auch hier noch mal so ein Color-Chart. Das sind einfach Sachen, mit denen haben auch moderne Kameras immer noch ganz schön in ihre, Schwierigkeiten. Und hier verschaffen wir uns einfach so einen ersten subjektiven Bildeindruck, dass wir schon mal sehen können, wo hat die vielleicht ein bisschen mehr Probleme, die Kamera, was kriegt die vielleicht besser hin? Das haben wir quasi von allen Kameras, die wir seit jeher durchmessen, haben wir dieses Bild. Also wir können es halt auch tatsächlich mit Kameras von vor zehn Jahren vergleichen. Das macht es halt auch so attraktiv. Also so ein Graukeil, das sind natürlich so Standards. Oder hier so ein Siemens-Stern mit diesen Linienstrukturen, das ist ein Standard. Das sind natürlich Sachen, die kann man standardisiert einkaufen. Aber der Rest ist schon ein bisschen selbst ausgedacht und selbst gemacht. Man sieht ja auch hier manchmal noch die Kleber.

Keno: Muss man denn auch, z.B. diese Dinger hier, die bleichen die nicht aus? Muss man das regelmäßig austauschen?

Sophia: Das ist tatsächlich noch nicht ausgetauscht. Aber hier ist es ja auch eigentlich immer dunkel. Wenn wir nicht messen, das ist ja ein komplett schwarzer Raum. Einfach auch, damit es hier keine komischen Reflexionen beim Messen geben kann. Wir haben hier eine standardisierte Schiene im Boden, wo wir unser Stativ, auf dem die Kameras oder die Smartphones auch immer stehen, immer schön alles genau ausrichten können. Es herrschen hier immer gleiche Temperaturen von 21 Grad. Also es ist, glaube ich, schon ein sehr optimaler Raum, um Dinge am Leben zu erhalten. Wir versuchen hier Tageslichtbedingungen zu simulieren. Das ist wichtig, dass wir quasi, wir testen die Kameras schon unter optimalen Bedingungen. Hier mit den Lampen simulieren wir Tageslichtbedingungen, dass wir wissen, der Raum kann nicht schuld sein, wenn das Bild blöd aussieht. Das muss man ja auch irgendwie ausschließen können. Und Tageslicht, das sind so 1100 Lux etwa, die wir hier erreichen, die leuchten quasi unsere Testscharts eben optimal aus.

Keno: Ihr könnt auch Dämmerung simulieren?

Sophia: Genau, das ist vor allem bei den Smartphones wichtig. Da kann man ja oft, kann man da nicht einstellen, mit was für einer Sensorempfindlichkeit die arbeiten sollen. Und dann treiben wir die natürlich in den Nachtmodus aktiv, indem wir die Beleuchtung hier runter dimmen. Das können wir mit den Reglern hinten an der Lampe. Ich mach das mal. Aha, wir können es hier richtig schön dunkel machen. Dann treibt man das ein oder andere Smartphone in den Nachtmodus und kann dann eben gucken, was es da macht. Oder auch eben die Kamera zwingt man dann auch in höhere ISO-Stufen und kann sich dann anschauen, wie sieht denn das Rauschen eigentlich aus.

Keno: Also jetzt hast du ja dieses Testbild mit diesen psychedelischen Sternen, in die man nicht reingucken soll. Wozu macht ihr das?

Sophia: Na ja, hier mit diesen Sternen, du siehst ja, die Linien werden ja immer feiner. Können wir relativ genau beurteilen, wie die Auflösung von Objektiven oder Kameras ist. Bei Objektiven beurteilen wir die Auflösung über verschiedene Blendenstufen. Und bei Kameras beurteilen wir die Auflösung, wenn es beispielsweise ein bisschen schlechtere Lichtverhältnisse sind, was ist dann von der Auflösung, die der Hersteller angibt, noch übrig? Und das machen wir mithilfe dieser Sterne. Davon machen wir halt auch quasi ein Bild. Und dann können wir diese Aufnahme in eine Messsoftware einspielen. Und diese Messsoftware, die gibt uns dann quasi die Werte aus, die wir dann halt wollen. Die sagt uns genau, wie hoch ist die Auflösung in Linienpaaren pro Bildhöhe.

Keno: Auch an unterschiedlichen Stellen?

Sophia: Theoretisch, also nicht theoretisch, praktisch für jeden einzelnen Stern. Wir benutzen tatsächlich die Mitte und die Ränder, die äußeren Ränder. Die sind uns wichtig, auf die schauen wir genau.

Keno: Und was kommt da dann konkret für eine Angabe raus? Du hast gerade gesagt Linienpaare.

Sophia: Genau, da kommt dann die Angabe Linienpaare pro Bildhöhe raus. Die spiegelt im Prinzip die Sensorauflösung wieder. Das ist quasi die Größe, mit der wir dann einschätzen können. Aha, ist das, was da auf dem Sensor draufsteht, beziehungsweise was der Hersteller auf den Sensor schreibt, kommt das tatsächlich dann auch raus? Kommt diese Detailtreue oder die Auflösung tatsächlich im Bild raus?

Keno: Aber das kann ja auch durch die Objektive kaputt gemacht werden?

Sophia: Das kann durch die Objektive kaputt gemacht werden. Deswegen, wenn wir wissen, wir messen eine Kamera, dann werden wir auf jeden Fall ein Objektiv uns raussuchen, von dem wir wissen, das ist richtig gut. Und wir werden das auch mit Einstellungen benutzen, von denen wir wissen, da zeigt das Objektiv seine beste Leistung. Das machen wir, wenn wir eine Kameramessung machen. Und wenn wir ein Objektiv messen, dann holen wir uns meistens das professionellste, hochwertigste Modell aus der Familie, sodass die Kamera nicht das Bottleneck ist. Und messen dann damit das Objektiv unter verschiedenen Gesichtspunkten durch. Aber die Software selber tatsächlich nimmt JPEGs. Die werten wir dann aus und dann können wir im Prinzip sagen, wie die Auflösung über den Bildbereich sich verhält.

Keno: Da könnte ich mir vorstellen, da merkt man noch einen großen Unterschied zwischen Smartphones und Kameras?

Sophia: Ich finde ja immer so, man kann sagen, Smartphones und Kameras vergleichen ist ein bisschen wie Apple mit Birnen vergleichen. Die Smartphones machen ja auch eine ganz andere Art der Bildoptimierung. Die verrechnen ganz viele verschiedene Bilder. Die rechnen ja von ihrer Sensorauflösung, was weiß ich, 48 Megapixel, rechnen die auf 12 runter.

Keno: Aber das müsste sich dann ja widerspiegeln.

Sophia: Ja genau, die 12 Megapixel Bilder haben entsprechend immer 100% volle Auflösung. Das zeigt sich dann immer erst, wenn man quasi den hochauflösenden Modus wählt. Das bieten ja auch nicht alle an. Das ist das Google Pixel beispielsweise bietet das gar nicht an, dass man in diesen hochauflösenden Modus gehen kann.

Keno: Aber du meinst sozusagen bei Samsung bei den 200 Megapixeln beispielsweise oder das Xiaomi?

Sophia: Da können wir dann gucken, schaffen das die kleinen Linsen überhaupt diese enorme Auflösung auszugeben oder hat man da tatsächlich was davon? Und in unserem Test kam jetzt eben raus. Naja, so die 200 Megapixel. Sieht gut aus. Sieht gut aus, sieht ein bisschen besser aus. Ja, aber sieht vor allem gut in den Specs aus. Ja, cool.

Keno: Ja, genau, sieht gut in den Specs aus, aber halt nicht immer auf den Fotos. Also bei Smartphones hat es ja lange einen richtigen Megapixel-Krieg gegeben und die Hersteller wollten sich mit immer mehr Megapixeln überbieten. Das macht aber nur bedingt Sinn, wenn man sich die kleinen Sensoren in den Smartphones anschaut. Und auch wenn die Smartphone-Bilder immer besser werden, die Sensoren bleiben meistens gleich groß. Zumindest fünf der Smartphones aus unserem Test haben einen 1/2,5 Zoll Sensor. Nur das Xiaomi hat einen echten Typ 1-Zoll Sensor. Die „echten“ Kameras aus unserem Test haben einen APS-C Sensor, beziehungsweise die Canon ist eine der günstigsten Kameras mit Vollformatsensor. Das ist dann 35-mal so groß wie die kleinen Sensoren aus den Smartphones. Also hier seht ihr nochmal die Größenvergleiche.

Um die kleineren Sensoren auszugleichen, haben sich die Smartphone-Hersteller einen Trick einfallen lassen. Die legen die Pixel einfach zusammen. So machen die 48 oder 50 Megapixel-Handys oft standardmäßig Aufnahmen mit 12 Megapixeln und legen die einzelnen Pixel zusammen, um mehr Licht zu bekommen. Pixelbinning heißt das. Denn mehr Licht ist ja besseres Bild. Ist klar. Mit unserer Messtechnik messen wir aber auch, wie stark die Bilder rauschen. Und rein von dem, was unsere Messsoftware ausgegeben hat, müssten einige der Smartphones eigentlich rauschen wie blöd. Tun die aber gar nicht und das liegt an der Softwareoptimierung, die eben bei dunkler Umgebung durch den Einsatz von KI nachbessert. Das führt aber dazu, dass die Bilder zwar gut aussehen, dafür aber Strukturen auf den Testbildern zeigen, die es so gar nicht gibt.

Also beim Samsung und Xiaomi Smartphone und auch etwas leichter beim iPhone ist uns aufgefallen: Die haben in unserer Testszene eine Graustruktur angezeigt, die eigentlich gar nicht da sein sollte. Die Struktur sieht total regelmäßig aus und erinnert ein bisschen an das Muster von Rauputz oder so und das waren eben auch die Smartphones, bei denen die Software das höchste Rauschen erkannt haben wollte. Das Sony-Smartphone war da etwas dezenter, hatte einen vergleichsweise nur etwas höheren Rauschwert als die große Canon und kommt deutlich näher an das Testbild der Canon-Kamera heran. Diese Bildoptimierung sorgt eben für auf den ersten Blick bessere Aufnahmen, aber auch für ungewollte Verrechnungsartefakte beim Nachschärfen. Die Smartphones von Samsung, Apple, Huawei und Xiaomi waren davon besonders betroffen. Sony hat dagegen einen relativ cleanen Look.

Zusätzlich zum Rauschen können wir im Labor noch die “echte” Auflösung der Kameras messen. Weil die maximal möglichen Auflösungen nach den Megapixeln bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen nicht immer erreicht werden, lohnt es sich auch hier genauer hinzuschauen. In der Standard-12 Megapixel-Auflösung kommen eigentlich alle Smartphones an die volle Auflösung heran. Die Ricoh und Canon Kamera schaffen auch beide die volle Auflösung in unserem Test.

Vier der Test-Smartphones können auch Bilder in den vollen Sensorauflösung machen. Also 48 bzw. 50 oder sogar 200 Megapixel. Und hier sind die Ergebnisse deutlich unterschiedlicher. Während das Xiomi auch hier die volle Auflösung der 50-Megapixel erreicht, verbessert sich das Huawei nur minimalst im Vergleich zur Standardauflösung. Und das Samsung Galaxy S23 Ultra, das mit 200 Megapixeln auf dem Papier deutlich vorne liegt, schafft nur 65 Prozent der maximal möglichen Auflösung im High-Res Modus ist damit aber immer noch vor den anderen Smartphones. Wie krass der Unterschied zwischen High-Res und normaler Auflösung sein kann, zeigt auch das iPhone. Hier einmal ein normales Bild und hier das gleiche in High-Res. Und da sieht man hier beim Helikopter schon einen deutlichen Unterschied.

Beim Dynamikumfang, also wie viele unterschiedliche Helligkeitsstufen sich in einem Bild einfangen lassen, unterscheiden sich die aktuellen Smartphones fast gar nicht mehr von großen Kameras. Während die Canon EOS R8 in unserem Test auf 12,4 Blendstufen kommt - ein guter Wert – schließt das Google Pixel schon mit 12,2 an. Und selbst das Smartphone, das hier am schlechtesten abschneidet, das Galaxy S23 Ultra ist mit 10,4 Blendstufen immer noch etwas besser als die Ricoh-Systemkamera. Das schaffen die Smartphones, indem sie mit Algorithmen mehrere unterschiedlich belichtete Aufnahmen zu einer kombinieren. Also in diesem Punkt sind aktuelle Smartphones wirklich auf dem Niveau von richtigen Kameras angekommen. Hier seht ihr übrigens die Messwerte von allen Testgeräten nochmal zusammengefasst.

Ja, gut, also so Laborfotos für einen Test sind superwichtig. Wir wollen aber natürlich auch wissen, wie sich die Geräte in freier Wildbahn verhalten. Und wo geht man hin? Natürlich in den Zoo, ist doch klar.

Da haben wir einmal Objektive und Brennweiten. Und guck mal hier, die Kameras der Smartphones kommen sehr unterschiedlich dicht an das gleiche Motiv ran. Denn alle Smartphones aus unserem Test haben mehrere Kameralinsen verbaut. Die sind für unterschiedliche Brennweiten gut, also wie weit man ins Motiv reinzoomen kann. Und schon da gibt es krasse Unterschiede zwischen den Smartphones. Also Apple, Google und Huawei haben je eine Telelinse eingebaut und Xiaomi zwei und Sony hat mit dem Xperia 1V das erste Smartphone mit echtem optischem Zoom zwischen 85 und 125 mm auf den Markt gebracht. Das ist bemerkenswert, weil das lange für quasi nicht umsetzbar gehalten wurde in so einem kleinen Gehäuse. Aber technisch dann doch eher am Anfang. Die Variablen 85 bis 125 mm sind eher im unteren Bereich gut.

Insgesamt haben uns im kurzen Telebereich, das sind so 100 mm, vor allem das Huawei P60 Pro, das Xiaomi 13 Ultra und das Google Pixel 7 Pro überzeugt. Wer richtig nah an die Motive heran möchte, fährt mit Huawei oder Samsung am besten. Selbst bei 10-fach Zoom liefern die Smartphones noch gute Bilder. Und das, obwohl Huawei im Gegensatz zu Samsung gar keine entsprechende Telelinse verbaut hat. Hier ist die Software wirklich gut. Wer noch näher an das Motiv heran möchte, kommt fast nicht am Galaxy S23 Ultra vorbei. 230 mm Brennweite stecken in einer der fünf Kameras. Manchmal sieht das auch noch ganz annehmbar aus. Oft aber auch so wie hier, also eher wie so ein Ölgemälde als ein echtes Foto.

Und auch wenn wir gerade im Labor gemessen haben, dass die Smartphones in der normalen 12-Megapixel-Auflösung alle die volle Auflösung schaffen, in der Realität unterscheiden sich die Bilder dann doch deutlich. Das iPhone, das Huawei, das Samsung und das Xiaomi schärfen deutlich sichtbar nach und erzeugen so Verrechnungsartefakte. Das Pixel und das Sony-Smartphone schärfen weniger stark nach. Dadurch wirken die Bilder weicher, aber plastischer, weil Mikrokontraste deutlicher sichtbar sind. Aber auch hier stellen die großen Kameras die Smartphones in den Schatten. Auf unseren Testbildern stellen die Ricoh und die Canon Konturen und unterschiedliche Tiefenebenen deutlich sauberer dar.

Fotografie ist ja im Prinzip malen mit Licht. Und deshalb ist klar, je dunkler es wird, umso schwieriger für Kameras. Und was früher gar nicht ging, aber mittlerweile erstaunlich gut ist, Nachtfotografie mit Smartphones. Und da sticht vor allem das Google Pixel 7 Pro raus. Das Smartphone schafft es, bestimmte Bildbereiche gut aufzuhellen und viele Details einzufangen, aber trotzdem einen eher kühlen Look zu behalten. Und das wird im Vergleich zu den anderen Smartphones immer deutlicher, je dunkler es wird. Huawei, Samsung und Xiaomi erschaffen dagegen so einen dramatischen Bildstil mit tiefen Schatten und stark aufgehellten Bildbereichen. Das iPhone und das Sony hingegen haben einen eher natürlichen Bildstil und fangen die Nachtszenen am realistischsten ein. Unsere beiden richtigen Kameras in diesem Test kommen nachts im Automatikmodus komplett an ihre Grenzen. Bilder rauschen viel mehr als auf den Smartphones und das ändert sich natürlich, wenn wir in den manuellen Modus gehen und die Belichtungszeit anpassen. Außerdem kann man auf die Canon ein besonders lichtstarkes Objektiv setzen. Aber auch mit unserem Standardobjektiv konnten wir mit der Canon Bilder machen, die der Realität deutlich näherkommen als bei den Smartphones. Und egal ob Smartphone oder richtige Kamera, Stativ hilft nachts besonders viel.

Was die kleinen Smartphone-Linsen von Natur aus eigentlich gar nicht gut können, ist Tiefenschärfe bzw. Tiefenunschärfe, zum Beispiel für Portraitfotografie. Dafür sind die Sensoren einfach zu klein. Aber auch hier hilft KI-Unterstützung und das klappt mittlerweile richtig gut. Unterstützt werden die Smartphones zudem noch von Sensoren wie das iPhone vom eingebauten LiDAR-Sensor. Und damit rechnen die Smartphones den Hintergrund einfach unscharf. Das klappt in unseren Tests aber unterschiedlich gut. Sehr treffsicher macht es das iPhone, aber auch das Huawei und das Sony schaffen einen guten Bokeh-Effekt. Das Pixel 7 Pro und das Xiaomi 13 Ultra verwechseln aber öfter mal unterschiedliche Tiefenebenen. Aber an solche Bilder wie hier von der Canon EOS R8 kommt aktuell auf jeden Fall noch kein Smartphone ran. Schon alleine wegen der Brennweite in Verbindung mit der Tiefenschärfe.

Und jetzt noch ne kleine Werbung in eigener Sache: Weil immer wieder die Frage aufkommt, wie kann ich euren Kanal eigentlich unterstützen? Ich hab ja schonmal in einem Video erklärt, wie sich dieser Account finanziert. Und klar viel macht die Werbung am Anfang aus. Aber wir sind eben der YouTube-Kanal der c’t und gehören damit auch zu heise. Und wenn ihr diesen Kanal unterstützen wollt, haben wir ein extra 3003-Abonnenten heise plus Angebot für euch. 3 Monate heise+ testen mit 50 Prozent Rabatt. Und weil es diesen Vergleich hier in etwas ausführlicher aufgeschrieben auch auf heise+ gibt, könnt ihr euer Abo direkt verwenden, um den zu lesen und die ganzen Testfotos nochmal in Ruhe anzuschauen.

Ja, mein Fazit. Noch kommen Smartphones nicht ganz an richtige Kameras ran und das wird sich auch - aus physikalischen Gründen - vermutlich nie ganz ändern. Was sich aber von Jahr zu Jahr ändert ist die Rechenleistung, die in so einem Smartphone steckt und damit verbunden die Möglichkeiten, Fotos durch KI zu verbessern. Und ich finde schon beeindruckend wie viel besser heutige Flaggschiff-Smartphones im Vergleich zu vor 3-4 Jahren fotografieren. Und ich bin mir sicher, das wird in den nächsten Jahren auch durch größere Sensoren und noch bessere KI-Unterstützung nochmal ein Stück besser. Besonders im Nachtmodus haben die Smartphones - vor allem das Google Pixel mittlerweile echt aufgeholt. Und wer Bilder in höhere Auflösung machen möchte, muss nicht mehr unbedingt eine richtige Kamera mitnehmen. Das iPhone, das Xiaomi und das Samsung schaffen wirklich hohe Auflösungen im Vergleich zu früheren Smartphones und können da auch zumindest ein bisschen ins Kamerasegment vorstoßen. Das ist gut, wenn man z.B. Urlaubsfotos groß ausdrucken möchte.

Ja und jetzt wollt ihr sicher Empfehlungen hören, aber das ist echt ziemlich schwierig. Also klar, wer sowieso gerne Apple-Produkte nutzt, wird jetzt nicht wegen der deutlich besseren Zoomfähigkeit zu Samsung wechseln. Aber im Android-Bereich gibt es schon echt deutlich Unterschiede. Sony ist vor allem für die interessant, die auf einen eher so unbearbeiteten, cleanen Look stehen und nicht diese übersättigen Smartphone-Bilder wollen, wie das Samsung, Xiaomi oder Huawei machen. Samsung ist empfehlenswert für Leute, die gerne viele unterschiedliche Brennweiten wollen und das Google Pixel 7 Pro ist definitiv das Smartphone mit dem besten Nachtmodus. Das Xiaomi hat eben als einziges einen Typ-1-Zoll-Sensor, der die 50-Megapixel-Auflösung auch voll ausreizen kann. Aber gut, ehrlicherweise kommt es bei Smartphones ja auch auf mehr als die Kamera an. Das Pixel 7 Pro hat das echte Vanilla-Android, während das Huawei wegen des US-Embargos gar keine Google-Dienste unterstützt. Also, das muss man auch wollen.

Was uns beim Test natürlich auch aufgefallen ist, logischerweise gibt es die großen Unterschiede nicht nur beim Fotografieren, sondern auch beim Filmen. Würde euch das auch mal interessieren? Also Videoaufnahmen mit Smartphones im Vergleich zu echten Kameras? Schreibt es gerne in die Kommentare und auch gerne welche Smartphone-Kamera eurer Meinung nach die besten Bilder macht. Und natürlich abonnieren! Tschüss!


c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t magazin. Die Redakteure Jan-Keno Janssen und Lukas Rumpler sowie die Video-Producer Şahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.

(rum)