c't 3003: Warum Linux schöner ist als Windows und macOS

Wer Linux benutzt, macht das oft aus ideologischen Gründen. Aber Linux hat auch oberflächlichere Vorteile: Es kann extrem cool aussehen.

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Lesezeit: 22 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Bei Linux stehen oft andere Vorteile im Vordergrund als gutes Aussehen. c't 3003 fragt sich: Warum eigentlich?

(Hinweis: Es handelt sich hier um einen Bonusinhalt für Menschen, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Die Informationen auf der Bildspur gibt das Transkript nicht wieder.)

Guckt mal hier, so cool können Betriebssystem-Desktops aussehen. Ich lehne mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster und sag, ich finde das hier optisch frischer als Windows oder macOS. Vor allem, weil das halt wirklich wie Computer aussieht und l33t und haxx0r und nicht wie irgendwas, wo man Versicherungspolicen drauf designt oder Businesspläne oder Steuererklärungen. Also jetzt nix gegen solche Sachen, es gibt halt einfach Leute, die wollen gerne an Geräten arbeiten, die so wenig wie möglich wie Computer wirken.

Aber es gibt auch Leute, die mögen Computer und Technik und eventuell sogar Kommandozeilen – und für die ist Linux. Ich und parallel unser Videoproducer Shahin haben zum ersten Mal seit vielen Jahren Linux auf unseren Hauptrechnern installiert. Und das als tägliches Arbeitsgerät genutzt. Dabei hatten wir viele sehr aufregende Erlebnisse. Bleibt dran!

Liebe Hackerinnen, liebe Internet-Surfer, herzlich willkommen hier bei...

Merkt ihr was? Ihr guckt gerade ein Linux-Video, wo noch nichts über Open Source, freie Software, Trojaner, böse Riesenkonzerne gesagt wurde. Sondern einfach nur, dass Linux cooler aussieht als andere Betriebssysteme. Denn irgendwie finden wir das ein bisschen langweilig, dass Linux immer nur in die eine Ecke gedrängt wird. Inzwischen hat es auch ganz viele andere Vorteile, die gar nichts mit irgendwelchen politischen Vorstellungen zu tun haben.

Und bevor es losgeht: Ich bin kein Linux-Superduper-Checker-Experte. Ich nutze Linux seit vielen Jahren hin und wieder auf Raspis, auf irgendwelchen Servern. Aber ich bin ganz und gar kein Desktop-Linux-Experte. Dafür habe ich glücklicherweise meine Kollegin Liane, die ist wirklich Linux-Expertin. Das Video ist also aus der Perspektive von Leuten erzählt, die sich nicht so wahnsinnig super auskennen. Und es ist eine Mischung aus Erfahrungsbericht und auch ein bisschen Tutorial. Also ihr könnt es schon auch alles nachmachen.

Und falls ihr euch fragt, warum ich ausgerechnet jetzt solche Lust verspürt habe, auf Desktop-Linux zu wechseln. Ja, mehrere Sachen: Einmal, weil ich seit einiger Zeit viel mit KI-Software wie StableDiffusion und Whisper von OpenAI experimentiere. Und wenn man sich da die Anleitungen anschaut, dann merkt man schnell, dass Linux da einfach die Standardplattform ist, auf der die Sachen laufen.

Windows und MacOS geht auch irgendwie, aber das wirkt unterschwellig immer so ein bisschen so wie eine Notlösung. Außerdem hat mir Liane glaubhaft versichert, dass dank der Proton-Software fast alle Windows-Spiele unter Linux laufen. Und das von mir genutzte Videoschnittprogramm DaVinci Resolve gibt es sogar nativ für Linux. Ob das wirklich funktioniert, seht ihr später. Ja, und als allerletztes habe ich den subreddit Unix-Porn entdeckt, wo so Leute ihre heftigst modifizierten Linux Desktops präsentieren. Und ich das auf so eine Autotuner-Art irgendwie sau cool fand. So, und jetzt stand ich natürlich vor dem ersten großen Linux-Problem. Welche der ungefähr 8 Millionen Distributionen soll ich nehmen? Ich hatte vor längerem mal eine c't-Uplink-Folge gehört, wo es genau darum ging.

Dort wurde auch der echt ziemlich nette von c't konzipierte Linux-Fahrplan erklärt. Da kann man so mit dem Finger so eine U-Bahn abfahren und gucken, welche Distro an welchen Stationen hält. Die Stationen sind dann aber ebenFeatures. Wenn es mir zum Beispiel darum geht, immer auf dem aktuellen Softwarestand zu sein, gucke ich hier an dieser Station. Und da kommt halt nur Arch Linux, Manjaro und OpenSuseTumbleweed infrage. Die anderen wie Ubuntu und Fedora bekommen nur zweimal im Jahr ein großes Update. Und der Gegensatz davon ist Rolling Release. Wie eben zum Beispiel bei Arch Linux. Da werden die Updates einfach immer scheibchenweise eingespielt, wenn sie eben fertig sind.

Ja, und Arch gilt in seiner Urform als etwas minimalistisch und vor allem spröde zu installieren. Deshalb habe ich mich für das auf Arch basierende, aber etwas benutzerfreundlichere EndeavourOS entschieden. Einfach weil ich gesehen habe, dass das auf Wunsch ganz viele Desktop-Environments parallel mitinstallieren kann. Und ich die so alle unproblematisch ausprobieren kann. Desktop-Environments sind quasi konkret die Benutzeroberflächen. Also wie die Icons aussehen, wie die Taskleiste aussieht. Das machen die Desktop-Environments. Ja, und ich weiß, man kann bei vielen Linuxen viele Desktop-Environments installieren. Aber bei Endeavour erschien es mir sehr einfach, weil man am Anfang halt alles anklicken kann, was man haben will und fertig. Und Linux ist ja bekanntlich Gefühlsache.

Also los geht's: Ihr könnt das natürlich auf einer einzelnen neuen SSD installieren oder auf einer freien Partition. Ich hatte beides gerade nicht. Deshalb habe ich mir einfach eine vorhandene Windows-Partition verkleinert. In der Datenträgerverwaltung unter Windows (über die Computerverwaltung) klickt ihr mit rechts auf eine Partition mit freiem Platz und geht dann auf Partition verkleinern. Wenn ihr dann danach einen Bereich mit "nicht zugeordnet habt", dann könnt ihr darauf Linux installieren.

Aber erst mal booten. Das geht mit: Installations-Image runterladen, in unserem Fall natürlich für EndeavourOS, das dann mit BalenaEtcher oder einem anderen Tool auf den USB-Stick. Und dann entweder im UEFI die Boot-Reihenfolge so ändern, dass der USB-Stick vor eurem bisherigen Systemlaufwerk auftaucht oder beim Booten zum Beispiel F12 fürs Boot-Menü drücken. Dann kann man halt temporär mal vom USB-Stick booten, statt vom anderen Datenträger.

Wenn es euch möglich ist, solltet ihr Secure-Boot erstmal abschalten. Secure-Boot kann man unter Linux nutzen, aber das ist richtige Arbeit. Das würde ich mir ehrlich gesagt gerade nicht zutrauen. Also kein Secure Boot für mich. So; Endeavour und die meisten aktuellen Linux-Distries booten erstmal in einen Live-Modus. Achso, ihr müsst beim Booten einmal auswählen, ob ihr erlaubt, dass die Nicht-Open-Source-Nvidia-Treiber genutzt werden. Ich habe das gemacht bei mir, weil ich nutze hier auf dem System eine Nvidia-Karte.

Ja, jetzt könnt ihr auf jeden Fall alles in Ruhe erstmal ausprobieren, ob euch das gefällt. Und wenn nicht, einfach runterfahren und USB-Stick wieder rausnehmen. Und auf eurem System hat sich kein einziges Bit verändert, das passiert erst, wenn ihr das Linux aus dem Live-Modus heraus fest installiert. Das geht bei Endeavour mit dem Programm "Welcome". Ja, dann ist es halt richtig installiert. Dafür klickt ihr dann hier bei der Auswahl der Partition auf einen leeren Datenträger oder auf den vorher frei gemachten und partitionierten Bereich.

Und alles andere ist eigentlich ziemlich selbsterklärend. Ihr werdet zum Beispiel gefragt, welche Desktop-Umgebung ihr haben wollt. Da gibt es etliche. Ja, ihr könnt halt mehrere installieren und dann nachher on the fly umschalten. Der einzige Nachteil davon ist, dass ihr dann einige zu den Desktop-Umgebungen gehörenden Tools nebeneinander installiert habt. Das heißt, ihr seht dann beispielsweise unter GNOME eigentlich zu KDE Plasma gehörende Programme. Na ja, finde ich jetzt nicht so schlimm, finde ich vielleicht sogar gar nicht schlecht, weil die laufen auch auf anderen Desktop-Umgebungen.

Ja, aber bei meinem ersten Installationsversuch hat ich ansonsten alles auf Standard gelassen. Und dann nutzt Endeavour zum Beispiel den Boot-Manager Systemd-Boot. Und den hat mein Rechner beziehungsweise mein UEFI irgendwie nicht gefunden. Ich konnte hier im Boot-Menü immer nur Windows booten und im UEFI-Menü konnte ich auch nichts umschalten. Das hat jetzt nichts kaputt gemacht auf meinem System, aber ich bin halt nicht in Linux reingekommen. Ich habe deshalb die Installation nochmal neu gemacht, aber diesmal Grub statt Systemd ausgewählt.

Grub ist komplexer, größer und älter als Systemd. Ja, das hat bei mir besser funktioniert. Da konnte ich dann im BIOS, bzw. UEFI heißt das ja jetzt, zwischen Windows und Linux umschalten. Eigentlich sollten die Linux Boot Manager Windows-Partitionen erkennen und die ins Auswahlmenü einhängen, aber das muss nicht funktionieren, wie ich ja nun feststellen musste. Also das solltet ihr definitiv bedenken, wenn ihr Linux auf einem System installieren wollt, wo noch andere Betriebssysteme drauf sind. Im Zweifel müsst ihr danach etwas troubleshooten. Im schlimmsten Fall kommt ihr dann erstmal nicht an alle installierten Betriebssysteme dran. Bei mir kann ich jetzt zumindest im UEFI umschalten, ob ich in Windows oder in Linux reinbooten will. Das ist nicht super elegant und das werde ich wahrscheinlich langfristig auch noch versuchen zu reparieren, aber es ist erstmal okay.

Ja, jedenfalls installiert ist jetzt alles und ich muss echt erstmal feststellen: Alles funktioniert out of the box. Mein 4K-Monitor hat die richtige Auflösung, die Webcam funktioniert, das Audio-Interface, sogar die externe Festplatte wird mir hier im Dateimanager angezeigt, obwohl die mit dem Microsoft-Dateisystem NTFS läuft. Apropos Microsoft, wusstet ihr, dass es den Windows-Browser Edge für Linux gibt? Ich habe wirklich, wirklich gelacht, als ich das gesehen habe, weil Edge ist ja schon unter Windows, ich sag mal eher unbeliebt und das nun auf Linux zu installieren, das fühlt sich richtig rebellisch an, so anbandeln mit dem Klassenfeind.

Von den Desktop-Umgebungen fand ich übrigens Gnome am hübschesten. So sieht das bei mir aus, mit der Windows-Taste oder auch neutraler Option-Taste, wie das auf meiner Tastatur beschriftet ist, kann man einfach immer das Menü aufpoppen lassen und dann auch per Tastatur Suchbegriffe eingeben. Ich finde, das klappt super smooth und da habe ich mich sofort dran gewöhnt.

Was mich allerdings stark irritiert hat, dass im Terminal Copy-Paste nicht mit Steuerung-C und -V geht, sondern nur mit Steuerung-Shift-C und -V. Überall außerhalb des Terminals geht es wieder ohne Shift. Ich weiß, ich weiß, man kann sich das natürlich anders konfigurieren, aber habe ich bislang noch nicht gemacht und muss ich auch sagen, habe ich nicht ganz verstanden, warum das jetzt unbedingt so anders sein muss. Vielleicht wisst ihr den Grund.

Also wenn man noch radikaler sein will als Edge zu installieren, kann man sich sogar die von Windows bekannte PowerShell in Linux installieren. Die gibt es wirklich. Also bei einem Betriebssystem wie Linux, was ja nun wirklich vor allem für seine extrem leistungsstarken Shells bekannt ist, da nun die Windows-Shell installieren... Okay, okay, okay, ist doch schön. Flexibilität ist schön.

Ja, aber wie kommt man denn überhaupt jetzt an ein Software? Und falls ihr Apt bzw. Apt-get von Debian-Linuxen gewöhnt seid, müsst ihr euch bei Arch-Linuxen umgewöhnen. Da ist Pacman der Standard-Paket-Manager. Pac-kage-Man-ager. PacMan, versteht ihr?

Das Ding funktioniert eigentlich genau wie Apt. Also es installiert und updatet Programme aus hinterlegten Paketquellen. Aber Pacman hat leider eine etwas weniger intuitive Bedienung, finde ich. Wollt ihr etwas installieren, gebt ihr nicht einfach sudo apt install ein. Sondern ihr müsst sudo pacman –S und dann der Programmname. Das –S steht für Sync, also synchronisieren, also updaten oder installieren. Und das sudo schreibt ihr bei Linux immer vor Befehle, die Root-Zugriff, also vollen Systemzugriff, brauchen.

Wollt ihr übrigens das ganze System aktualisieren, gebt ihr ein sudo pacman –Syu. Wenn Pacman meldet, dass es ein Programm nicht findet, habt ihr ganz viele andere Möglichkeiten, Software zu installieren. PacMan unterstützt wirklich nur die hochoffiziellen, von den Entwicklern zugelassenen Programme. Andere Software könnt ihr zum Beispiel mit yay, y, a, y, yay installieren. Also yay, das zapft zusätzlich das sogenannte AUR an, also das Arch User Repository. Das sind von Benutzerinnen und Benutzern angelegte Installationsskripte und die sind weniger offiziell, aber man findet deutlich mehr Software auf diese Weise.

Aber ganz kurz eine Warnung: das sind halt User Skripte. Also damit kann man sich im schlimmsten Fall das System vergurken. Bei ein paar Paketen macht das nichts, aber irgendwann hat man womöglich Pech. Also bitte bedenken. Yay benutzt die gleichen Parameter wie Pacman, also mit yay –S Programmname installiert man Zeug. Außerdem kann man auch noch Flatpak oder Snap verwenden. Das sind Anwendungscontainer, wo alles Benötigte drinsteckt und die Software dann auf Wunsch abgeschottet vom Restsystem läuft.

Ob jetzt native Installationen oder solche Container besser sind, darüber wird in Linux-Kreisen hart diskutiert. Wenn ihr dazu starke Meinungen habt, könnt ihr die gerne in die Kommentare schreiben. Das ist für mich immer ganz interessant, wie da so das Meinungsbild ist.

Ich habe dazu mal meine Kollegin Liane gefragt. Liane, warum ist das alles so verwirrend mit den ganzen Installationsmöglichkeiten? Warum kann man das nicht standardisieren?

Liane: So kompliziert ist das doch eigentlich nicht. Ich habe alle wichtige Software in meinen Paketquellen. Da wurde getestet, ob die auch zusammenpassen. Die kann ich mit einer Software installieren und habe keine Probleme. Und Flatpak ist dazu eine super Ergänzung, weil da laufen alle Programme in so einer kleinen Sandbox und können keinen Schaden anrichten und haben keine eigenen Abhängigkeiten, die nicht aufgelöst werden oder irgend sowas. Und wenn da wirklich mal was fehlt, kann ich immer noch auf YAY zurückgreifen. Das holt sich anhand der Paketbeschreibungen im AOR, die Software im Zweifel direkt von GitHub, also den Quellcode, und kompiliert den für mich und alles mit nur einem Befehl.

Also was mich wirklich ganz kurz aus der Bahn geworfen hat, also wirklich positiv überrascht hat, wie unfassbar simpel es ist, Windows-Spiele zum Laufen zu kriegen. Nämlich einfach, indem man über eine der gerade erwähnten Möglichkeiten Steam installiert, also zum Beispiel pacman -S steam. Einloggen, auf Einstellung gehen, dann Steam Play, dann bei Erweitert, Steam Play für alle anderen Titel aktivieren, zack, fertig, läuft. Ich habe etliche Spiele ausprobiert und alle gingen. Und das sogar echt gut, vor allem die Sachen, die mit der Grafik-Schnittstelle Vulkan laufen, wie die Doom-Neuauflagen. Ich muss da nochmal ein bisschen wissenschaftlichere Tests machen, aber ich halte es durchaus für möglich, dass die unter Linux auf einigen Systemen eine höhere Framerate erreichen können als unter Windows. Wenn euch das interessiert, wir da also mal mehr Zeit und Aufwand reinstecken sollen in Gaming unter Linux, dann bitte in die Kommentare schreiben.

Was ich auf jeden Fall mit Sicherheit sagen kann, Hotline Miami habe ich unter Windows nicht in 4K zum Laufen bekommen. Da war das Bild immer so abgeschnitten. Und unter Linux hat es auf Anhieb funktioniert, auf dem gleichen Rechner. Krass, oder? Also zumindest in meinem Kopf ist das Thema Gaming unter Linux nicht mehr eingestuft unter: "Ja, kann man als Kompromiss halt den Windows-Kram irgendwie so ein bisschen emulieren", sondern als "Funktioniert mindestens genauso gut wie unter Windows".

Vor allem durch den Erfolg des Steamdecks achten natürlich alle Entwicklungsstudios stark drauf, dass die Sachen unter Linux funktionieren. Also das wird in Zukunft auch eher besser als schlechter. Ja, das Steamdeck läuft natürlich auch unter Linux, auch übrigens mit einer Arch-Linux-Geschmacksrichtung.

Eine Gaming-Kuriosität habe ich aber zu berichten: Elden Ring lief zuerst bei mir gar nicht. Da brach der Start immer ab. Und irgendwo hatte ich gelesen, dass man versuchen kann, Steam als Flatpak zu installieren. Das habe ich dann gemacht und dann hat Elden Ring tatsächlich auf Anhieb funktioniert. Also ein bisschen Frickel ist immer noch.

DaVinci Resolve hat mich richtig enttäuscht: Die kostenlose Version hat kein einziges Video von mir lesen können, weil da einfach grundlegende Codecs fehlen. Ich habe auch die kostenpflichtige Studio-Version, die hat unter Linux etwas bessere Codec-Unterstützung, kann aber zum Beispiel kein H264 schreiben (sollte theoretisch gehen, aber auf meinem System nicht) und beherrscht den wirklich sehr populären Audio-Codec AAC gar nicht. Also kann es nicht mal lesen. Mal schauen, ob das in Zukunft irgendwie gelöst wird, weil so ist das ziemlich unbenutzbar.

Ansonsten hatte ich wenig Probleme. Es hat alles funktioniert, was ich brauchte, also auch so Spezialitäten wie WireGuard.

Also wirklich ganz ehrlich, ich werde definitiv erst mal weiter Linux nutzen. Als ich mal kurz wieder in Windows war neulich, hat mich das total genervt. Zum Beispiel das manuelle Updates installieren. Man startet zum Beispiel Audacity, dann will es ständig ein Update installieren und klickt hier, klickt da, neu starten. Und bei Linux wird einfach die komplette Software auf dem Rechner mit einem Befehl aktualisiert, ohne rumgeklicke.

Ja, mir gefällt auch gut, dass ich ganz automatisch beim Benutzen immer mehr über Linux lerne. Ich habe sowieso das Gefühl, dass ich da erst an der Oberfläche kratze. Ich hab zum Beispiel noch gar nicht richtig die Oberfläche getuned und tiefergelegt und so optisches Zeugs geändert, sondern einfach nur das Hintergrundbild geändert und fand das so schon super schick.

Unser Cutter Sahin war da ganz anders unterwegs:

Sahin: Jo, hallo aus dem Schnitt. Ich hab mir parallel zu Keno auch EndeavourOS installiert, benutze aber KDE Plasma als Desktop-Environment. Da ich zum Arbeiten ausschließlich macOS benutze, habe ich mir meinen Desktop deutlich weniger l33t designed, dafür schön clean. Das Theme heißt WinSur und soll wohl eine Mischung aus Windows und macOS sein. Das ging super easy über die KDE-Einstellung. Einfach "Erscheinungsbild", "Globales Design" auf "Neues globales Design" klicken und schon kann man sich die Designs aus der Community herunterladen und mit einem Klick anwenden. Megaentspannt. Genauso entspannt ging das für die Icons. Einfach Design aussuchen, herunterladen, anwenden. Das Paket hier heißt Culoid. Für das Dock am unteren Bildschirmrand habe ich Plank installiert und für die obere Leiste Latte.

Und ja, ich weiß, mit Latte kann man sich auch sein eigenes Dock einrichten. Das war aber so komisch laggy, was irgendwie ein Problem mit KDE und Nvidia-Treibern zu sein scheint. Beide Elemente konnte ich einfach über die jeweiligen Einstellungen der Tools in einer grafischen Oberfläche so einstellen, wie es mir gefällt. Nichts mit Kommandozeile oder so. Ach ja, und richtig geil, unter Verhalten des Arbeitsbereichs, Arbeitsflächen, Effekte, konnte ich mir so fancy Animationen beim Schließen und Öffnen der Fenster aktivieren. Da gibt es zwar nicht super viele zur Auswahl, aber trotzdem cool.

Mein Bash-Terminal habe ich durch ein ZSH ausgetauscht und dazu noch das Tool Oh My ZSH installiert. Mit dem Ding lässt sich ZSH nach Belieben customizen. Für das Design hier bin ich einem Tutorial gefolgt, was ich im Internet gefunden habe. Der Link ist in der Beschreibung. Alles in allem bin ich super gehypt über meinen zusammengebasselten Desktop. Erstens ging das viel einfacher, als ich dachte. Zweitens finde ich es einfach superschön. Deutlich schöner als Windows auf jeden Fall.

Ja, krass, Sahin. So, jetzt mein Fazit. Ja, Linux auf dem Desktop funktioniert. Ist super, ist gut. Ist das jetzt das Jahr des Linux-Desktops? Weiß ich nicht. Ich glaube, Linux auf dem Desktop ist schon lange gut. Aber ich glaube, jetzt mit der zuverlässigen Spiele-Unterstützung wird das, glaube ich, tatsächlich für immer mehr Leute interessant. Und das, was wir jetzt hier gezeigt haben, ist tatsächlich schon eher was für Leute, die so ein bisschen Lust auf Basteln und Tunen und so haben.

Für Leute, die so ein leicht zu bedienendes, schlüsselfertiges Linux haben wollen, die sind vermutlich mit so was wie Ubuntu oder Mint besser bedient.

Aber bei allen Linuxen liegt ein Vorteil gegenüber macOS und Windows wirklich auf der Hand: dass man quasi ewig Updates bekommt, auch wenn der Rechner super alt ist. Bei Mac OS und Windows gibt es ja immer irgendwann den Punkt, an dem sich das Betriebssystem weigert zu updaten, weil es die Hardware nicht mehr unterstützen will. Ja, und dann muss man den Rechner eigentlich wegwerfen, weil es halt auch keine Sicherheitsupdates mehr gibt. Und so einen Rechner will man ja nicht benutzen. Mit Linux passiert das nicht. Bis dann, tschüss!


c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t magazin. Redakteur Jan-Keno Janssen und die Video-Producer Şahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.

(jkj)