eBay: Vom Auktionshaus zum Onlineportal für größere Händler

Die Grenzen des Wachstums des Internet-Auktionshauses scheinen erreicht. Nun öffnet sich eBay immer stärker für größere Handelshäuser, um sich für den Wettbewerb mit etablierten Einkaufsplattformen wie Amazon zu wappnen.

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Die Grenzen des Wachstums des Internet-Auktionshauses scheinen erreicht. Nun öffnet sich eBay immer stärker für größere Handelshäuser – darunter beispielsweise Buy.com –, um sich für den Wettbewerb mit etablierten Einkaufsplattformen wie Amazon zu wappnen, berichtet die New York Times. Der Coup des neuen eBay-Chefs John Donahoe habe zahlreiche kleinere Anbieter der Auktionsplattform nachhaltig verärgert, denn mit Buy.com sind nun weit über fünf Millionen Produkte aus den unterschiedlichsten Bereichen zu Fixpreisen in das Angebot von eBay gerückt.

Als großer Händler genießt Buy.com zudem gewisse Privilegien und kann seine Artikel beispielsweise in Verbindung mit kostenfreiem Versand oder Gratis-Hotline anbieten. Dies verhelfe solchen Anbietern auch zu besseren Bewertungen und würde ihnen außerdem vordere Rangplätze in den Suchanfragen auf eBay verschaffen, beklagen die kleineren Händler. In der Führungsetage von eBay will man diese Vorwürfe nicht gelten lassen, räumt jedoch ein, das eigene Geschäftsmodell zu überdenken. "Anstatt uns darauf zu beschränken, ein Online-Auktionshaus zu sein, wollen wir auch darüber nachdenken, was es braucht, um den besten Marktplatz im Internet zur Verfügung zu stellen", erklärt Stephanie Tilenius, General Manager von eBay Nordamerika. Am heutigen Mittwochabend nach US-Börsenschluss legt eBay sein Quartalsergebnis vor.

Unterdessen sehen Analysten wie Tim Boyd von American Technology Research eindeutige Signale für das Ende der Silicon-Valley-Erfolgsgeschichte von eBay – die Abkehr vom ursprünglichen Auktionsmodell, das vor allem auch für Privatleute und Tante-Emma-Läden attraktiv war, hin zum Geschäft mit den größeren Händlern. So hatte CEO Donahoe bereits ein neues Bewertungssystem auf den Weg gebracht, das die Auktionsplattform vor allem für Käufer wieder interessanter machen sollte. Händlern bürdete eBay darüber hinaus Obergrenzen für die Versandkosten in ausgewählten Produktkategorien auf, nachdem sich Kunden vermehrt über zu hohe Versandkosten beschwert hatten.

In Australien scheiterte die dortige eBay-Dependance mit dem Versuch, alle Verkäufer zur kostenpflichtigen Zahlungsabwicklung über das Tochterunternehmen PayPal zu verpflichten. Nicht nur die Anbieter, auch die australische Marktaufsichtsbehörde schmetterten den Vorstoß ab. Zuvor hatte der Konzern bereits weltweit für Verkäufer mit schlechten Standardbewertungen eine Verpflichtung eingeführt, PayPal als Zahlungsoption anbieten zu müssen. Alle diese Maßnahmen sollen nach Aussage von eBay helfen, das Vertrauen der Käufer in die Plattform zu stärken.

Eben dieses Vertrauen in die Angebote des Auktionshauses wurde zuletzt aber wieder durch gefälschte Waren erschüttert. Der französische Luxusgüterkonzern LVMH (Moët Hennessy – Louis Vuitton SA) wie auch der Mode- und Parfum-Hersteller Hermes hatten Plagiate ihrer Produkte bei eBay ausfindig gemacht und daraufhin geklagt. Das Pariser Handelsgericht befand eBay schuldig, nicht ausreichend gegen den Handel mit den gefälschten Waren vorgegangen zu sein und verurteilte das Auktionshaus zu einer Millionenstrafe. Ein US-Gericht allerdings sah das in einem ähnlichen Fall anders und wies eine Klage des Juweliers Tiffany ab. (map)