eTwinning: Fünf Jahre Schulpartnerschaften im Internet

Seit fünf Jahren bietet das europäische Projekt eTwinning Werkzeuge und Dienste für die Zusammenarbeit von Partnerschulen über das Internet.

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Von
  • Robert Seetzen

Mit Aktionen in mehr als 30 europäischen Staaten feiern Macher und Nutzer am 5. Mai das fünfjährige Bestehen der Plattform eTwinning. Um 12 Uhr mitteleuropäischer Zeit sollen in zahlreichen Schulen Luftballons in Himmel steigen, Geburtstagstorten angeschnitten und selbst komponierte Ständchen zum Besten gegeben werden. Die Initiatoren dürfen auf rege Teilnahme hoffen, derzeit sind rund 10.000 europäische Schulen aktiv an eTwinning-Projekten beteiligt.

eTwinning bietet Werkzeuge und Dienste für die Zusammenarbeit von Partnerschulen über das Internet. Registrierten Schulen stehen für ihre gemeinsamen Lernprojekte unter anderem Blogs, Wikis und Foren zur Verfügung. Teilnehmen können Lehrer jeder europäischen Schule, zahlreiche Projektschablonen mit Vorschlägen didaktischer Ziele und Herangehensweisen sollen den Entwurf eines ersten eigenen Projekts erleichtern.

Maike Ziemer, Leiterin der von "Schulen ans Netz" betriebenen, nationalen eTwinning-Koordinierungsstelle, sieht in den niedrigen Einstiegsschwellen eine der Säulen des Projekts. "Wir wollen, dass Lehrer unser Angebot ohne Vorkenntnisse nutzen, vorhandene Projektideen einfach aufgreifen und passende Partnerschulen mühelos finden können."

eTwinning-Projekte gibt es in allen Schularten und in vielen Themengebieten. Typische Projektinhalte reichen von Umweltthemen über Technik und Naturwissenschaft bis hin zum Spracherwerb, vom Vergleich des deutschen und niederländischen Bankensystems bis hin zur Auseinandersetzung mit dem Märchen "Hänsel und Gretel" durch drei Grundschulen in Deutschland, Tschechien und Frankreich. Für besonders gelungene Projekte vergibt eTwinning Prämien. Gewinnern wird beispielsweise ein einwöchiges Begegnungscamp mit Schülern ihrer Partnerschule spendiert.

Die eTwinning-Mittel stammen aus einem EU-Topf. Das Jahresbudget umfasst etwa 8,5 Millionen Euro, davon sind rund 1,5 Millionen Euro für die Aufgaben der Projektzentrale in Brüssel reserviert. Dort wird unter anderem die Hard- und Software des mit ColdFusion und dem Open-Source-Portal Liferay programmierten Gesamtsystems betreut. Die zuletzt im Herbst 2009 veröffentlichte Schuljahres-Statistik weist monatlich mehr als 500.000 Besucher aus, pro Tag haben sich zwischen 50 und 150 neue Lehrkräfte registriert. Die Zahl neu gestarteter Projekte lag zu Schuljahresbeginn bei etwa 30 bis 50 Neueinträgen pro Tag, insgesamt wurden im Schuljahr 2008/2009 mehr als 4000 eTwinning-Projekte angemeldet.

Für das laufende Schuljahr 2009/2010 dürften die Zahlen noch höher ausfallen, auch wegen der regen eTwinning-Nutzung in der seit kurzem teilnehmenden Türkei. Hier haben sich bislang etwa 6000 Schulen für eTwinning registriert, 1200 Projekte wurden seit Juli gestartet. In Deutschland gibt es gut 3600 registrierte Schulen und rund 650 seit Juli 2009 eingetragene Projekte. Innerhalb Deutschlands fällt ein West-Ost-Gefälle auf: In Sachsen-Anhalt sind beispielsweise ebenso viele Schulen registriert wie im flächen- und bevölkerungsmäßig kleineren Bremen. Zu den aktivsten deutschen Teilnehmer-Ländern zählt Berlin, von hier stammen zudem zahlreiche prämierte Projekte.

Neben emotional geprägten Themen wie dem Schutz der Umwelt motivieren offenbar auch fachspezifische, vermeintlich eher trockene Inhalte zu intensiver Mitarbeit. Den vielleicht wichtigsten Antrieb für die Teilnahme an eTwinning sieht Heike Härtel, in der deutschen Koordinierungsstelle für die Fortbildung zuständig, aber im menschlichen Kontakt: "Dass hier über viele Grenzen hinweg Freundschaften entstehen, die oft sogar nach dem Ende eines Projekts weiter gepflegt werden, zeigt mir, dass Europa mehr sein kann als nur eine abstrakte Idee". (anw)