openSUSE Slowroll: Die Zukunft von openSUSE Leap?

Die neue Linux-Distribution openSUSE Slowroll könnte das beliebte openSUSE Leap ablösen. Allerdings gibt es mit Linarite noch einen weiteren Kandidaten.

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openSUSE Slowroll Wikiseite auf Notebook auf Tisch

(Bild: heise online / dmk)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Tim Schürmann

Das openSUSE-Projekt offeriert eine neue Linux-Distribution namens openSUSE Slowroll. Sie positioniert sich zwischen ihren Schwestern openSUSE Tumbleweed und openSUSE Leap: Während letztgenannte vor allem gut getestete, dafür aber ältere Software mitbringt, holt openSUSE Tumbleweed als sogenannte Rolling-Relase-Distribution kontinuierlich die aktuellsten Softwareversionen ins System. Im letzten Fall erhält man zwar besonders frische Anwendungen, die jedoch noch Fehler aufweisen oder unangenehme Wechselwirkungen verursachen können – Besitzer einer Nvidia-Grafikkarte können hiervon ein Lied singen.

openSUSE Slowroll greift deshalb das Rolling-Release-Modell von openSUSE Tumbleweed auf, übernimmt aber Updates erst nach ein bis zwei Monaten. Fehlerkorrekturen oder geschlossene Sicherheitslücken fließen umgehend ins System. Auf diese Weise erhalten Anwender aktuelle Software und ein stabileres System. Da nicht im Schnitt jede Woche ein neuer Kernel durch die Leitungen fließt, reduzieren sich gleichzeitig die zu übertragenden Datenmengen.

Des Weiteren könnte openSUSE Slowroll mittelfristig openSUSE Leap ablösen: Leap basiert derzeit auf der Workstation-Ausgabe von Suse Linux Enterprise (SLE). Die soll jedoch in der kommenden, von Grund auf neu konzipierten Adaptable Linux Platform (ALP) aufgehen. Folglich muss sich das openSUSE-Projekt eine Lösung für Leap überlegen, das anders als die ALP seine Anwendungen noch als klassische Pakete ausliefert.

Das openSUSE-Team evaluiert dabei drei Ansätze. Zunächst könnte man Leap in seiner bisherigen Form in Eigenregie weiterführen. Dies würde jedoch einen hohen zusätzlichen Arbeitsaufwand erfordern. Alternativ ließe sich Leap durch Slowroll ersetzen. Abschließend käme noch ein Austausch durch eine neue Distribution namens Linarite infrage. Sie soll einen stabilen Linux-Desktop anbieten, aber eine geringere Softwareauswahl bereitstellen als Leap. Den Ausgangspunkt bildet dabei die ALP, die dann Freiwillige um weitere Pakete ergänzen – ähnlich wie derzeit bei Leap. Richard Brown, Distributions Architect bei Suse, beschreibt Linarite auch als "regular old fashioned release desktop distribution".

Um eines der drei Konzepte dauerhaft umsetzen zu können, benötigt das openSUSE-Projekt die Unterstützung der freiwilligen Helfer und die Akzeptanz der Nutzer. Daher hat das Suse-Team die derzeit an den Distributionen beteiligten Personen sowie Nutzer nach ihren Präferenzen gefragt. Den von Richard Brown veröffentlichten Umfrageergebnissen zufolge ist ein Rolling-Release-Modell der Favorit – und somit Tumbleweed und Slowroll. Gleichzeitig hat Richard Brown auf der Opensuse Factory Mailingliste um weitere Meinungen und Kommentare gebeten. Die entsprechende Diskussion zur Zukunft von Leap kann man auch online verfolgen.

Während sich Linarite noch in der Konzeptphase befindet, lässt sich openSUSE Slowroll bereits ausprobieren. Mutige Tumbleweed-Anwender können dazu mit wenigen Kommandozeilenbefehlen auf Slowroll wechseln. Die notwendigen Befehle fasst die Slowroll/:Slowroll Projektseite zusammen. Alternativ stehen Installationsmedien für 64-Bit-Systeme mit x86-Prozessor bereit. Das von dort eingespielte System meldet sich allerdings noch mit dem Namen openSUSE Tumbleweed.

Hinter openSUSE Slowroll steht derzeit maßgeblich der Suse-Entwickler Bernhard M. Wiedemann, es handelt sich folglich noch um ein Ein-Mann-Projekt. Die Distribution selbst entsteht automatisiert, einige dabei verwendete Werkzeuge finden sich auf GitHub.

(dmk)