re:publica: Recht auf Tausch - ein Pirat stellt sich vor

Peter Sunde, Mitgründer der Filesharing-Website The Pirate Bay, referierte auf der Internet-Konferenz über seine ablehnende Haltung gegenüber dem Urheberrecht und gewährte einen Blick hinter die Kulissen der schwedischen Anti-Copyright-Organisation.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 236 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Achim Barczok

"Das Weitergeben und Tauschen von Inhalten liegt in der menschlichen Natur", postuliert Peter Sunde, Mitgründer der Filesharing-Website The Pirate Bay. Auf der Internet-Konferenz re:publica sprach der Skandinavier in einem Vortrag über seine ablehnende Haltung gegenüber dem Urheberrecht und gewährte einen Blick hinter die Kulissen von Pirate Bay.

Das Urheberrecht sei dazu da, mit dem natürlichen Bedürfnis des Menschen, sich mit anderen auszutauschen, Geld zu verdienen. Aus diesem Verständnis heraus, sagt Sunde, habe er 2003 in Schweden mit Gleichgesinnten das Piratbyrån ("Piratenbüro"), die Organisation hinter Pirate Bay, gegründet. Man habe in die Debatte um Piraterie im Internet, die vorher allein von Copyright-Schützern geführt worden sei, ein Gegengewicht einbringen wollen,

Um im Kampf für einen offenen Austausch von Informationen Aufmerksamkeit zu erzeugen, hätten die Aktivisten für eine bessere Internetversorgung in Schweden demonstriert und in einer Award-Show Preise an Entwickler guter "Piraten-Software" vergeben sowie Anti-Tausch-Hardliner geoutet. Zum bekanntesten Projekt der Organisation entwickelte sich die Torrent-Webseite Pirate Bay. Ursprünglich als schwedischsprachige Plattform gestartet, sei das Angebot schnell von einem internationalen Publikum überrannt worden. "Beliebtester Download war damals ein Schwedisch-Sprachkurs", erzählt Sunde. Piratbyrån reagierte und wandelte die Tauschbörse in ein mehrsprachiges, internationales Angebot um.

Das selbstbewusste Auftreten der Pirate-Bay-Macher im Umgang mit File-Sharing und Copyright ärgere viele im Establishment, weiß Sunde. "Aber uns macht es eben richtig Spaß, die Leute aufzuregen." In den Augen des 29-Jährigen pochten die großen Gegner Hollywood und MPAA (Motion Picture Association of America) auf ein Urheberrecht, dessen Sinn sie selbst gar nicht mehr verstehen würden: "Sie machen einfach so weiter, wie sie es schon immer gemacht haben."

Anders als bei Plattenlabels und Filmstudios sieht Sunde aber einen Wandel in der gesellschaftlichen Wahrnehmung des File-Sharings: "In Schweden sind die Leute stolz auf die Pirate Bay." Als die schwedische Polizei bei einer umstrittenen Aktion im Jahr 2006 die Server der Organisation beschlagnahmten, seien in Stockholm und anderen Städten Schwedens über tausend Menschen auf die Straße gegangen. Die Proteste hätten gezeigt, dass der Auseinandersetzung vor allem ein Generationenkonflikt zwischen jungen, interessierten Menschen und einer alten Generation zugrunde liege. In Schweden sei der Druck der jungen Generation inzwischen so stark, dass sich aus seiner Sicht keine politische Partei mehr eine Gegenposition zu Piraterie und File-Sharing erlauben könne, sagt Sunde. Die Entwicklungen im Internet könne auch die Politik nicht mehr aufhalten. "Wir sind uns ziemlich sicher, dass wir den Kampf gewinnen werden."

Zur re:publica 2008 siehe auch:

v(Achim Barczok) / (pmz)