3D-Kino: Wiederauferstehung nach 50 Jahren

Allein im nächsten Jahr sollen vierzehn 3D-Filme in die Kinos kommen. Während in den USA schon in rund 1000 Kinosälen stereoskopisch projiziert werden kann, sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz nur 36 Lichtspielhäuser für digitales 3D gerüstet.

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Von
  • Jan-Keno Janssen

Gehört zu den vierzehn 3D-Produktionen, die 2009 ins Kino kommen sollen: "Ice Age 3".

(Bild: 20th Century Fox)

Zumindest in den USA kennt die Kinobranche derzeit nur ein Thema: Stereoskopisches 3D-Kino. Jeffrey Katzenberg, Mitbesitzer des Hollywood-Studios DreamWorks gehört zu den größten Verfechtern der räumlichen Bilder. Auf der Kinomesse Cinema Expo in Amsterdam verkündete er Ende Juni vollmundig: "Seit der Einführung von Technicolor vor 70 Jahres hat es im Kino keine solch einschneidende Veränderung mehr gegeben". Alle Filme der DreamWorks-Animationssparte sollen künftig stereoskopisch produziert werden. Die Konkurrenz von Pixar bringt ab 2009 alle Filme im 3D-Format in die Kinos. Doch nicht nur Computergrafik-Produktionen kommen künftig räumlich daher, auch viele Realfilme sollen eine zusätzliche Dimension verpasst bekommen. Insgesamt stehen fürs kommende Jahr 14 3D-Filme in den Startlöchern.

Das alles klingt nach Déjà-vu, denn es gab schon einmal einen ähnlichen Stereoskopie-Hype im Kino. Anfang der 1950er-Jahre wurden mehr als 40 Filme in 3D produziert. Doch es haperte an der Technik: Meist wurden damals zwei Projektoren mit vor der Linse installierten Polarisierern eingesetzt. Die Zuschauer mussten Polfilterbrillen tragen. Das funktionierte zwar, verursachte aber auch Kopfschmerzen. Denn wie das bei analoger Projektion eben so ist, wackelten beide Filme unabhängig voneinander auf und ab. Das Gehirn kann den unruhigen Bildstand bei einer einzelnen Projektion recht gut ausgleichen, doch bei zwei parallelen Projektionen klappt das nur ungenügend. Auch spätere (analoge) Verfahren, die mit einem einzelnen Projektor auskamen, konnten sich nicht durchsetzen.

Die neue Technik, 3D 2.0 sozusagen, bringt die räumlichen Bilder dank digitaler Projektion ohne Kopfschmerzen auf die Leinwand – und das flimmerfrei und in perfekter Bildqualität. Brillen müssen die Kinogänger allerdings immer noch tragen. Vier 3D-Systeme buhlen um die Gunst der Kinobetreiber: XpanD (ehemals NuVision), RealD, Dolby 3D Digital Cinema sowie, als "Selbstbaulösung" Doppelprojektion mit linearer Polarisation. Für Letztere benötigt man zwei Projektoren, die ersten drei Systeme funktionieren mit einem einzelnen Kinobeamer.

Der 3D-Boom könnte nun auch den Digital-Skeptikern unter den Kinobetreibern den Umstieg schmackhaft machen. Denn der Umbau eines Kinos mit 2K-DLP-Digitalprojektor auf stereoskopische Projektion ist recht einfach und kostengünstig, die meisten aktuellen Filmserver können auch 3D-Material abspielen, hinzu kommt dann nur noch das entsprechende 3D-System. Jenseits des Atlantiks sind bereits an die 1000 Kinosäle gerüstet für 3D. In heimischen Gefilden sind es weit weniger, nämlich 22 Kinos in Deutschland, 11 in Österreich und 3 in der Schweiz. Dabei fällt in Deutschland ein starkes regionales Gefälle auf – der Löwenanteil der 3D-Kinos befindet sich im Süden der Republik.

c't berichtet ausführlich in der kommenden Ausgabe 16/08 (ab Montag, 21. Juli, am Kiosk erhältlich) über 3D im Kino. Außer Details zur Technik findet sich darin auch eine Liste aller 3D-Kinos in Deutschland, Österreich und der Schweiz. (jkj)