Bewegung für einen besseren Zugang zum Wissen sieht sich vor neuen Herausforderungen

Nach der erfolgreichen Mobilisierung stehe die Bewegung A2K nun vor der Herausforderung, andere Interessengruppen zu erreichen, darunter auch die Mitglieder der Parlamente weltweit, sagte Sisule Musungu, und Sprecher der 3. A2K-Konferenz.

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Von
  • Monika Ermert

Die globale Bewegung für einen besseren Zugang zum Wissen, kurz A2K, hat in den vergangenen drei Tagen in Genf auf Erfolge der vergangenen Jahren zurückgeblickt und nächste Schritte geplant. Zusammengekommen waren Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, die sich für den fairen Zugang zum Wissen in den Bereichen Gesundheit, Wissenschaft und Kultur einsetzen und Regeln im Bereich der Telekommunikations-, Innovations- und Wettbewerbspolitik anstreben. "Die A2K-Bewegung wächst, aber sie hat auch einen kritischen Punkt erreicht", sagte Sisule Musungu, Präsident der Organisation IQsensato und Sprecher der 3. A2K-Konferenz, gegenüber heise online. Nach der erfolgreichen Mobilisierung stehe A2K nun vor der Herausforderung, andere Interessengruppen zu erreichen, darunter auch die Mitglieder der Parlamente weltweit.

Das Anliegen der A2K-Bewegung lasse sich teilweise als Bestreben für eine Reform der Rechte des Geistigen Eigentums beschreiben, sagte Jack Balkin, Gründungsdirektor des Information Society Projekts an der Yale Law School. A2K sei aber auch eine Forderung nach globaler Gerechtigkeit in einer Welt, in der Wissen, Information, Werkzeuge zur Schaffung von Wissen und wissensbasierte Güter zunehmend über Wohlstand und Macht in einer Gesellschaft entscheiden. Es gehe nicht darum, eine Welt ohne Eigentum an Ideen zu schaffen, es gehe um die richtige Balance. Nach Ansicht von Balkin ist diese auf der Strecke geblieben, als auf Initiative einzelner Branchen in den Industrieländern das internationale Handelsrecht, eigentlich Motor eines freien Flusses für Information und Güter, in ein "Vehikel zum Schutz und zur Ausweitung der Rechte des Geistigen Eigentums" umgewandelt worden sei. Die A2K-Bewegung sei als Gegenbewegung dazu entstanden und könne inzwischen eine beachtliche Erfolggeschichte vorweisen.

Zahlreiche Referenten erwähnten etwa die Entwicklungspolitische Agenda der Weltorganisation für Geistiges Eigentum. James Love, Direktor der Organisation Knowledge Economy International, verwies außerdem auf einige aktuell diskutierte Abkommen im Sinne von A2K, etwa Gespräche über ein Abkommen zur Unterstützung offener Standards in öffentlichen Ausschreibungen, ein WIPO-Abkommen über den Zugang zu Wissen und Information für Blinde und Sehbehinderte und ein mögliches Abkommen der Welthandelsorganisation (WTO) über die Absicherung der Versorgung mit öffentlichen Gütern.

Für Ideen zu einer Open Research License, einer im Stil der Creative Commons Architektur gestalteten altnerativen Lizenzen für die Wissenschaft, zeichneten die A2K-Veranstalter Victoria Stodden vom Berkman Center for Internet and Society mit einem von Kaltura gestifteten Preis aus.

Neben den Erfolgen der A2K-Bewegung wurde in Genf allerdings auch über die Gegenbewegung zur Gegenbewegung gesprochen. Der kanadische Urheberrechtsexperte Michael Geist warnte, während der A2K-Bewegung eine Neuausrichtung der Debatte auf das Thema "Innovation" gelungen sei, hätten es die A2K-Gegner geschafft, das Thema "Durchsetzung" von Rechten in den Vordergrund zu stellen. Geist verwies in diesem Zusammenhang etwa auf die hinter verschlossenen Türen geführte Diskussion um ein Anti-Piraterie-Abkommen (ACTA). (Monika Ermert) / (anw)