Blase mit der Bläschen-Kernfusion geplatzt

Die Purdue-Universität verhängt Disziplinarmaßnahme gegen einen Forscher, der im Reagenzglas Kernfusionsreaktionen mit Schallwellen gezündet haben wollte.

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Von
  • Richard Sietmann

Der Fall des Kernphysikers Rusi Taleyarkhan von der Purdue University, der in Laborexperimenten durch Sonolumineszenz initiierte Fusionsreaktionen ("Bubble Fusion") beobachtet haben wollte, fand jetzt ein unrühmliches Ende: Seine Heimatuniversität enthob ihn seiner Professorenfunktionen und stufte ihn bis auf weiteres zum Dozenten herab; in den kommenden drei Jahren darf er auch keine Doktoranden mehr betreuen.

Taleyarkhan, damals noch an der US-Großforschungseinrichtung Oak Ridge tätig, hatte 2002 in der angesehenen Fachzeitschrift Science berichtet, dass es ihm gelungen sei, mit Schallwellen Kernfusionsreaktionen zu zünden. Durch die Bestrahlung von Deuterium-haltigem Azeton mit Ultraschallpulsen, bei der in der Flüssigkeit Gasbläschen entstehen, die implodieren und dabei Lichtblitze emittieren, würden in dem als "Sonolumineszenz" bekannten Prozess so hohe Temperaturen und Drücke entstehen, dass es zur Verschmelzung der schweren Wasserstoffkerne zu Heliumkernen sowie der Freisetzung hochenergetischer Neutronen kommen könne.

Die Ergebnisse waren von Anfang an umstritten, doch angeblich waren sie von einem unabhängigen Team reproduziert worden. Anderen Forschern gelang es jedoch nie, die Resultate nachzuvollziehen, und wie sich herausstellte, handelte es sich bei dem "unabhängigen" Team um Mitarbeiter von Taleyarkhans eigenem Institut. Dass Taleyarkhan deren Veröffentlichungen als neutrale Bestätigung seiner Resultate zitierte, während er den Ermittlungen zufolge an den Experimenten beteiligt war und sogar seinen Namen als Ko-Autor der betreffenden Zeitschriftenaufsätze zurückgezogen hatte, veranlasste die Purdue University nun, die Disziplinarmaßnahme zu verhängen.

Im Jahr 2006 war schon einmal eine Universitätskommission dem Verdacht wissenschaftlichen Fehlverhaltens gegen Taleyarkhan nachgegangen; sie hatte den Vorwurf dann aber fallen gelassen. Erst als sich der Forschungsausschuss des US-Repräsentantenhauses in Washington mit der Angelegenheit beschäftigte und der Universitätsleitung mangelnden Aufklärungswillen vorwarf, kam die erneute Untersuchung in Gang. Nach Ablauf von drei Jahren will die Purdue University prüfen, ob der Physiker seine Wiedereinsetzung als ordentlicher Professor beantragen darf.

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(Richard Sietmann) / (jk)