Bundesregierung wirbt um Nachwuchsforscher

Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels auch in Forschung und Lehre will die Bundesregierung mehr junge Menschen zu einer wissenschaftlichen Karriere ermutigen. Die GEW fordert die Finanzierung von 10.000 Stellen für Nachwuchswissenschaftler.

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  • dpa

Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels auch in Forschung und Lehre will die Bundesregierung mehr junge Menschen zu einer wissenschaftlichen Karriere ermutigen. Auf einer Fachtagung am Dienstag in Berlin schaltete Staatssekretär Michael Thielen (CDU) vom Bildungsministerium dazu eine Internet-Plattform kisswin.de frei. Sie soll bei den Studierenden "Lust auf wissenschaftliche Karriere" wecken. Auch Informationen zu Förderwege und zum Aufbau von Netzwerken soll es dort geben.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte ein Bund-Länder-Programm zur Finanzierung von 10.000 zusätzlichen Stellen für promovierte Nachwuchswissenschaftler. Für den bevorstehenden Generationenwechsel unter den Professoren, den Ausbau der Hochschulen sowie Verbesserungen in der Lehre würden mehr qualifizierte Fachkräfte benötigt, sagte GEW-Vorstandsmitglied Andreas Keller. Bund und Länder müssten "Impulse für die überfällige Reform der Karrierewege in Hochschule und Forschung geben".

Prognosen zufolge werden allein für die laufenden Bund-Länder-Programme zur Stärkung von Hochschulen und Forschung sowie für die Umsetzung des sogenannten Lissabon-Ziels in den nächsten Jahren mindestens 10.000 zusätzliche Nachwuchswissenschaftler gebraucht. Mit dem Lissabon-Ziel will die EU die Staatengemeinschaft zur forschungsstärksten Region der Welt ausbauen. Nach Brüsseler Berechnungen fehlen derzeit schon in der EU 700.000 Wissenschaftler, davon 70.000 in Deutschland.

Die GEW verwies darauf, dass zwischen 2009 bis 2020 allein an den Universitäten Jahr für Jahr rund 2700 Hochschullehrer eingestellt werden müssen, um die aus Altersgründen ausscheidenden Professoren zu ersetzen. Zudem müssten die neuen Kriterien des Wissenschaftsrates für eine bessere Lehre und Betreuung erfüllt werden. Mit dem von der Gewerkschaft vorgeschlagenem Programm soll einem Professorenmangel entgegen gesteuert werden.

Keller forderte zudem bessere Arbeits- und Förderbedingungen für junge Menschen während der Promotion sowie weniger Abhängigkeit vom "Doktorvater". Nach Schätzungen brechen zwei Drittel der Doktoranden ihre Promotion ab. Staatssekretär Thielen verwies auf eine neuere Umfrage, wonach es unter Nachwuchswissenschaftlern einen "hohen Grad an Zufriedenheit" mit den Promotionsmöglichkeiten gebe. 87 Prozent der "Doktoren" würden demnach auch anderen Interessenten eine Doktorarbeit in Deutschland empfehlen. (dpa) / (jk)