Der Telekom-Chef forciert das Sparprogramm

Mit seinem harten Kurs stößt René Obermann zunehmend auf Kritik. Derweil will der Personalchef künftig auch in anderen Konzernteilen als T-Systems die Beschäftigten mit betriebsbedingten Kündigungen konfrontieren.

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Von
  • Martin Murphy
  • dpa

Wegbrechende Umsätze, Umbau, Kündigungen – aus dem Hause Telekom kommen keine guten Nachrichten. Jetzt nimmt sich die Konzernführung die Call-Center mit ihren 18.000 Beschäftigten vor und zieht damit erneut massive Kritik auf sich. Gewerkschaftler befürchten, dass bei der Schließung von Standorten weitere Arbeitsplätze gestrichen werden könnten. Das Unternehmen hält den Umbau der Sparte mit ihren rund 60 Standorten für unvermeidlich, um die Kosten auf dem Heimatmarkt in den Griff zu bekommen. Erhöht wird der Handlungsdruck auf den Vorstand um Telekom-Chef René Obermann dadurch, dass die Wachstumsmaschine T-Mobile USA wegen des schwachen US-Dollars an Schwung verloren hat.

Zwar weist die US-Mobilfunktochter noch hohe Zuwächse aus – allerdings werden diese durch den starken Euro aufgezehrt. "Dem Unternehmen geht damit die Wachstumsfantasie verloren", sagt ein Experte. Neuer Treiber soll nun das Geschäft in Osteuropa werden, das Obermann mit dem Einstieg bei der griechischen OTE stärkte. Schwachpunkt bleibt der Heimatmarkt, auf dem die Umsatzkurven aller drei Konzernsparten – Festnetz, Handy, Geschäftskunden – nach unten zeigen. Kurzfristig ist keine Besserung in Sicht. Obermanns Hoffnungen ruhen daher auf dem Jahr 2010 – bis dahin soll die Festnetzsparte T-Home ihre Erlöse stabilisieren und T-Systems wieder eine ordentliche Marge ausweisen.

Möglich werden soll dies durch strikte Einsparungen, zu denen auch der Umbau der Call-Center gehört. Dieser reiht sich in eine lange Liste für die Mitarbeiter schmerzhafter Einschnitte. So streicht das Unternehmen Jahr für Jahr rund 10.000 Arbeitsplätze – über 120.000 seit dem Börsengang 1996. Ein Ende ist nicht absehbar, wie Äußerungen von Personalvorstand Thomas Sattelberger zeigen.

Zuletzt droht Sattelberger sogar unverhohlen mit betriebsbedingten Kündigungen bei der Geschäftskundensparte T-Systems. Ein Kulturwandel für ein Unternehmen, das sich selbst für einen sozialverträglichen Personalumbau rühmte. Nach Informationen der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX will der Personalchef künftig auch in anderen Konzernteilen die Beschäftigten mit betriebsbedingten Kündigungen konfrontieren. "Derzeit wird intern intensiv an den Plänen dafür gearbeitet", sagt ein Unternehmensinsider. Der Konzern bestätigte dies nicht. In Deutschland beschäftigt die Telekom rund 150.000 Menschen.

Mit seinem harten Kurs stößt Obermann zunehmend auf Kritik. ver.di-Bundesvorstand Lothar Schröder spricht mittlerweile von einer "unglaublichen" Umgangskultur. Protest regt sich auch in der Politik. Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) etwa fordert Beschäftigungsgarantien für die Call-Center-Mitarbeiter in seinem Land. Mit der Bundestagswahl im kommenden Jahr könnte der Druck aus Berlin steigen, erwartet ein Telekom-Manager. "Vor allem das Thema betriebsbedingte Kündigungen wird kritisch gesehen."

Dies wäre ein doppelzüngiges Spiel, denn mit dem rigiden Vorgehen wolle Obermann nur eine Vorgabe des Großaktionärs Bundesregierung erfüllen: den Aktienkurs der Telekom nach oben bringen. Nach Bekanntwerden der Pläne für den Call-Center-Umbau legte die T-Aktie knapp ein Prozent zu.

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(Martin Murphy, dpa-AFX) / (jk)