Diagnosewerkzeug zum Schlucken
Europäische Forscher arbeiten an Sonden und Robotern, die sich im Magen des Patienten zusammensetzen können.
Ärzte suchen schon seit Langem nach Methoden, um das Innenleben des menschlichen Körpers zu untersuchen, ohne den Patienten gleich aufschneiden zu müssen. Eine schluckbare Kamera, die etwas größer ist als eine normale Medikamentenpille, kann bereits Bilder aufnehmen, während sie sich durch Magen und Darm bewegt – das könnte Endoskopien eines Tages überflüssig machen. Nun geht ein Konsortium aus europäischen Forschern noch ein Stück weiter: Sie testen einen chirurgischen Roboter, der sich im Magen aus mehreren vom Patienten vorher geschluckten Teilen zusammensetzen kann, berichtet das Technologiemagazin Technology Review in seiner Online-Ausgabe.
Die israelische Firma Given Imaging, die die erste Pillenkamera entwickelt hat, arbeitet derzeit an einer Methode, mit der sich die Bewegung der Kapsel von außerhalb des Körpers steuern lässt. Verschiedene universitäre Forschergruppen suchen ebenfalls nach Wegen, schluckbare Diagnosekapseln manövrierfähig zu machen – indem sie sie rollen, kriechen oder an Gewebe anheften lassen. Mit dieser größeren Kontrolle könnten Ärzte die Technik bald für genauere Diagnosen verwenden und vielleicht sogar als Behandlungswerkzeug. Das Problem: Die Gerätegröße bleibt stets eingeschränkt, weil eine einzelne Kapsel klein genug sein muss, damit sie komfortabel durch die Speiseröhre rutscht.
Die Forschergemeinschaft ARES mit Wissenschaftlern aus Italien, Frankreich, der Schweiz und Spanien testet nun eine Technik, mit der mehrere Kapseln automatisch zusammengeführt werden können. Jede würde einzeln geschluckt, bevor sie sich, sicher im Magen angekommen, in ein komplexeres Gerät verwandelt. Das Ziel wäre es, heißt es aus dem Team, wenn jede Kapsel eine unterschiedliche Aufgabe erfüllen würde: Eine ist für die Bildaufnahme verantwortlich, eine für die Energieversorgung, eine nimmt Proben und so weiter. Einmal im Magen angekommen, bilden die Kapseln gemeinsam ein schlangenartiges Gerät, das sogar durch den Darm schlüpfen könnte. So ließen sich deutlich komplexere Aufgaben erledigen als mit einzelnen Kapseln oder völlig frei schwimmenden Pillenkameras.
Derzeit sind die Wissenschaftler dabei, die beste Methode für die Zusammensetzung im Magen zu ermitteln. Die Gruppe entschied sich dazu, Magnete zu nutzen, um die Module zu verbinden, weil sie keinen Strom benötigen und sich trotzdem von außerhalb des Körpers überwachen lassen. Um das beste Design für die sich selbst zusammensetzenden Kapseln zu finden, untersuchen die Forscher zunächst verschiedene Gestaltungsvarianten an einem Kunststoffmodell des Magens, das mit einer Flüssigkeit gefüllt war. "Die Arbeit ist als Konzept interessant, weil modulare Roboter, die sich im Körper zusammenbauen können, flexiblere und komplexere Anwendungen im Verdauungstrakt erlauben", meint Metin Sitti von der Carnegie Mellon University.
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(bsc)