Doping fürs Gemeinwohl

Eine britische Umfrage zeigt, dass ein beträchtlicher Teil der akademischen Elite Psychopharmaka zur Leistungssteigerung benutzt.

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Von
  • Richard Sietmann

Im Januar führte die Wissenschaftszeitschrift Nature eine Leserumfrage zum Gebrauch leistungssteigernder Psychopharmaka durch, jetzt liegen die Ergebnisse vor. Und sie enthalten nach Angaben des Magazins einige Überraschungen. Ein Fünftel der insgesamt 1400 Teilnehmer, die auf die Umfrage antworteten, hat solche Präparate bereits benutzt, dies hauptsächlich zur Erhöhung des Konzentrationsvermögens. Am populärsten sei die 'Campus-Studienhilfe' Ritalin (Methylphenidat), berichtet das Magazin in seiner neuesten Ausgabe. Auf den Plätzen folgen das Stimulans Provigil (Modafinil) und die Betablocker genannte Blutdruckpräparate zum Abbau von Ängsten.

Vier von fünf der Antwortenden sind der Ansicht, dass gesunden Erwachsenen der Gebrauch dieser leistungssteigernden Mittel erlaubt sein sollte. Fast 70 Prozent gaben an, sie würden sie auch selbst in Betracht ziehen. "Als Akademiker ist es meine Pflicht, meine Fähigkeiten zum größten Wohl der Menschheit einzusetzen", zitiert das angesehene britische Magazin aus der Antwort eines US-amerikanischen Lesers. "Wenn 'Leistungsverstärker' diesen Dienst an der Menschheit unterstützen, ist es meine Pflicht sie zu nehmen." Obwohl die meisten Umfrageteilnehmer der Ansicht waren, Kinder sollten vor diesen Drogen geschützt sein, gestand doch ein Drittel ein, sich unter Druck gesetzt zu fühlen, sie den eigenen Kindern zu verabreichen, wenn die anderen kleinen Leistungsträger sie auch bekämen.

Siehe dazu auch in Telepolis:

(Richard Sietmann) / (jk)