ELROB 2008: Roboter als Lastenträger

Am dritten Tag der Roboter-Leistungsschau ELROB standen heute Transportaufgaben auf dem Programm. Sonne, Staub und Hitze machten dabei nicht nur den Teams, sondern auch den Fahrzeugen zu schaffen.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Nach der ersten Runde sah es für Mörri von der Universität Oulu noch gut aus...

Am dritten Tag der Roboter-Leistungsschau ELROB standen heute Transportaufgaben auf dem Programm. Dabei kam es zu einer Verzögerung, weil auf den vorgesehenen Routen auch Fahrschüler der Infanterieschule Hammelburg mit Panzern unterwegs waren. Nachdem die Strecke gesichert war, konnten sich dann endlich die Roboter auf den Weg machen.

Es gab zwei Szenarien: Für das Szenario "Mule" sollten die unbemannten Fahrzeuge 30 Kilogramm Ausrüstung möglichst oft zwischen zwei Kilometer entfernten Punkten hin und her transportieren. Beim Szenario "Convoi" musste ein Fahrer einen Konvoi von mindestens zwei Fahrzeugen über eine Strecke von 20 Kilometern lenken. Grundsätzlich wäre auch hier, wie bei allen anderen Szenarien, Fernsteuerung zugelassen gewesen. Da aber wohl kaum ein Fahrer in der Lage wäre, zwei Fahrzeuge gleichzeitig zu bedienen, wird der zweite Wagen darauf programmiert, dem ersten zu folgen.

...doch die Heimreise musste er auf seinem eigenen Anhänger mit Menschenkraft antreten.

Die Teams haben dafür unterschiedliche Lösungen gefunden. "RTS-Hanna" von der Universität Hannover orientierte sich an speziellen Reflektoren, die am Heck des führenden Fahrzeugs befestigt waren und mithilfe von Laserscannern erkannt wurden. Das Team der Universität Siegen hatte stattdessen ein Stück Stoff mit militärischem Tarnmuster verwendet. Das wurde vom Roboter "Amor" mithilfe von Kameras erkannt. "Mucar-3" von der Universität der Bundeswehr München wiederum brauchte gar keine speziellen Erkennungszeichen, sondern erkannte die Form des vorausfahrenden Fahrzeugs. Das klappte nicht immer. "Ein paar Mal sprang das System auf einmal aufs Gras", sagte Teammitglied André Müller unmittelbar nach der Fahrt. "Ich kann es noch nicht erklären. Wahrscheinlich stimmen die Filtereinstellungen nicht ganz." Alles in allem wirkte Müller mit der Leistung aber sehr zufrieden. Es war der zweite Versuch. Der erste Lauf am Vormittag hatte abgebrochen werden müssen, nachdem Mucar-3 drohte, vom Weg abzukommen. "Wir wissen jetzt genauer, woran wir weiter arbeiten müssen", so Müller.

Hoch zufrieden war auch das Team aus Hannover, das den Konvoi-Kurs schnell und offenbar ohne Zwischenfälle bewältigte. Dabei scheint das Roboterfahrzeug in einer Kurve offenbar vorübergehend auf zwei Rädern gefahren zu sein. Amor hingegen schaffte es in der vorgegebenen Zeit von 60 Minuten nicht zurück zum Startpunkt.

Amor von der Universität Siegen startet zum Konvoi-Szenario. Der hintere Wagen ist das Begleitfahrzeug, von dem aus der Roboter notfalls sofort gestoppt werden kann.

Für das Mule-Szenario hatte sich das Team der Universität Oulu für ihren sechsrädrigen Roboter "Mörri" extra noch einen Anhänger beschafft, nachdem sich gezeigt hatte, dass die eigene Ladefläche des 90 Zentimeter langen Fahrzeugs für die vorgesehene Traglast zu klein war. Der bis zu 40 km/h schnelle, elektrisch betriebene Roboter kam einmal zurück zum Ausgangspunkt, verlor bei der zweiten Runde aber den Anhänger. Der Versuch, ihn durch Zurückstoßen wieder anzukoppeln, schlug fehl. Dann versagte wegen Überhitzung auch der Motor. Die schwarze Farbe erwies sich angesichts der intensiven Sonneneinstrahlung als schlechte Wahl. Mörri musste auf seinem eigenen Anhänger von einem Menschen zurückgebracht werden.

"Ravon" von der Universität Kaiserslautern schaffte nur etwa 80 Prozent der Strecke zum Zielpunkt, fuhr dafür aber vollständig autonom. "Wir haben dem Roboter GPS-Wegpunkte vorgegeben", sagt Teammitglied Helge Schäfer. "Anhand dieser Koordinaten orientiert er sich völlig eigenständig. Er verwirft auch mal einen Wegpunkt, wenn er ihm ungeeignet erscheint, und berechnet einen neuen Kurs. Im Rahmen unserer Forschungsschwerpunkte war das ein sehr erfolgreicher Lauf."

Einen interessanten Ansatz verfolgte das Team der Firma Diehl mit ihrem Roboter "Canguru". Den ersten Hin- und Rückweg legte das Fahrzeug ferngesteuert zurück und sollte dabei den Weg lernen, um ihn beim zweiten Mal autonom zu bewältigen. Das klappte jedoch nicht. Canguru blieb nach etwa 30 Metern stehen, die Fahrt musste abgebrochen werden.

Es wäre interessant gewesen, zu sehen, wie "Guardium" der israelischen Firma G-Nius die Parcours bewältigt hätte. Guardium ist nach Aussage von Firmensprecher Noam Segal weltweit das einzige Roboterfahrzeug, das bereits im Einsatz ist. Im Gazastreifen patrouilliert es unbemannt an Grenzbefestigungen, ferngesteuert und autonom. Es könne auch bewaffnet werden, sagt Segal, der davon überzeugt ist, dass autonom feuernde Roboter unvermeidlich irgendwann zum Einsatz kommen werden. "Raketenabwehrsysteme feuern heute schon autonom", sagt er. "Bei den kurzen Vorwarnzeiten ist das anders auch kaum möglich."

Guardium, das derzeit vermutlich einzige Roboterfahrzeug im realen militärischen Einsatz.

Guardium wird jedoch nur am Ausstellungsstand von Telefunken präsentiert. "Es ist gegenwärtig das einzige System, das wir öffentlich zeigen dürfen", sagt Segal. Der neben Guardium stehende Explorationsroboter "Viper" hat dagegen am ersten Tag zeigen können, was er drauf hat. Der kleine, kompakte Roboter beeindruckte mit seinen verformbaren Rädern die Zuschauer, als er sich mit großer Wendigkeit durch eine von der Universität Koblenz errichtete Rescue-Arena bewegte. Diese Arenen sind im Rahmen des RoboCup als standardisierte Testumgebung für Explorationsroboter entwickelt worden. Der Vorteil besteht darin, dass sie aufgrund der standardisierten Elemente reproduzierbare Ergebnisse liefern.

Die Realität, das zeigt ELROB, sieht dann aber doch immer wieder anders aus. Da kann die Sonne die Motoren überhitzen oder in Verbindung mit Staub die Laserscanner blenden. Beim nächsten anstehenden Szenario dürfte das allerdings keine Rolle spielen: Das findet heute Nacht ab 22:30 Uhr statt. Es ist der erste Test einer Aufklärungsmission durch Roboter bei Dunkelheit. Drei Teams haben sich dafür qualifiziert: Rheinmetall, Universität Hannover und Universität Kaiserslautern. Außer Konkurrenz wird zudem AirRobot mit einem fliegenden Roboter teilnehmen.

Zur diesjährigen Leistungsschau der Militärroboter siehe auch:

(Hans-Arthur Marsiske) / (pmz)