Elektronische Gesundheitskarte: Nordrhein wird "Durchstichregion"

Die Erstausgabe der elektronischen Gesundheitskarte, für die die Region Nordrhein vorgesehen ist, wird dieser "Basis-Rollout" nicht mehr 2008 stattfinden, da mit der Auslieferung entsprechender Kartenterminals frühestens im 4. Quartal 2008 begonnen wird.

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Von
  • Detlef Borchers

In einem Spitzengespräch im nordrhein-westfälischen Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales haben sich die Vorstände der nordrheinischen Krankenkassen, der Kassenärztlichen wie der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Nordrhein sowie die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westalen darauf geeinigt, dass in der Region Nordrhein die Erstausgabe der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) gestartet wird. Allerdings wird dieser "Basis-Rollout" nicht mehr im Jahre 2008 stattfinden, da mit der Auslieferung entsprechender Kartenterminals frühestens im 4. Quartal 2008 begonnen wird.

In einer Presseklärung zur Vereinbarung der Spitzenverbände freut sich der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Laumann (CDU): "Ich unterstütze die Entscheidung und sehe die Vorreiterrolle Nordrhein-Westfalens bei der Einführung von Telematik-Anwendungen im Gesundheitswesen weiter gestärkt." Die an der Vereinbarung beteiligten Spitzenverbände erklärten hingegen, dass sie die Voraussetzungen für den Start des Projektes in ihren Organisationen schaffen würden, sobald die technischen Voraussetzungen erfüllt seien.

Hintergrund dieser etwas unscharfen Formulierung sind ungelöste Organisationsfragen beim Basis-Rollout der Kartenterminals, mit denen die eGK gelesen werden kann. Im Bezirk Nordrhein soll dieser Rollout frühestens im 4. Quartal beginnen. Nach dem Rollout soll ein Qualitätstest sicherstellen, dass die neuen Karten gelesen werden können, ehe die Karten von den Krankenkassen ausgeliefert werden. Gleichzeitig soll der bundesweite Rollout der Terminals in allen anderen Regionen starten. So sollen Probleme vermieden werden, dass Patienten mit neuen Karten in Regionen zum Arzt gehen, in denen noch keine entsprechenden Terminals stehen.

In der gemeinsamen Erklärung der Spitzenverbände heißt es außerdem: "Sie gehen ferner davon aus, dass insbesondere die Akzeptanz der eGK entscheidend von den Telematik-Anwendungen wie der Arzneimittelsicherheitsprüfung und der Aktualisierung der Versichertenstammdaten abhängt und werden sich dafür einsetzen, dass diese in möglichst großer zeitlicher Nähe zur Ausgabe der eGK eingeführt werden. Nutzerfreundlichkeit für Patient und Arzt sowie weitere Heilberufe sind dabei oberstes Gebot."

Ob die Akzeptanz der eGK überall gegeben ist, ist indes noch nicht ausgemacht. Als erste Körperschaft des öffentlichen Rechts hat sich diese Woche der Zahnärztliche Bezirksverband Oberpfalz dem Aktionsbündnis Stoppt die e-Card angeschlossen, das die Einführung der Gesundheitskarte verhindern möchte. Der Verbandsvorsitzende Michael Förster begründete den Schritt als Teil der ärztlichen Fürsorgepflicht, Patienten über Risiken und Nebenwirkungen der neuen Karte zu informieren, bevor es zu spät sei. Befürworter der Gesundheitskarte verweisen im Gegenzug darauf, dass die Oberpfalz ein relativ kleiner Bezirk ist und nicht für einen generellen Widerstand der Zahnärzte steht.

Siehe dazu auch den Online-Artikel in c't – Hintergrund mit Links zur aktuellen und bisherigen Berichterstattung über die elektronische Gesundheitskarte und die Reform des Gesundheitswesens:

(Detlef Borchers) / (jk)