Elektronisches Störfeuer gegen Opposition im Iran

Die iranischen Behörden haben nach der Präsidentschaftswahl mit elektronischen Mitteln versucht, das Lager der Gegenkandidaten von Mahmud Ahmadinedschad zu schwächen, berichtet die britische BBC.

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  • dpa

Die iranischen Behörden haben nach Angaben des britischen Senders BBC nach der Wahl mit elektronischen Mitteln versucht, das Lager der Gegenkandidaten des Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad zu schwächen. Im Internet waren das Social Network Facebook und weitere Seiten blockiert, die von Anhängern des unterlegenen Reformpolitikers Mir Hussein Mussawi verwendet wurden, um Kundgebungen zu organisieren. Das Mobilfunknetz wurde teilweise unterbrochen, nachdem zuvor bereits keine Textnachrichten per Mobilfunk mehr verschickt werden konnten.

Ein Journalist und ein Kameramann der britischen BBC wurden nach Senderangaben vorläufig festgenommen, nach einiger Zeit aber wieder freigelassen. Außerdem habe der Iran mit einem elektronischen Störfeuer auch die Satellitenübertragung behindert. Vor allem Hörer und Zuschauer im Nahen Osten sowie Europa könnten deshalb Probleme beim Empfang des Programms "BBC Persian" haben, teilte der Sender heute mit. Techniker hätten festgestellt, dass das Störsignal eindeutig aus dem Iran komme.

Seit Sendestart im vergangenen Januar habe es immer wieder Störversuche gegeben, aber dieser sei der bisher stärkste. "Es ist wohl ein Verhaltensmuster der iranischen Behörden, die Berichte nach den umstrittenen Wahlen zu begrenzen", sagte der Fernsehdirektor für den BBC World Service, Peter Horrocks. Eine Nachrichtenagentur ist nach BBC-Angaben außerdem unter Druck gesetzt worden, keine Bilder von Demonstrationen im Iran weltweit zu verbreiten.

Auch die Chefredakteure von ARD und ZDF, Thomas Baumann und Nikolaus Brender, haben beim Botschafter des Iran in Deutschland gegen massive Einschränkungen bei der Berichterstattung über die Präsidentschaftswahlen protestiert. ZDF-Korrespondent Halim Hosny und seinen Mitarbeitern sei ein Berichtsverbot erteilt worden. ARD-Korrespondent Peter Mezger dürfe sein Hotel nicht mehr verlassen, heißt es in dem Schreiben der beiden Chefredakteure an Botschafter Ali Reza Sheikh Attar in Berlin. Auch das Überspielen von Bildmaterial sei verhindert worden.

Das iranische Innenministerium hat unterdessen den arabischen Fernsehsender Al-Arabija angewiesen, sein Büro in Teheran eine Woche lang zu schließen. Wie der Teheraner Korrespondent des Satellitensenders weiter berichtete, wurde kein Grund für die Entscheidung genannt. Zuvor habe es jedoch stundenlange Debatten mit dem Ministerium über einen Sendebeitrag gegeben. Das Ministerium habe verlangt, dass er geändert werde. Nachdem der Korrespondent die Schließung in seinem Programm bekanntgab, habe ihn das Ministerium erneut angerufen und verboten, aus dem Iran weiter zu berichten.

Siehe dazu auf Telepolis:

(dpa) / (anw)