Erneuter Schlag gegen Kinderpornografie im Internet

Das österreichische Bundeskriminalamt hat den bislang größten Fall von Internet-Kinderpornografie in der Alpenrepublik aufgedeckt. Ermittelt wird gegen 2361 Personen in 77 Ländern – mehr als 400 Verdächtige sollen aus Deutschland kommen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Das österreichische Bundeskriminalamt hat den bislang größten Fall von Internet-Kinderpornografie in der Alpenrepublik aufgedeckt. Im Rahmen der "Operation Flo" seien Ermittlungen gegen 2361 Verdächtige in 77 Ländern eingeleitet worden, teilte die Behörde gemeinsam mit Innenminister Günther Platter am heutigen Mittwoch in Wien mit. Auf dem Server einer Internetfirma seien ohne Wissen des Unternehmens acht Video-Dateien abgelegt worden, die "schwersten sexuellen Missbrauch von Kindern" zeigten, sagte Platter. Die Videos seien mit einer russischen Webseite verlinkt gewesen, auf der die Filme zum Download angeboten wurden. Innerhalb von 24 Stunden habe es mehr als 8000 Zugriffe auf die Files gegeben.

Die Hinweise, die zur Aufdeckung des Falls führten, seien im Juli 2006 vom Inhaber des Servers selbst gekommen. Dieser habe sofort die Polizei verständigt, nachdem er die Dateien entdeckt hatte. Die russische Webseite sei sofort gesperrt und die Zugriffsliste an die dem Innenministerium zugeordnete Meldestelle für Kinderpornografie übermittelt worden. 23 Verdächtige sollen aus Österreich kommen, gegen 607 ermittele das FBI in den USA. In Deutschland werde gegen mehr als 400 Personen ermittelt, in Frankreich gebe es 114 Verdächtige. Auch von Algerien, Venezuela und von Island aus sei auf die kinderpornografischen Dateien zugriffen worden. Zu den Verdächtigen in Österreich sollen Studenten, Schüler, Handwerker, Beamte und Pensionäre gehören.

Anfang Januar war deutschen Fahndern unter Federführung des Landeskriminalamtes Sachsen-Anhalt ebenfalls ein spektakulärer Schlag gegen die Kinderporno-Szene im Internet gelungen. Mehr als 320 bisher ermittelte Verdächtige hatten tausende Bilder und Videosequenzen sexuell missbrauchter Kinder von einer illegalen Internetseite heruntergeladen und dafür mit ihrer Kreditkarte bezahlt. Auf ihre Spur kamen die Fahnder mit Hilfe einer bislang beispiellosen Auswertung von Kreditkarten-Transaktionen. Auf Bitten der Ermittler überprüften 14 Banken und Kartenserviceunternehmen im Sommer 2006 die Zahlungsvorgänge ihrer rund 20 Millionen Mastercard- und Visa-Kunden nach speziellen Vorgaben und lieferten die Ergebnisse an die Polizei. Kritiker argumentieren allerdings, es habe keinen konkreten Anfangsverdacht für die Überprüfung der Kreditkartendaten gegeben. Es handele sich um eine Rasterfahndung, für die ein richterlicher Beschluss hätten vorliegen müssen.

Der britische Innenminister John Reid kündigte unterdessen an, dass die in Großbritannien bereits bestehende "Sex Offenders"-Datenbank mit Informationen zu verurteilten Sexualstraftätern um Online-Identitäten erweitert wird. Außer Namen und Adressen sollen künftig auch sämtliche E-Mail-Adressen und Nicknames gespeichert werden, unter denen die fraglichen Personen im Internet in Erscheinung treten. Ziel sei insbesondere der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Pädophilen, sagte Reid gegenüber der BBC. Community-Plattformen wie MySpace könnten die Daten beispielsweise für Filterlösungen verwenden, um Online-Annäherungsversuche von Pädophilen schon im Ansatz zu unterbinden.

Ähnliche Pläne hatten zuvor bereits die US-Senatoren Charles E. Schumer und John McCain bekannt gegeben. Sie wollen per Gesetz festschreiben lassen, dass alle registrierten Sexualstaftäter in den USA – bislang ungefähr eine halbe Million Menschen – unter Androhung einer Gefängnisstrafe gezwungen werden, ihre E-Mail-Accounts den Behörden mitzuteilen. Betreiber von Social-Networking-Websites müssten dann Mitglieder und Anmeldungen mit diesen Angaben überprüfen und Sexualstraftäter ausschließen. Registrierten Sexualstraftätern, die unzureichende oder falsche Angaben machen, sollen Gefängnisstrafen von bis zu zehn Jahren drohen. (pmz)