Ethanol statt Erdöl in der Petrochemie

Der Chemieriese Dow Chemical möchte künftig aus Biotreibstoffen Kunststoffe und andere Ethylen-Produkte herstellen.

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Das Nationallabor für erneuerbare Energien (NREL), eine Abteilung des US-Energieministeriums, beginnt in diesen Tagen mit Tests eines neuen Katalysematerials des Chemieriesen Dow Chemical, das die Ethanol-Produktion aus stark zellulosehaltiger Biomasse deutlich vereinfachen soll. Die Partnerschaft könnte einen thermochemischen Prozess hervorbringen, mit dem sich aus Holz- und Maisabfällen problemlos Biotreibstoffe herstellen lässt. Das NREL will die Dow-Technik nutzen, um aus Syngas, einer Mischung aus Wasserstoff und Kohlendioxid, die bei der Vergasung von Biomasse entsteht, mehrere Alkohole zu machen, darunter auch das in Fahrzeugen nutzbare Ethanol. Geplant sind laut Vertrag der Aufbau einer Pilotanlage sowie eine Untersuchung, ob sich die Technik tatsächlich für die Industrieproduktion eignet, berichtet das Technologiemagazin Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Der eingesetzte Katalysator soll die Fähigkeit besitzen, den Syngas-Umwandlungsprozess zu verbessern. Falls die Technologie so funktioniert, wie die Partner hoffen, ließe sich die Spritausbeute aus Biomasse deutlich steigern – von 230 bis 300 Litern pro Tonne, die mit existierenden biochemischen Fermentierungsanlagen erzielbar sind, auf bis zu 500 Liter, wie Dow-Wissenschaftsstratege Mark Jones angibt.

Warum Dow bei dem Projekt mitmacht, ist schnell erklärt: Der Chemieriese interessiert sich weniger für die Produktion von Biosprit für Fahrzeuge, als für die Reduktion der eigenen Erdölabhängigkeit. Die petrochemische Industrie verbraucht zwar nur ein Prozent der gesamten Weltölproduktion, doch trotzdem ist sie von den produzierenden Ländern abhängig. "Unser Ziel ist es, unsere Rohstoffposition zu verbessern", sagt Jones. Ethanol sei beispielsweise ein gutes Vorläufermaterial für Ethylen, das Grundbaustein für viele Chemikalien und Kunststoffe ist. Die Kosten für Öl und Energie verschlingen derzeit etwas weniger als die Hälfte des Dow-Produktionsbudgets. 2007 gab die Firma allein 24 Milliarden Dollar dafür aus.

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(bsc)