Frauen in Führungspositionen - eine Kolumne

In einem Interview mit der "Wirtschaftswoche" fordert Margret Suckale (Die Bahn), Vorstände und Aufsichtsräte müssten sich stärker dafür einsetzen, dass Frauen Spitzenpositionen übernehmen. Heise-Resale-Kolumnist Damian Sicking hält das für Quatsch.

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Von
  • Georg Schnurer

Lieber Bahn-Personalvorstand Margret Suckale,

bis zum vergangenen Wochenende dachte ich, dass es in diesem Jahr kein Sommerloch gibt, nachrichtentechnisch gesehen. Man bedenke, was allein in der vergangenen Woche alles passiert ist! Irre! Doch dann brachte die Wirtschaftswoche ein Interview mit Ihnen zum Thema Frauen in Führungspositionen, dazu noch einen weiteren Beitrag zum selben Thema, und ich wusste, es ist mal wieder soweit: Das Sommerloch ist da.

Das Thema "Frauen in Führungspositionen" oder besser "Mehr Frauen in Top-Managementpositionen!" ist ein Dauerbrenner. Und es scheint nie langweilig zu werden. Manchmal ist es auch amüsant. Wie zum Beispiel jetzt Ihre Forderung, die Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden dieser Welt sollten sich dafür einsetzen, "mehr Spitzenpositionen mit Frauen zu besetzen". Liebe Frau Suckale, was Sie damit sagen, ist, dass man (beziehungsweise Mann) den Frauen helfen muss, weil sie es allein nicht gebacken kriegen. Dass man den Frauen den Steigbügel halten muss, weil sie es aus eigener Kraft nicht aufs Pferd und in den Sattel schaffen. Das ist das, was Sie sagen, und das ist, wenn Sie mich fragen, nicht besonders schmeichelhaft für Ihre Geschlechtsgenossinnen.

Aber ich halte ohnehin dagegen und behaupte: Die meisten Frauen wollen gar nicht aufs Pferd. Und warum wollen sie es nicht? Ich sag mal so: Weil sie zu klug sind und reiten blöd finden.

Ich kann mich noch recht gut an einen Vortrag erinnern, den der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx Ende 2005 vor rund 300 Vertriebspartnern des IT-Herstellers HP gehalten hat. In dem Saal saßen fast nur Männer. Horx schaute erst ein wenig irritiert in die Runde und sagte dann: "In zehn Jahren sitzen hier 30 Prozent Frauen." Wenn ein Zukunftsforscher so etwas sagt, dann hat das natürlich Gewicht. Dementsprechend beeindruckt war das Publikum, der eine oder andere Zuhörer auch wohl leicht beunruhigt. Vor Kurzem war ich bei einer ähnlichen Veranstaltung, und ich hatte nicht den Eindruck, dass sich der Frauenanteil erkennbar erhöht hatte. Gut, von den zehn Jahren ist noch nicht einmal ein Drittel um, aber dass sich noch so gar nichts getan hat!

Ist es wirklich so unwahrscheinlich, dass Frauen einfach nicht wollen? Diese Verweigerungshaltung kann durchaus etwas mit Intelligenz zu tun haben. Horx hatte seine Prognose damals unter anderem mit dem Hinweis begründet, dass die Abiturientinnen inzwischen bessere Noten in ihren Abschlusszeugnissen hätten als die Jungs und daher für zukünftige Führungspositionen in der Wirtschaft prädestiniert seien. Aber könnte es nicht sein, dass die Frauen nicht ins Top-Management wollen, gerade weil sie so klug und intelligent sind? "Geschäftsführer, Vorstand? Ich bin doch nicht blöd!"

Klar, es gibt auch noch die biologische Komponente. Vielleicht ist es auch einfach das fehlende Testosteron. Der Psychologe Hans-Georg Häusel, Vorstandsmitglied des Beratungsunternehmens Nymphenburg, sagt: "Je höher der Testosteronspiegel in unserem Blut, desto höher sind mit großer Wahrscheinlichkeit auch der Wille zur Macht und die Lust am Kampf." Tja, und Testosteron ist nun einmal ein männliches Sexualhormon, welches naturgemäß bei Frauen in eher geringerer Dosierung vorkommt. Es ist doch so: Wir Männer, wir müssen uns immer mit anderen im Wettkampf messen – wer ist der schnellste, der stärkste, wer hat das dickste Auto und so. Bei Frauen ist das einfach anders. Haben Sie, liebe Frau Suckale, schon einmal darüber nachgedacht, warum viel mehr Männer Wettkampfsport betreiben als Frauen? Wenn Frauen Sport treiben, dann sind die wichtigsten drei Gründe 1. Bauch, 2. Beine, 3. Po, danach kommt der Hund, der sowieso raus muss, und dann kommt die Geselligkeit. Aber schneller als die Freundin sein zu wollen, ein solcher Gedanke ist vielen Frauen wesensfremd. Und deshalb haben sie auch keine Lust, Vorstand oder so etwas in der Art zu werden. Die Vorstellung, gegen Mitbewerber auf einen Posten antreten und sich gegen sie durchsetzen zu müssen, ist etwas, was Frauen einfach nicht mögen.

Ob Intelligenz oder Hormone, es gibt offenbar so etwas wie einen Schutzmechanismus, der Frauen davor bewahrt, in die Vorstandsbüros der Wirtschaft einziehen zu wollen. Deshalb glaube ich einfach nicht an solche Prognosen wie von Horx. Ich wünschte mir, er hätte Recht. Ich bin sicher, dass viele Frauen großartige Vorstandsvorsitzende wären, und es gibt ja auch heute schon zahlreiche erfolgreiche Frauen auf Geschäftsführungsebene auch in der IT-Branche. Aber ich denke, man muss ihnen nicht helfen, um in Spitzenpositionen zu gelangen, und man sollte es auch nicht versuchen. Das gebietet schon allein der Respekt vor ihnen.

Mit den besten Grüßen

Damian Sicking

Weitere Beiträge von Damian Sicking finden Sie im Speakers Corner auf heise resale. (gs)