Geldsegen fĂĽr die Wikipedia
Insgesamt 3 Millionen US-Dollar erhält die Wikimedia Foundation als Betreiber der freien Online-Enzyklopädie von der Sloan Foundation. Derweil gehen die Arbeiten an der Qualitätssteigerung und an einem einheitlichen Login für Wikimedia-Projekte weiter.
Erfolg für die Wikimedia Foundation. Wie die Geschäftsführerin Sue Gardner bekannt gibt, erhält die Stiftung in den nächsten Jahren insgesamt drei Millionen Dollar von der Alfred P. Sloan Foundation. Mit dem Geld soll der Betrieb der freien Online-Enzyklopädie Wikipedia und ihrer Schwesterprojekte finanziert werden.
Gardner schreibt: "Diese Spende ist finanziell bedeutend für uns – und sie zeigt, dass die Sloan Foundation unsere Arbeit für wichtig und unsere Organisation für vertrauenswürdig hält." Der Geldsegen kommt zur rechten Zeit: Die Wikimedia Foundation hat gerade ihre neuen Büros in San Francisco bezogen und die Anzahl der Angestellten von 10 auf 15 erhöht. Für das aktuelle Geschäftsjahr veranschlagt die Stiftung ein Budget von 4,6 Millionen Dollar – bei der letzten Spendenkampagne zum Jahreswechsel kam jedoch weniger als die Hälfte des benötigten Geldes zusammen. Seitdem bemühen sich Sue Gardner und ihr Vize Erik Möller um Großspender und erhielten mindestens eine Million Dollar von anonymen Großspendern.
Die neuerliche Großspende bringt Wikipedia noch nicht in die schwarzen Zahlen. Wikimedia-Pressesprecher Jay Walsh erklärt gegenüber heise online: "Ich würde noch nicht sagen, dass wir die Budgetvorhersage komplett erfüllt haben" – die Zahlen könnten sich auch noch erhöhen. Die Wikipedia gilt heute als eine der zehn am häufigsten besuchten Seiten im Internet. Allein der Betrieb der Server verschlingt Millionen Dollar. Nach einer inoffiziellen Schätzung steigt der Finanzbedarf der Stiftung im kommenden Jahr bereits auf 8,5 Millionen Dollar. Allein die Technik soll 4,9 Millionen Dollar kosten – dazu das Personal auf 20 Angestellte erhöht werden.
Die Großspende der Sloan Foundation ist für Sue Gardner eine Bestätigung ihres Kurses. Sie versucht aus der Wikimedia Foundation eine effizient arbeitende Stiftung zu formen. Bevor sie das Amt übernahm, war die Verwaltung der Wikimedia schlecht aufgestellt. So musste der Rechenschaftsbericht des vergangenen Jahres immer wieder verschoben werden, bis er im Februar dieses Jahres endlich veröffentlicht wurde. Hinzu kommen die Stimmen der Kritiker: Der ehemalige Wikimedia-Angestellte Danny Wool versuchte in den letzten Wochen mit immer neuen Indiskretionen das Vertrauen in die Führung der Wikimedia Foundation zu erschüttern.
Um die größten personellen Engpässe zu überwinden, waren die eigenständigen Vereine Wikimedia Deutschland und Wikimedia France eingesprungen und bezahlten Programmierer für die Entwicklung der lange erwarteten Flagged Revisions. Mit Hilfe dieser Funktion soll die Qualität in der Wikipedia gesichert werden: Autoren und Administratoren können bestimmte Artikelversionen kennzeichnen, die den Qualitätskriterien der Wikipedia genügen – und so unbelegte und böswillige Änderungen aussortieren. In einem Test-Wiki können Interessierte die neuen Funktionen ausprobieren.
Auch ein zweites lang erwartetes Projekt nähert sich der Vollendung. Mit Hilfe des Single User Login können Nutzer in Zukunft mit einem einzigen Account in allen Projekten der Wikimedia Foundation editieren – bisher war für jedes Projekt und jede Sprachversion ein eigener Account möglich. In den nächsten Monaten sollen die Benutzerdatenbanken zusammengeführt werden. (Torsten Kleinz) / (jk)