Gibt's bald Bier vom Mond?

Bierbrauer auf dem Mond: Das dauert noch. Aber wir sind auf dem Weg, wie das Symposium "LunarBase" in Kaiserslautern gezeigt hat.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Ein Häuschen auf dem Mond – für Menschen, die ansonsten schon alles haben, mag es verlockend erscheinen, sich am Rand eines Mondkraters ein Feriendomizil mit exklusivem Erdblick einzurichten. Allein, dürfen die das überhaupt? Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), meint: Nein. "Es gibt dazu keine offizielle Position des DLR", sagte er auf die Frage, ob der Outer Space Treaty von 1967 den Erwerb von Immobilien auf dem Mond erlaube. "Aber ich sage das mal als Vorstandsvorsitzender: Es gibt kein Privateigentum auf dem Mond." Damit befindet er sich im Einklang mit den Direktoren des International Institute of Space Law, die erst vor Kurzem eine entsprechende Erklärung veröffentlicht haben. Allerdings fügten sie auch hinzu, dass zur Nutzung von Ressourcen auf dem Mond und anderen Himmelskörpern rechtliche Regelungen noch entwickelt werden müssten.

Grüne Reisfelder unter transparenten Kuppeln: Das ist auch wegen der Schwierigkeiten mit den benötigten Materialien noch Zukunftsmusik

(Bild: Uwe E. Dorka, Universität Kassel)

Dafür ist es höchste Zeit. Denn die Forschungen zur Förderung und Verarbeitung von Rohstoffen auf dem Mond sind längst im Gang. So beschäftigten sich gleich mehrere Vorträge beim Symposium LunarBase – Bauen für ein Leben auf dem Mond in Kaiserslautern, das am heutigen Mittwoch zu Ende ging, mit Verfahren, den Mondstaub, das sogenannte Regolith, zu Beton zu verarbeiten. Das große Problem dabei ist das Wasser. Ob es auf dem Mond Wasservorkommen gibt, ist bislang noch ungewiss. Aber selbst wenn sich in Kratern am Südpol, die sich permanent im Schatten befinden, Wassereis abgelagert haben sollte, handelt es sich um relativ geringe Mengen, die wichtigeren Nutzungen wie der Lebenserhaltung der Astronauten vorbehalten bleiben sollte. Die Erzeugung von Beton mit alternativen Stoffen ist daher ein Thema, zu dem noch viel geforscht werden dürfte.

Angesichts von Transportkosten zum Mond, die im Bereich von 100.000 Euro pro Kilogramm liegen, liegt die Förderung von Rohstoffen für eine Nutzung auf der Erde weit jenseits jeglicher Wirtschaftlichkeit. "Selbst wenn es auf dem Mond Berge aus purem Gold gäbe, würde sich der Abbau nicht lohnen", sagt Wolfgang Seboldt vom DLR. Zweifel hegt er auch hinsichtlich eines Rohstoffs, der in diesem Zusammenhang häufig genannt wird: Helium-3. Das Helium-Isotop wird durch den Sonnenwind auf dem Mond abgelagert und könnte sich als Ausgangsstoff für die Energieerzeugung durch Kernfusion eignen. Der Preis für ein Kilogramm Helium-3, meint Seboldt, liegt derzeit bei etwa einer Million Euro. Gleichwohl bleibt es fraglich, ob der Gesamtaufwand für die Gewinnung dieses Stoffs und den Transport zur Erde ökonomisch sinnvoll ist, zumal die Fusion mit Helium-3 technisch schwieriger zu realisieren ist und gegenwärtig nicht erforscht wird. Seboldts Fazit: "Ressourcen auf dem Mond sind kein Grund, dorthin zu gehen."

Sofern Menschen aus anderen Gründen zum Mond fliegen und dort längere Zeit oder sogar dauerhaft bleiben wollen, werden sie aber die vorhandenen Ressourcen so effizient wie möglich für sich nutzen müssen. Seboldt selbst hat am DLR Untersuchungen zur Gewinnung von Sauerstoff aus Mondgestein durchgeführt. Die NASA erprobt bereits Roboter, die automatisch Regolith fördern und aufbereiten sollen. Dabei liegt die Ausbeute derzeit bei etwa fünf Prozent, für die Erzeugung einer Tonne Sauerstoff sind demnach etwa 20 Tonnen Regolith erforderlich.

Das Leben auf dem Mond ist gefährlich. Es gibt zum Beispiel keine Lufthülle, die Mikrometeoriten abbremst und verdampfen lässt. Um die Widerstandskraft verschiedener Baumaterialien gegen solche Einschläge zu testen, hat Manfred Keuser an der Hochschule der Bundeswehr München mit einer Dragunov darauf schießen lassen. Die Projektile des russischen Scharfschützengewehrs erreichen Geschwindigkeiten von 890 Meter pro Sekunde. Das ist zwar nur ein Bruchteil der Geschwindigkeiten, mit denen bei Meteoriten zu rechnen ist. Gleichwohl ergaben die Experimente wichtige Erkenntnisse zum Einfluss der Gesteinskörnung oder der Zugabe von Fasern auf die Widerstandsfähigkeit des Materials.

Die Bedrohung durch Meteoriten wird von Weltraumexperten indessen als eher gering eingestuft. Belastbare Daten gibt es zwar noch nicht, doch die bisherigen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass mit ungefähr einem Einschlag in hundert Jahren zu rechnen ist. Der Strahlung von der Sonne und der kosmischen Strahlung ist eine Mondbasis dagegen permanent ausgesetzt. Wie dagegen ein effektiver Schutz gewährleistet werden kann, ist noch offen.

Am sichersten könnte es sein, Mondstationen unterirdisch anzulegen. Einige Referenten schlugen auch vor, über den aus Beton oder anderen Materialien errichteten Stationen eine dicke Schicht Regolith aufzuhäufen oder Behälter aus Faserverbundstoffen mit Regolith zu füllen und als eine Art Bausteine zu verwenden.

"Eine dauerhafte Präsenz des Menschen auf dem Mond erfordert die Einrichtung und den Erhalt eines ökologischen Systems mit dem Menschen als Mittelpunkt", meint der Kasseler Wissenschaftler Uwe E. Dorka

(Bild: Uwe E. Dorka, Universität Kassel)

Das passt nicht zu den aus der Science Fiction bekannten Bildern von Städten unter durchsichtigen Kuppeln, von denen einige auch beim LunarBase-Symposium zu sehen waren. Uwe E. Dorka von der Universität etwa präsentierte in seinem Vortrag über "Ökologisches Bauen auf dem Mond" grüne Reisfelder unter transparenten Kuppeln, musste aber einräumen, dass es ein Material für die Konstruktion solcher Kuppeln noch nicht gebe. Wasser könnte einen Schutz vor der Strahlung bieten, wenn es in einer ausreichend dicken Schicht die Mondbasis umhüllt. Allerdings dürfte es die Tragkraft der Struktur auch bei der dort herrschenden reduzierten Gravitation überfordern. Eine andere Alternative, die den Bewohnern von Mondstädten den Blick nach draußen ermöglicht, könnte ein Strahlenschutz mithilfe starker Magnetfelder sein.

Immerhin, betonte Dorka, haben Pflanzen eine redundantere DNS als Menschen und sind daher resistenter gegen Strahlungsbelastungen. Es gebe zwar noch viele offene Fragen, etwa zur Empfindlichkeit von Pflanzenkeimen. Aber ebenso gibt es Hoffnung, dass zumindest die Gewächshäuser zukünftiger Mondstationen ein Panorama grüner Wiesen vor Kratern und Mondbergen bieten. Und eines Tages, erklärte Dorka zum Schluss seines Vortrags, mag man darauf vielleicht sogar mit einem auf den Mond gebrauten Bier anstoßen können.

Für Leute, die ansonsten schon alles haben und sich ärgern, dass sie sich keine Villa auf dem Mond kaufen dürfen, ist das vielleicht ein kleiner Trost.

Siehe dazu auch:

(Hans-Arthur Marsiske) / (jk)