Größte österreichische Kinokette projiziert künftig komplett digital

In den österreichischen Cineplexx-Kinos kommen die Filme künftig vom Server statt von der Filmrolle. Noch in diesem Jahr soll mit der Umrüstung begonnen werden, mindestens die Hälfte der Kinosäle soll bis Ende 2009 auf Digitaltechnik umgestellt werden.

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Von
  • Jan-Keno Janssen

Solche Digitalprojektoren (hier Christie CP2000) stehen künftig in allen österreichischen Cineplexx-Kinos

Künftig wird es in allen österreichischen Cineplexx-Kinos keine konventionellen Filmprojektoren mehr geben – die größte Kinokette der Alpenrepublik stellt komplett auf Digitaltechnik um. Insgesamt werden 193 Kinosäle mit digitalen Projektoren samt Servern ausgestattet. Die Umstellung soll noch in diesem Jahr beginnen, Ende 2009, so der Plan, kann auf mindestens der Hälfte aller Cineplexx-Leinwände digitales Material abgespielt werden.

Laut einer Mitteilung des belgischen Dienstleisters XDC, der für die technische Umsetzung sorgt, hat der gesamte Auftrag ein Volumen von 24 Millionen Euro. Die Kosten werden jedoch nicht komplett von der Cineplexx Kinobetriebe GmbH getragen: XDC hat Absprachen mit allen großen Hollywood-Verleihern getroffen, sich an den Kosten zu beteiligen. Die Verleiher zahlen pro digital ausgeliefertem Film eine "Virtual Print Fee", die in etwa den Kosten für die Erstellung einer 35-mm-Filmkopie entspricht. Die Verleiher sparen durch die Digitalisierung viel Geld: Statt teure Filmrollen per Spedition in die Kinos zu transportieren, muss heute nur noch eine Festplatte mit dem "Digital Cinema Package" verschickt worden. Das geht per konventioneller Post, die Daten sind verschlüsselt. XDC verhandelt derzeit auch mit europäischen Filmverleihern über Kostenbeteiligungen.

Bei der Cineplexx-Umrüstung setzt XDC auf Drei-Chip-DLP-Projektoren mit einer Auflösung von 2K (2048 x 1080 Bildpunkte) der Firma Christie sowie CineStore-Solo-G3-Kinoservern. Die Technik entspricht der DCI-Spezifikation (Digital Cinema Initiatives), auf die sich die sieben größten US-Filmstudios 2005 verständigt haben. Alle Server sind vernetzt und greifen auf eine zentrale Filmbibliothek zu. Ob künftig noch Filmvorführer benötigt werden, ist fraglich – die Projektoren können theoretisch per Netzwerk vom Kassenpersonal gesteuert werden.

In Deutschland projizieren die großen Kinoketten alle noch analog, auch mit konkreten Aussagen zur Digitalisierung halten sich die Großkinobetreiber bislang zurück. Die rund 130 deutschen DCI-konformen Digital-Kinosäle finden sich größtenteils in kleineren, unabhängigen Kinos. (jkj)