Hochschulen unter dem Einfluss von Unternehmen

Ein Privatisierungsreport der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft analysiert die schleichende Umstrukturierung staatlichen Hochschulen.

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Von
  • Frank Möcke

Den zunehmenden Einfluss von Unternehmen auf Universitäten und Fachhochschulen nimmt der 6. Privatisierungsreport der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW aufs Korn. Er analysiert die Umstrukturierung der staatlichen Hochschulen, die Schritt für Schritt dem Leitbild „unternehmerische Hochschule“ angepasst würden. Dazu gehörten auch die Einführung von Studiengebühren und die Verschulung im Rahmen der neu eingeführten Bachelor- und Masterstudiengänge. Unternehmensvertreter stellten mittlerweile jedes dritte Hochschulratsmitglied.

Matthias Holland-Letz, freier Print- und Hörfunkautor, der den Report für die GEW recherchiert und verfasst hat, zeigt, wie Firmenwerbung und Steuermechanismen der Privatwirtschaft an den Hochschulen Einzug gehalten haben und gibt zahlreiche Belege. Discounter ALDI habe der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt zum Beispiel eine fünfstellige Summe zukommen lassen: Studenten säßen nun im „Aldi-Süd-Hörsaal“. An der Uni Erlangen-Nürnberg habe die Nürnberger TeamBank 130.000 Euro für einen „easyCredit“-Hörsaal gesponsert. Gar 24 Millionen Euro habe die Pharmaunternehmung Schwarz-Schütte der Universität Düsseldorf für ein neues „Institut zur Förderung des Wettbewerbs in Wirtschaft und Gesellschaft“ gestiftet. Einer Schätzung zufolge lehren in Deutschland rund 500 Stiftungsprofessoren.

Der Privatisierungsreport bezeichnet als Strippenzieher und Lobbyisten des Hochschulumbaus unter anderen das Centrum für Hochschulreform (CHE) in Gütersloh, finanziert von der Bertelsmann-Stiftung, den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW), die Unternehmensberatung McKinsey, den Aktionsrat Bildung und die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. (fm)