Koalition fordert bessere Erforschung, Behandlung und Prävention von Onlinesucht

In einem von CDU/CSU und SPD im Bundestag eingebrachten Antrag wird die Regierung aufgefordert, zu prĂĽfen, ob die Voraussetzungen fĂĽr die Anerkennung von Onlinesucht als Krankheit gegeben sind.

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Von
  • Florian Rötzer

Abgeordnete der Berliner Regierungskoalition haben einen Antrag im Bundestag eingebracht, in dem die Regierung aufgefordert wird, zu prüfen, ob die Voraussetzungen für die Anerkennung von Onlinesucht als Krankheit gegeben sind. Erst im Dezember hatte der Ausschuss für Kultur und Medien mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD einen ganz ähnlichen Antrag der Grünen abgelehnt (jeweils PDF-Dateien). Die Linke stimmte dafür, die FDP enthielt sich. Auch in anderen Ausschüssen war der Antrag auf Ablehnung gestoßen. Als Kritik wurde geäußert, dass man "seriös und verantwortungsbewusst" an die Thematik herangehen und erst einmal das Ergebnis eines Forschungsauftrags abwarten müsse, der klären soll, ob sich Medien- und Onlinesucht als Krankheit definieren lässt.

Nach dem Vorliegen einer vom Gesundheitsministerium in Auftrag gegebenen Zwischenstudie des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, die endgültig erst 2010 vorliegen wird, gibt es derzeit noch keine wissenschaftlichen Daten über die Behandlung von "pathologischem Internet- und Mediengebrauch". Es fehlen auch zuverlässige Daten über die Häufigkeit behandlungsbedürftiger Störungen, heißt es im neuen Antrag (PDF-Datei) der Regierungsfraktionen, in dem man aber davon ausgeht, dass durch die wachsende Nutzung auch die Abhängigkeit zunehmen müsse. Bei Computerspielen müsse man damit rechnen, dass 3 bis 7 Prozent der Nutzer suchtgefährdet seien. Ein besonderes Gefährdungspotenzial wird dem Internet zugeschrieben, vor allem "die ausufernde Teilnahme an Online-Spielen oder Chats ebenso wie der übermäßige Konsum sexueller Inhalte in Kommunikationsnetzen".

Die Bundesregierung wird aufgefordert, die Voraussetzungen für eine Anerkennung der "Online-/Neue Mediensucht bei der WHO" zu prüfen, die Erforschung von Online- und Mediensucht zu fördern, um möglichst bald Präventions- und Therapiemöglichkeiten entwickeln zu können, und verstärkt auf den "Schutz durch Technik" zu setzen. Genannt werden Wecker, Time-Outs oder von Eltern vorgebbare Spielzeiten. Zudem müsse überlegt werden, ob nicht die Onlinesucht in die Jugendschutzbestimmungen aufzunehmen sei. Und es müsse bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die Medienkompetenz verstärkt, Aufklärungskampagnen durchgeführt, Präventivinitiativen angestoßen und das "Netz für Kinder" ausgebaut werden. (fr)