Kopierschutz von Microsofts E-Book-Reader ausgehebelt
Zum wiederholten Mal sind die Kopierschutzmechanismen von Microsofts E-Book-Format .lit ausgehebelt worden. Ein entsprechendes Programm wird im Internet zum Download angeboten.
Erneut ist der Kopierschutz von Microsofts E-Book-Format .lit geknackt worden. Nach Angaben des Progammierers Dan Jackson lässt sich mit dem Kommandozeilen-Tool Convert Lit das in die E-Books integrierte DRM-System (Digital Rights Management) auf Stufe eins (ungeschützt) zurücksetzen. Datei-Inhalte können anschließend beliebig kopiert und in andere Formate, etwa HTML, konvertiert werden. Jackson bietet das Programm auf seiner Website inklusive Quellcode zum Download an. Versuche von c't mit der Software erbrachten, dass lediglich eine aktivierte Version des Microsoft Reader nötig ist, um mit dem Programm ein regulär erworbenes E-Book in ungeschützten Text umzuwandeln und gegebenenfalls über das Internet zu verbreiten.
Bereits am 20. Dezember teilte Microsofts DRM-Team zahlreichen E-Book-Händlern -- darunter auch dibi, einziger reiner E-Book-Shop hierzulande -- per Mail mit, dass der Kopierschutz des E-Book-Readers ausgehebelt worden sei. Der Crack betreffe die Kopiersperre, die bei einer ordnungsgemäßen Aktivierung von Microsofts E-Book-Reader dafür sorgt, dass ein elektronisches Buch nach dem Erwerb auf nicht mehr als acht verschiedenen Computern gelesen werden kann. Nach Installation des Cracks könne man die elektronische Lektüre jedoch auf beliebig vielen Computern abrufen.
Gegenüber heise online wollte Microsoft sich bislang nicht zu dem Sachverhalt äußern. Nach Informationen aus E-Book-Händlerkreisen soll der Konzern jedoch bereits an einem Fix arbeiten, der die Sicherheitslücke schließt. Ein dibi-Sprecher beschrieb die Situation als "sehr ernst", man fürchte um die Zukunft des Unternehmens. Die Verlage seien sehr vorsichtig geworden, was das Bereitstellen von aktuellen elektronischen Buchtiteln angeht. Wenn man keinen Kopierschutz garantieren könne, meinte der Sprecher, blieben auch die Titel für E-Book-Shops aus.
Jackson äußert auf seiner Website die Ansicht, dass Convert Lit nicht illegal sei, da die internationale Copyright-Vereinbarung (Berne Convention for the Protection of Literary and Artistic Works) explizit "fair use", also das Kopieren für den privaten Gebrauch, erlaube. Zumindest für die USA dürfte Jackson diese Argumentation allerdings wenig nutzen; auch in Deutschland soll im neuen Urheberschutzgesetz das Knacken von Kopierschutzmaßnahmen unter Strafe gestellt werden.
Ein vergleichbares Tool wie Convert Lit führte zu einem viel beachteten Gerichtsverfahren in den USA. Zwar war die russische Software-Schmiede ElcomSoft im Verfahren wegen ihres Advanced eBook Processor, mit dem sich der Kopierschutz von elektronischen Büchern in Adobes eBook-Format entfernen lässt, nicht verurteilt worden. Die Geschworenen entschieden aber, das Tool sei nach dem US-Copyright-Gesetz Digital Millennium Copyright Act (DMCA) illegal. ElcomSoft habe aber nicht vorsätzlich und wissentlich gehandelt. Der Mitentwickler des ElcomSoft-Programms, Dmitry Sklyarov, war im Juli 2001 in den USA nach einem Vortrag im Rahmen der Hacker-Konferenz Defcon9 verhaftet worden, nach Protesten aber wieder auf freien Fuß gesetzt worden. (pmz)