Künstliches Motorengeräusch für Elektrofahrzeuge

Weil fast lautlose Öko-Flitzer eine Gefahr für Sehbehinderte sind, pflanzten Ingenieure der Sportwagenschmiede Lotus einem Prius einen Lautsprecher vor den Kühler, der ein geschwindigkeitsabhängig variierendes Motorgeräusch verbreitet.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Sven-Olaf Suhl

Die wachsende Verbreitung von Fahrzeugen, die ganz oder teilweise von Elektromotoren angetrieben werden, erscheint begrüßenswert als Mittel zur Reinhaltung der Luft und der Senkung des Lärmpegels entlang Verkehrsadern. Zugleich stellen die in manchen Fahrzuständen nahezu geräuschlos dahinflitzenden Öko-Mobile eine ernstzunehmende Gefahr dar, da sie insbesondere von Personen mit eingeschränktem Seh- oder Hörvermögen nicht rechtzeitig bemerkt werden.

Die Entwicklungsabteilung der englischen Sportwagenschmiede Lotus Engineering hat als Reaktion auf die wachsende Kritik von Blinden-Organisationen ein "Safe & Sound" ("heil und gesund") getauftes System vorgestellt, das typische Geräusche von Pkw mit Verbrennungsmotor imitiert.

Ein umgerüsteter Toyota Prius dient als Demonstrationsobjekt.

(Bild: Lotus Engineering)

Am Beispiel eines umgerüsteten Toyota Prius – einem der bekanntesten und meistverkauften Hybrid-Pkw mit kombiniertem Benzin- und Eletroantrieb – demonstrieren die Briten die Technologie: Das künstliche Motorengeräusch variiert abhängig von der Geschwindigkeit und der aktuellen Beschleunigung des Fahrzeugs. Abgestrahlt wird es in Fahrtrichtung nach vorn von einem wasserdichten Lautsprechersystem unter dem Kühlergrill. Die Anpassung des Geräuschs erfolgt automatisch – die Fahrzeuginsassen oder Personen, von denen sich das Fahrzeug wegbewegt, hören Lotus zufolge fast nichts vom Sound aus der Retorte. Eindrücke von Demonstrationsfahrten liefern zwei Videos, die der Hersteller auf seiner Website bereithält.

Für Blinde gibt die räumliche Zuordnung von Fahrgeräuschen entscheidende Hinweise, wann sie eine Straße sicher überqueren können, zitieren die Entwickler Vertreter von Blinden-Organisationen. Die Lotus-Ingenieure haben Geräusche von Verbrennungsmotoren aufgezeichnet und daraus typisch erscheinende Frequenzmuster abgeleitet, die in einem Sythesizer abhängig von der Fahrsituation gemischt werden. Dabei setzten die Ingenieure auf ihre Erfahrungen aus dem Sound-Design für konventionelle Autos. Dabei geht es einerseits um die Unterdrückung von Motor- und Abrollgeräuschen im Innenraum, andererseits ist gerade bei Sportwagen ein kerniges Motorgeräusch ein wichtiges Verkaufsargument. (ssu)