LAN-Party wegen "Killerspielen" abgesagt
Eine für August geplante öffentliche LAN-Party wurde abgesagt, nachdem die Gemeinde eine Veranstaltung ohne "Killerspiele" gefordert hatte. Die Veranstalter vermuten politischen Druck.
Veranstaltungen, bei denen es um "Killerspiele" geht, sind in Baden-Württemberg derzeit nicht gerne gesehen. Nach dem Amoklauf von Winnenden ist die emotional geführte Debatte um Gewalt in Computerspielen wieder voll entflammt. Die E-Sport-Events "Intel Friday Night" in Stuttgart und Karlsruhe wurden abgesagt. Dem öffentlichen Druck hat nun auch der Veranstalter einer regionalen LAN-Party im Ländle nachgegeben und die 14. Convention-X-Treme (CXT) abgesagt, die im August in der Altenbürghalle im Sportzentrum der 9000-Seelen-Gemeinde Karlsdorf-Neuthard stattfinden sollte.
Veranstalter der beliebten regionalen LAN-Party ist der Verein Computerfreunde Karlsdorf-Neuthard. Seit Vereinsgründung Ende 2001 haben die etwa 50 Computerfreunde schon verschiedene LAN-Partys veranstaltet. Zur CXT im vergangenen Jahr kamen 600 Gäste, sagt Vereinsvorstand Patrick Oettinger. Für die 14. Auflage des Gamer-Treffs hatte der Verein wieder mindestens 400 volljährige Teilnehmer erwartet, die sich über das letzte Wochenende im August in verschiedenen Computerspielen messen wollten.
Dabei können die Besucher, die bei der Registrierung ihre Volljährigkeit nachweisen müssen, mitgebrachte Spiele einsetzen und an vom Verein organisierten Wettbewerben teilnehmen. Dass dabei auch Counter-Strike, Call of Duty oder andere gemeinhin als "Killerspiele" bezeichnete Games gespielt werden, war der Gemeinde angesichts der hitzigen öffentlichen Debatte offenbar zu heikel. Bürgermeister Sven Weigt (CDU) machte im Telefongespräch mit Vereinsvertretern unmissverständlich klar, bei der 14. CXT im August sei auf "Killerspiele" zu verzichten. Der Verein sieht sich daher veranlasst, die LAN-Party ganz abzusagen.
"Im August findet keine Party statt", bestätigt Bürgermeister Weigt gegenüber heise online und verweist auf ein später geplantes Gespräch mit dem Verein und Gemeindevertretern. Bei der Entscheidung, die "Killerspiele" von den Veranstaltungen verbannen zu wollen, sieht der Bürgermeister eine breite Mehrheit hinter sich. Lehrer in der Gemeinde und die örtliche Polizei befürworteten das ebenso wie der baden-württembergische Innenminister Heribert Rech (CDU). Rech hatte angekündigt, gegen Gewaltspiele "ganz klare Kante" zeigen zu wollen. Die Innenministerkonferenz macht sich inzwischen für ein Verbot der Spiele stark
Vereinsvorstand Oettinger vermutet deshalb politischen Druck hinter dem plötzlichen Kurswechsel der Gemeinde. Er will die bestehenden Brücken zur Gemeinde aber nicht einreißen und setzt auf das geplante Gespräch mit dem Bürgermeister. Bei zahlreichen größeren und kleineren Veranstaltungen hätten Computerfreunde und Gemeinde bisher gut zusammengearbeitet, sagt Oettinger, der Verein sei auch unterstützt worden. Nach dem Amoklauf von Winnenden habe man sich zusammengesetzt und gemeinschaftlich eine Lösung für eine LAN-Party an Ostern gefunden, die mit ein paar Änderungen im Programm dann auch stattgefunden habe.
Die Rahmenbedingungen für die bisher gute Zusammenarbeit haben sich nun offenbar geändert. Für den Verein bedeutet die Absage auch ein finanzielles Risiko. Durch Vorleistungen und die Rücküberweisung von "mehreren tausend Euro an Eintrittsgeldern" sei der Fortbestand des Vereins gefährdet, heißt es auf der Website der Computerfreunde. Unterdessen laufen in Karlsdorf-Neuthard die Vorbereitungen für das internationale Jugendturnier des örtlichen Schützenvereins weiter. (vbr)