Microsoft legt Dokumentationen zu Dateiformaten und Protokollen vor

Microsoft hat fast 5000 Seiten technischer Dokumentation zu den bisherigen Standardformaten DOC, XLS, XLSB und PPT seiner Bürosuite veröffentlicht und bereits verfügbare Beschreibungen zu SharePoint- und Exchange-Protokollen ergänzt.

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Von
  • Hans-Peter SchĂĽler

Am gestrigen Montag hat Microsoft annähernd 5000 Seiten zusätzlicher Beschreibungen für die binären Dateiformate DOC, XLS, XLSB und PPT offengelegt. Der Hersteller beruft sich dabei auf die im Februar verkündete neue Offenheit, in deren Rahmen sich mittlerweile schon 50.000 Seiten mit Hinweisen zur Interoperabilität zwischen Microsoft-Anwendungen und denen anderer Hersteller aufgehäuft haben. Ganz freiwillig muss die Redmonder Entblätterung allerings nicht erfolgt sein: Noch Ende Juni hatte US-Richterin Kollar-Kotelly den Windows-Monopolisten zur Herausgabe weiterer detaillierter Dokumente zur Funktionsweise von Windows verdonnert.

Mit den Ausführungen zu den alten, binären Office-Formaten hinken die Redmonder Entwickler den Anforderungen deutlich hinterher – mittlerweile bemüht sich ihr Brötchengeber nach Kräften, diese Formate mit allen möglichen Hilfsmitteln aus dem Alltag zu verdrängen. Viel interessanter erscheinen im Vergleich dazu die Protokolle, über die etwa Office 2007 mit Microsoft-Servern wie SharePoint und Exchange kommuniziert, und auch dazu hat die Gates-Company einiges offengelegt.

Zwar sind gestern auch handfeste Projekte fĂĽr den Umgang mit OOXML-Dokumenten bekannt geworden, zum Beispiel fĂĽr einen Ăśbersetzer, der Office Open XML in HTML umwandeln soll, oder fĂĽr PowerShell-Werkzeuge mit Steuerbefehlen fĂĽr OOXML-Dateien.

Zahlreiche der bis jetzt einsehbaren Unterlagen dürften allerdings weniger zur Funktionserkennung etwa von Office 2007 und zur Programmierung von Konkurrenzprodukten dienen, sondern vielmehr der Festschreibung zukünftiger Programmroutinen. Immerhin bauen die aktuellen Office-Formate wie DOCX, XLSX und PPTX auf die menschenlesbare Markup-Sprache XML auf und lassen sich wohl mit vergleichbarem Aufwand unmittelbar enträtseln wie mit Hilfe der Dokumentation.

Da sind allerdings einige Veränderungen zu erwarten: Die Konzernstrategen hatten ihrer Formatgrundlage OOXML mit erheblichem technischem und politischem Aufwand zu den Weihen der ISO verholfen, ähnlich wie sie das Konkurrenzformat ODF erfahren hatte. Dabei hatten sich aber viele Änderungen an der Format-Spezifikation ergeben, die im seit fast zwei Jahren fertigen Office 2007 natürlich noch nicht implementiert sind. Entsprechende Anpassungen bedürfen, wie Kollar-Kotelly ausdrücklich klargestellt hat, ebenfalls der öffentlichen Dokumentation, und Microsoft scheint dies auch akzeptiert zu haben. Bis es zu solchen Aktualisierungen kommt, dürfte aber noch einige Arbeit auf dem Microsoft-Campus zu erledigen sein, und danach wird es sicher noch einmal etwas dauern, bis sich diese auch in offen zugänglichen Beschreibungen niederschlägt. Selbst wenn Microsoft die Phase der Heimlichtuerei inzwischen vielleicht hinter sich gelassen hat, wird es den Arbeitsaufwand zum Erstellen mehrtausendseitiger Dokumentenstapel trotzdem erst selbst bewältigen müssen, bevor dann auch fremde Entwickler anfangen können, sich mit deren Inhalten vertraut zu machen. (hps)