Microsoft und Yahoo wollen zusammen mit Banken Betrug per E-Mail eindämmen

Spam-Geschädigte sollen sich bei der örtlichen Polizei melden und anschließend die Ermittlungsakte an die neuen Beschwerdestellen von Microsoft, Yahoo, Western Union und der Afrikanischen Entwicklungsbank weiterleiten.

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  • dpa

Den Betrug per E-Mail will eine Initiative aus Internet-Konzernen und Banken durch eine länderübergreifende Zusammenarbeit mit Ermittlungsbehörden eindämmen. Microsoft und Yahoo sowie Western Union und Afrikanische Entwicklungsbank kündigten heute laut Mitteilung beim Anti-Spam-Kongress in Wiesbaden an, Beschwerdestellen für Geschädigte einzurichten und Informationen zu Betrugsfällen weltweit an die Polizei weiterzugeben. Alle vier Unternehmen hätten durch gefälschte Mails, vor allem Lotteriebetrug, Imageschäden erlitten, erklärte die Initiative.

Internet-Kriminelle versuchen seit rund einem Jahr verstärkt, Nutzer mit vermeintlichen Gewinnen zu betrügen. Sie geben sich in E-Mails als Vertreter bekannter Unternehmen wie Microsoft aus und behaupten zum Beispiel, der Empfänger habe in einer Verlosung gewonnen. Vor der Auszahlung soll der Adressat jedoch eine Gebühr überweisen. Nach Angaben der Initiative werden dabei oft Konten bei Western Union und der Afrikanischen Entwicklungsbank benutzt. Die Opfer erhalten weder den Gewinn noch bekommen sie die Gebühr zurück. Der Schaden variiert von Fall zu Fall und liegt zwischen rund 100 und mehreren Tausend Euro.

Geschädigte sollen sich nach dem Willen der Initiative bei der örtlichen Polizei melden und anschließend die Ermittlungsakte an die neuen Beschwerdestellen der vier Unternehmen weitergeben. Microsoft und Co. wollen die Daten – in anonymisierter Form – auswerten und etwa recherchieren, von wo aus die Spammer ihre Mails verschicken. Diese Erkenntnisse sollen der Polizei im jeweiligen Land zur Verfügung gestellt werden, sagte Tim Cranton, der bei Microsoft für die Kooperation mit Behörden zuständig ist.

Die Initiative läuft ins Leere, wenn die zuständigen Behörden am Ort nicht durchgreifen. "Wir können Lotterie-Betrug nicht verhindern, aber erschweren", sagte Cranton. "Die Spammer nutzen aus, dass die internationalen Strafverfolgungsbehörden schlecht vernetzt sind", sagt Norbert Pohlmann von der Fachhochschule Gelsenkirchen. Die Kriminellen seien vor allem in Ländern mit laxer Strafverfolgung aktiv. "Der Spammer sitzt in Russland und nutzt Server in Korea", nennt der Professor ein Beispiel. Global sei auch der Versand: "Kriminelle kapern die Rechner von vielen Nutzern wie Du und ich und versenden damit Spam." Über ein Botnetz lassen sich mühelos Millionen von E-Mails innerhalb von Minuten in Umlauf bringen.

Nach einer am Dienstag vorgestellten Umfrage von Microsoft unter rund 5000 Nutzern aus sieben Ländern ist im vergangenen Jahr jeder 44. einem Internet-Betrüger zum Opfer gefallen. Mehr als ein Drittel der Befragten erklärte, als Folge von Betrügereien zurückhaltender bei der Nutzung des Internets zu sein.

Beim Anti-Spam-Kongress diskutieren Branchenvertreter und Behörden aus 46 Ländern über die Bekämpfung unerwünschter E-Mails. Ausrichter ist der Verband der deutschen Internetwirtschaft eco. Dort bringt der Verband der deutschen Internetwirtschaft eco Branchenvertreter und Behörden aus 46 Ländern zusammen. Der Tenor: Gegen die international agierenden Spammer-Banden hilft nur internationale Zusammenarbeit.

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(dpa) / (anw)