Musikangebote als "ideales Reklameumfeld"

Der Streaming-Anbieter Last.fm glaubt, dass sich mit kostenlosen Online-Songs profitabel Werbegelder einsammeln lassen.

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Last.fm, vormals vor allem als Online-Radio-Anbieter bekannt, bietet seit dem Frühjahr kostenloses Streaming, über das sich Millionen Songs mindestens drei Mal vollständig über das Internet abrufen lassen. Im Interview mit der Online-Ausgabe des Technologiemagazins Technology Review erläuterte Martin Stiksel, Mitbegründer und Kreativchef des inzwischen zum US-Medienkonzern CBS gehörenden deutsch-österreichisch-englischen Dienstes, das Geschäftsmodell hinter dem Gratis-Angebot. Es habe viel Überzeugungsarbeit bei den Plattenfirmen gekostet. "Wir haben beispielsweise argumentiert: Wir können Eure gesamte Musik im Umlauf halten, ihr habt immer nur Energie und Zeit, die letzten paar Veröffentlichungen zu promoten." Hinzu komme: Wenn man eine CD nur verkaufe, erhalte der Künstler nur einmal Geld, egal wie oft sich der Käufer das Stück anhöre. "Bei Last.fm macht er jedes Mal, wenn gespielt wird, einen Schnitt. Das heißt, es ist ein neues Geschäftsmodell, hier wird sozusagen kontinuierlich monetarisiert. Kaufen: Einmal bezahlt, On-Demand-Abspielen: 10.000 Mal bezahlt." Die Summen seien natürlich deutlich kleiner als etwa bei großen Radiostationen wie der britischen BBC.

Last.fm sehe in seinem Musikangebot zudem ein "ideales Werbeumfeld". Im Gegensatz zu sozialen Netzwerken, in denen es den Nutzern vor allem auf Kommunikation ankomme, die durch Reklame gestört werde, funktioniere das Modell hier. "Da gibt es verschiedene Faktoren. Erstens: Dadurch, dass es sich um Musik dreht, befinden sich die Leute mehrere Minuten lang auf einer Seite, bei Radiostationen sogar Stunden. Zweitens: Da wird nicht einfach nur die Seite minimiert, weil wir interessante Runduminformationen durchgeben zu der Musik. Die Leute schauen immer wieder hin. Und da ist dann auch durchaus eine Interaktion mit Werbung drin." Hinzu komme, dass die Gratis-Musik nicht etwa zu weniger Plattenverkäufen führe, sagte Stiksel. "Nachdem die Plattenfirmen uns erlaubt haben, den Dienst umzusetzen, sind die Klicks auf die "Kaufen"-Knöpfe für die verschiedenen Download-Shops auf Last.fm um 120 Prozent hochgegangen. Der Verdacht, dass die Leute kein Geld mehr ausgeben, wenn sie sich Sachen direkt anhören können, hat sich also nicht bestätigt."

Das ganze Interview mit Last.fm-Manager Stiksel in Technology Review online:

(bsc)