SCO vs. Linux: Neuer Investor rettet SCO vor der Liquidierung

Die unendliche Geschichte im Rechtsstreit um angeblich illegal von Unix System V nach Linux kopierten Quellcode ist um eine weitere bizarre Variante bereichert worden.

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Von
  • Detlef Borchers

Die unendliche Geschichte im Rechtsstreit um angeblich illegal nach Linux kopierten Quellcode ist um eine weitere bizarre Variante bereichert worden. Die SCO Group, vermeintlicher Eigner des strittigen Codes, konnte die drohende Liquidierung der Firma in letzter Minute abwenden. Unmittelbar vor der entscheidenden Liquidationsverhandlung des Konkurssgerichtes unterzeichnete ihr Geschäftsführer Darl McBride einen Vertrag mit einer Firma namens Gulf Capital Partners, hinter der der bereits bekannte Investor Stephen Norris steht. Von dieser Entwicklung überrascht, einigten sich alle Parteien auf eine Verschiebung der Liquidationsverhandlung auf den 16. beziehungsweise 27. Juli.

Laut einem Verhandlungsbericht der Salt Lake Tribune soll Gulf Capital in die SCO Group investieren, auf dass alle Ansprüche der Gläubiger erfüllt werden. Dann will die Firma unter Leitung von Darl McBride mit dem Klagegeschäft gegen IBM und andere Firmen fortfahren, wie Stephen Norris dies bereits Anfang 2008 angekündigt hatte. Die Mehrheit der 62 Angestellten von SCO sollen unter Leitung von SCO-Präsident Jeff Hunsaker in einer neuen Firma den Vertrieb von SCO-Software fortsetzen.

Nach den von Groklaw präsentierten Augenzeugenberichten erschien der SCO-Geschäftsführer Darl McBride verspätet zu dem Konkursgerichtsverfahren, auf dem die sofortige Liquidation von SCO nach Chapter 7 auf der Tagesordnung stand. Er präsentierte einen frisch unterschriebenen Vertrag mit Gulf Capital Partners und betonte, dass SCO mit frischem Geld alle Forderungen erfüllen werde. Größter Gläubiger ist die Firma Novell, mit der sich SCO einen Rechtsstreit um das Copyright an Unix liefert. Die Rechtsanwälte von Novell, mit SCO immer noch im Streit um die Unix-Urheberrechte, und IBM, mit SCO im Clinch über den behaupteten Sourcecodeklau, verlangten einen Aufschub, um das frisch eingebrachte Vertragswerk studieren zu können. Auch der US-Trustee als Vertreter der übrigen Gläubiger stimmte zu. Der Konkursrichter setzte die erneute Verhandlung auf den 17. und 27. Juli fest, bemängelte aber das Verhalten von SCO und den Anwälten, die entscheidenden Verträge in letzter Minute zu präsentieren.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Online-Artikel in c't-Hintergrund (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(jk)