Saarland-Wahlkampf: "Attacke" im Internet

Im Superwahljahr 2009 kämpfen die Parteien im Saarland verstärkt im Internet um Stimmen.

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  • dpa

Saarlands Ministerpräsident Peter Müller (CDU) und Linksparteichef Oskar Lafontaine liefern sich in kleinen bunten Autos ein rasantes Rennen um die Macht an der Saar. Dabei geht Etliches zu Bruch, am Ende stoppt SPD-Spitzenkandidat Heiko Maas "die Raserei". Der animierte Kurzfilm, vorgestellt beim SPD-Parteitag im vergangenen Jahr, wurde auf Youtube mittlerweile weit mehr als 16 000 mal angeklickt.

Die CDU-Nachwuchsorganisation Junge Union zielt mit einem Online-Spiel unter dem Namen Mach den Oskar gegen den Spitzenkandidaten der Linken. Mit einer Keule bewaffnet, muss der Spieler als "Oskar" unter anderem Franz MĂĽntefering oder Kurt Beck (beide SPD) in den Boden schlagen. Der Modus heiĂźt "Rache". DafĂĽr gibts Minuspunkte. Innerhalb weniger Tage trugen sich mehr als 500 Menschen in die Highscore-Liste ein.

Die Werke aus der "Abteilung Attacke" geben einen Vorgeschmack auf das, was sich die Parteien auch im Internet in den kommenden Monaten noch an den Kopf werfen werden, stehen doch im Saarland stehen neben Kommunal- und Europawahlen in diesem Jahr noch Landtags- und Bundestagswahlen an.

Der Kampf um die Stimmen im Superwahljahr 2009 wird an der Saar zunehmend online geführt. Vor allem Sozialdemokraten und CDU senden auf fast jedem Kanal. Ob Facebook oder wer-kennt-wen, YouTube, flickr oder Twitter – der "User" ist auf kaum einer populären Website vor den Angeboten der Parteien sicher. Linke und FDP engagieren sich ebenfalls, die Grünen sind zurückhaltender – auch weil der Online-Wahlkampf aufwendig, der Erfolg aber nur schwer messbar ist.

"Eins ist klar: Nur mit Internet-Wahlkampf kann man keine Wahlen gewinnen. Aber ohne Internet-Wahlkampf kann man Wahlen verlieren", sagt CDU-Landesgeschäftsführer Jörg Kohl. "Sein" Ministerpräsident Peter Müller präsentiert auf seiner Seite einen wöchentlichen Video-Blog und beantwortet in Kurzfilmen Fragen von Bürgern. Besonders stolz ist man bei der Union auf das "Peter-Müller-Team", das bei wer- kennt-wen fleißig Mitglieder sammelt, die im passenden Forum auch debattieren.

Allerdings: In diesem und anderen Netzwerken sind bereits lebhafte Diskussionen darüber entbrannt, wer Mitglied sein darf und wer nicht. Nach längerer Debatte in einem Forum wird SPD-Generalsekretär Reinhold Jost wohl nicht den gewünschten Zugang bekommen, sagt Kohl. Auch wenn er sich über das Interesse der SPD-Spitze freue, die Gruppe sei vor allem für Unterstützer von Peter Müller gedacht. Bei der SPD, sagt Parteisprecher Thorsten Bischoff, dürfe jeder, der sich anmelde, in die jeweiligen Gruppen eintreten.

"Wir unterscheiden uns von den anderen, weil wir sagen, wir wollen die Kommunikation mit den Menschen", sagt Bischoff. Die Nutzer könnten online etwa auch Vorschläge für den Entwurf des Wahlprogramms abgeben, der auf einer eigenen Seite hinterlegt ist. Auch der Blog "Maasarbeit" von Spitzenkandidat Heiko Maas werde hervorragend angenommen. "Das wird ganz intensiv als mobile Bürgersprechstunde genutzt." Den klassischen Wahlkampf will die SPD aber nicht aufgeben. "Das sind beides gleichwertige Bausteine unserer Kampagne", erklärt Bischoff. Es werde wieder Plakate, Infostände und Flugblätter geben.

Ein Ăśberblick ĂĽber die verschiedenen Angebote der Parteien im Landtag:

Die Regierungspartei CDU ist unter www.cdu-saar.de im Internet zu finden. Ministerpräsident Peter Müller präsentiert unter www.peter-mueller.de u. a. einen Videoblog und weitere Multimedia-Angebote. Links führen zu youtube und flickr.

Die Sozialdemokraten führen unter www.spd-saar.de ein Portal, das vollständig auf den Wahlkampf zugeschnitten ist. Links führen auf den Videokanal bei YouTube und die flickr-Seiten. Auf www.heiko-maas.de stellt sich der Landeschef und Spitzenkandidat vor. Wie die CDU sind auch die Genossen bei wkw vertreten. Unter www.spd-saar.de/wordpress/ können Nutzer im "Programmblog" den Entwurf zum Wahlprogramm lesen und diskutieren.

Die Homepage der FDP ist unter www.fdp-saar.de zu erreichen. Die Liberalen bieten einen Audio- und einen Videopodcast, auch einen eigenen Videokanal bei YouTube betreibt die Partei. Im wkw ist die Partei mit der Gruppe "Politik fĂĽr dich" vertreten.

Die GrĂĽnen sind www.gruene-saar.de zu finden. Das Portal leitet auf Seiten der Partei und der Fraktion weiter. Ein Link zum YouTube-Kanal der Partei ist aber nicht zu finden; allerdings wurde die Seite auch letztmals vor elf Monaten aktualisiert. Auch bei wkw sind die GrĂĽnen im Saarland vertreten.

Die Linkspartei hat die Homepage-Adresse www.linke-saar.de, ist aber auch unter www.oskar-waehlen.de zu erreichen. Eine Flickr-Seite hat die Partei ebenfalls. Einen eigenen Youtube-Kanal hat die saarländische Partei nicht, verweist aber auf den der Bundespartei, in dem auch Videos aus dem Saarland zu finden sind. (dpa)/ (cp)