Saturns MP3-Download-Portal mit Macken
Die Betreiber des digitalen MP3-Shops Saturn Musik-Download scheint der Ansturm etwas überrollt zu haben. Kunden klagen über hängende Downloads, schleppenden Support und defekte Tracks. Andere freuen sich über unerwartete Juwelen im Download-Grabbeltisch.
- Gerald Himmelein
Seit vergangenen Freitag "feiert" Saturn die Umstellung seines Musik-Download-Shops auf DRM-freie MP3s mit einem verlockenden Sonderangebot: Bis zum 29. März soll jedes Album 5 Euro kosten – ein Sternchen schränkt die Offerte allerdings ein: "nur für Einzel-Alben". Die Preise von CD-Sets bleiben von der Aktion unberührt; sie beginnen meist bei 13 Euro.
Was als Album gilt, scheinen die Verwalter des Download-Portals etwas willkürlich festgelegt zu haben. So zählen die 43 Tracks des Abtanz-Samplers "Kontor Top Of The Clubs" als Einzelalbum, die 11 Titel umfassende Neuauflage des Ambient-Werks "Pomme Fritz" kostet hingegen das Dreifache. Die Neuauflagen der ersten beiden Prodigy-Alben "Experience" und "Music For The Jilted Generation" kosten inklusive Bonus-CD 5 Euro, liegen dafür nur mit 192 kBit/s vor. Auch sonst schwankt die Qualität des Materials: Ältere Releases liegen meist in 192 oder 256 kBit/s vor, aktuelle Titel dagegen mit 320 kBit/s (LAME-kodiert). In Hörtests lässt sich zwar schon 192 kBit/s nicht mehr von einer CD unterscheiden, doch wem nur die maximale MP3-Qualität gut genug ist, sollte vor dem Gang zur E-Kasse noch ein Auge auf die Bitrate werfen.
Der Kundenansturm scheint die Betreiber des Portals überrumpelt zu haben – am Wochenende schlugen vielmals die Downloads fehl; Mails an die offizielle Support-Adresse gingen teilweise als unzustellbar zurück. Die meisten Antworten der Support-Mitarbeiter beschränken sich auf Textbausteine; immerhin zeigt man sich bei fehlgeschlagenen Downloads kulant. Im Katalog finden sich zahlreiche Dubletten und Beinahe-Duplikate. Die Best-of-Sammlung "Teachings From The Electronic Brain" von Future Sound Of London liegt etwa in vier Varianten vor, von denen eine sich per Cover Art als "Itunes Exlusive" ausgibt und eine andere komplett leer ist. Mitunter befinden sich im MP3-Fundus auch defekte Titel und falsch geschriebene Titel und Interpreten. Einige MP3-"Alben" weichen maßgeblich von ihrem CD-Pendant ab – so etwa die Kontor-Compilation "GEMS – Greatest Electronic Music Selection", die als Doppel-CD 28 Titel zählt, als Saturn-Download hingegen 21.
Einfach zu bedienen ist die Site auch nicht unbedingt. Alle Formulare nutzen JavaScript; wer die Download-Site mit Firefox und Noscript ansurft, muss sowohl saturn.de als auch omds.de freigeben. Kreditkartenkäufer sollten zudem vor der Bezahlung select.worldpay.com in die Ausnahmeliste des Popup-Blockers eintragen, gleich ob Internet Explorer oder Firefox zum Einsatz kommt. Sonst scheitert am Ende der Bestellung die Weiterleitung zur Download-Seite. Mac-Anwender müssen zum Vorhören ein Windows-Media-Plug-in installieren.
Bis der Browser für den Shop zurecht konfiguriert ist, dürfte der erste Download bei den meisten Kunden schief gehen. Immerhin gibt es unter "Meine Einkäufe" die Option zum "Redownload". Hier muss man allerdings vorsichtig sein: Wer seinen Einkauf reaktiviert und als ZIP-Archiv herunterlädt, bekommt die gekauften Titel oft doppelt eingepackt. Bedauerlich ist auch, dass der Server keine Gesamtgröße der ZIP-Downloads übermittelt – so geraten unvermutete 700-MByte-Brocken zur echten Nervenprobe. Immerhin liefern die Download-Server die gekaufte Ware mittlerweile wieder mit Höchstgeschwindigkeit aus.
Insgesamt gilt also Vorsicht – wie bei den meisten Schnäppchenangeboten. Andererseits finden sich im angeblich 5 Millionen Titel umfassenden Saturn-Grabbeltisch auch echte Preziosen, darunter nur auf Vinyl erschienene Remixe und längst vergriffene EPs. Das Herumstöbern kann sich also durchaus auszahlen. (ghi)