Tumormedikament soll beim Abnehmen helfen

Das US-Pharma-Start-up Zafgen will mit einem Wirkstoff, der die Blutgefäßbildung bei Krebs hemmt, die Struktur von Fettgewebe auflösen.

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Jedes Jahr raffen Krebs und Fettleibigkeit Hunderttausende von Menschen dahin. Doch die beiden Plagen der Industriegesellschaft haben noch mehr gemeinsam: Sowohl Tumore als auch wuchernde Fettzellen sind auf ein Netz aus feinen Blutgefäßen angewiesen, die sie versorgen. Diese Tatsache will nun das amerikanische Pharma-Start-up Zafgen ausnutzen, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe: Es bekämpft Fettleibigkeit mit Krebsmedikamenten, die die Bildung neuer Blutgefäße, die so genannte Angiogenese, hemmt.

Bislang gehen pharmakologische Therapien die Fettleibigkeit über die Nahrungsaufnahme an. Hierbei werden im Gehirn der Appetit gezügelt oder ein künstliches Sattheitsgefühl erzeugt. Indem der Patient weniger isst, soll er Gewicht verlieren. Leider seien die neuronalen Mechanismen, die die Nahrungsaufnahme regeln, mit anderen Prozessen im Körper gekoppelt, sagt Thomas Hughes, CEO von Zafgen. Deshalb gebe es häufig Nebenwirkungen.

Um dieses Problem zu lösen, setzt Zafgen statt einem zentralen Angriff im Gehirn auf eine verteilte Strategie über das Fettgewebe selbst. Hierzu untersuchten die Forscher des Start-ups eine Gruppe von Molekülen, die ursprünglich gegen die Blutgefäßbildung in Tumoren entwickelt wurden. Indem sie an Rezeptoren in der Innenwand der Gefäße andocken, verhindern sie, dass sich andere Stoffe dort anlagern, die das Wachstum der Äderchen auslösen. War dieser Ansatz im Kampf gegen Krebs bislang nicht sehr wirkungsvoll, könnte er gegen Fettleibigkeit genügen: Denn im Unterschied zum Tumorgewebe müssen die Fettzellen nicht vollständig entfernt werden, weil sie für sich genommen keine Gefahr darstellen.

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(bsc)