VDE: Mehr Intelligenz ins Stromnetz

Damit der wachsende Anteil erneuerbarer Energien optimal in die Stromversorgung eingebunden werden kann, ist nach VDE-Ansicht unter anderem eine breit angelegte Aufrüstung mit Informations- und Kommunikationstechniken im Bereich der Verteilnetze nötig.

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Von
  • Richard Sietmann

Eine Voraussetzung für die optimale Einbindung des wachsenden Anteils erneuerbarer Energien in die Stromversorgung ist die breit angelegte Aufrüstung mit Informations- und Kommunikationstechniken (IKT) im Bereich der Verteilnetze. Darauf wies der VDE am heutigen Mittwoch bei der Präsentation der Studie "Smart Distribution 2020" in Berlin hin.

Entsprechend den Zielen sowohl der Bundesregierung mit dem Programm E-Energy als auch des "Strategic Energy Technology Plan" (SET-Plan) der EU-Kommission soll der Anteil regenerativer Energien wie Windkraft, Photovoltaik und Biomasse an der Stromerzeugung massiv gesteigert werden. Diese stellen mit ihrer stark schwankenden Erzeugung die Effizienz und Stabilität der herkömmlichen Versorgungssysteme allerdings vor große Herausforderungen. Ein Lösungsansatz sind "virtuelle Kraftwerke", die viele kleine dezentrale Einspeiser, Verbraucher und Speicher so verbinden, dass sie den Energiebedarf in gleicher Qualität wie konventionelle Großkraftwerke decken.

Die Umsetzung der Idee virtueller Kraftwerke in die Praxis erfordert der VDE-Studie zufolge jedoch eine flächendeckende IKT-Durchdringung der Stromnetze bis zum Niederspannungsteilnehmer. Damit würden die Erzeuger regenerativer Energien in die Lage versetzt, mehr Verantwortung zu übernehmen und ebenso wie andere Erzeuger ihren Beitrag zu den sogenannten Systemdiensten wie der Sicherung der Frequenz- und Spannungsqualität, dem Angebots- und Bedarfsmanagement sowie dem Netzwiederaufbau nach Störungen zu leisten, wie es der VDE fordert.

Insbesondere sollten sich nach Auffassung des VDE einspeisende Erzeuger künftig an den Kosten des Netzes beteiligen. "Das Netz wird auch weiterhin gebraucht", betonte Hellmuth Frey von der EnBW Energie Baden-Württemberg AG, einer der Autoren der Studie. Denn die verteilte und die zentrale Erzeugung würden künftig nebeneinander bestehen, und das Stromnetz müsste langfristig so ausgebaut werden, dass die Versorgung auch dann gesichert ist, wenn die Leistung beispielsweise aus Windkraft- oder Kraft/Wärme-Kopplungsanlagen nicht zur Verfügung steht.

Anstelle der heute zur Netzsteuerung vielfach verwendeten proprietären Kommunikationsprotokolle unterschiedlicher Hersteller plädiert die Studie für den konsequenten Einsatz des Standards IEC 61850 auf allen Netzebenen und Übertragungsmedien. Dieser 2004 verabschiedete Standard definiert die Datenmodelle und Dienste zur intelligenten Netzsteuerung. Zudem ließe sich mit der Nutzung von IEC-Protokollen in öffentlichen Netzen eine vergleichbare technische Datensicherheit wie bei internen Kommunikationsnetzen erreichen, so dass dem wirtschaftlich möglicherweise günstigeren Rückgriff auf öffentliche Kommunikationsnetze zum Datenaustausch und zur Betriebsführung in den Mittel- und Niederspannungsnetzen "kein sicherheitsrelevantes Hindernis" entgegenstehe. Die Betriebsführung der Hoch- und Höchstspannungsnetze über eigene Datenleitungen der Übertragungsnetzbetreiber soll hingegen beibehalten werden. (Richard Sietmann) / (pmz)