VPRT-Präsident: "Die größten Pay-TV-Anbieter sind ARD und ZDF"

Der Präsident des Verbands Privater Rundfunk- und Telemedien Jürgen Doetz hat in einem Interview mit Hinweis auf die GEZ-Mehreinnahmen die Kritik an den HDTV-Plänen von RTL und ProSiebeSat.1 zurückgewiesen.

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Von
  • Nico Jurran

Der Präsident des Verbands Privater Rundfunk- und Telemedien (VPRT) Jürgen Doetz hat in einem Interview mit dem Medienportal Meedia die HDTV-Pläne der Privatsendergruppen RTL und ProSiebenSat.1 verteidigt. Diese wollen ab dem 1. November beziehungsweise ab dem Frühjahr 2010 die HDTV-Fassungen ihrer Sender RTL, Vox, ProSieben, Sat.1 und Kabel 1 über die kostenpflichtige neue Plattform HD+ des Satellitenbetreibers Astra ausstrahlen.

Nach Ansicht von Doetz mokieren sich die Öffentlich-Rechtlichen über die Privaten, wenn die über Verschlüsselung und Paid Content reden, obwohl sie selbst "die größten Pay-TV-Anbieter" seien. "ARD und ZDF bekommen in dieser Gebührenperiode 250 Millionen Euro aus Gebührengeldern für die Verbreitung von HD-Programmen. Jetzt stellen die sich hin und tun so, als ob sie das für die Zuschauer alles gratis abgeben, obwohl diese alle, ob sie HDTV sehen wollen oder nicht, mit den Rundfunk-Gebühren das alles bezahlen", erklärte der VPRT-Präsident im Interview.

Doetz bezieht sich damit auf die Rundfunkgebühr, die zum 1. Januar 2009 auf Empfehlung der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) um 5,6 Prozent auf 17,98 Euro je Gerät und Monat angehoben wurde. Den größten Posten beim "Entwicklungsbedarf" stellte seinerzeit das hochaufgelösende Fernsehen (HDTV) dar; Arte meldete sogar nur in diesem Bereich Mehrbedarf an. Allerdings nahm sich der Antrag des deutsch-französischen Senders mit einer Gesamtsumme von 12,1 Millionen Euro bescheiden aus gegenüber den 140 und 134,4 Millionen Euro, die ARD und ZDF wollten. Letztlich kürzte die Kommission den angemeldeten Bedarf für die HDTV-Einführung bei der ARD nur leicht von 140 auf 133,4 Millionen Euro , zog beim ZDF von den beantragten 134,4 Millionen Euro auf Grundlage eigener Schätzungen aber satte 35 Millionen Euro ab, sodass dem Sender "nur" 99,4 Millionen Euro blieben.

Laut Doetz entstünden aber auch erheblich Kosten, wenn ProSiebenSat.1 oder RTL ihre Programme im HD-Format einspeisen. Diese ließen sich nicht durch höhere Werbe-Einnahmen kompensieren. "Und es gibt für uns auch keine endlos sprudelnde Gebühren-Quelle", meinte der VRPT-Vorsitzende weiter. Als Alternative wäre lediglich geblieben, dass sich die Privaten nicht an HDTV beteiligt hätten. Laut Doetz wolle man den Zuschauern diesen Mehrwert "gerne bieten, es muss aber auch bezahlt werden". Er kritisierte daher auch Darstellungen, dass die Privatsender gierig seien, wenn sie eine Gebühr für HDTV verlangen.

Wie zuvor schon Sprecher der an HD+ beteiligten Sendergruppen begründete auch Doetz im Meedia-Interview die Pläne der Privatsender, das Vorspulen über Werbung bei HD+ zu verhindern, mit dem Schutz des Geschäftsmodells. Auf die Nachfrage, ob der Zuschauer mit der neuen Technik nicht gegängelt werde, meinte Doetz, dass diese Ängste den Zuschauern "vor allem von den organisierten Verbraucherschützern unterstellt würden". Bereits auf der IFA-Veranstaltung der Deutschen TV-Plattform waren Vertreter von Sendern, der Industrie und der Verbraucherzentrale NRW aneinandergeraten. So warf Gerhard Schaas, seines Zeichens Vorsitzender der Deutschen TV-Plattform und Vorstand des TV-Herstellers Loewe, der Verbraucherzentrale NRW wegen ihrer Ende Juli veröffentlichten Warnung vor Fehlinvestitionen beim Kauf von HDTV-Receivern ein geschäftsschädigendes Verhalten vor.

Astra-CEO und -Präsident Ferdinand Kayser hatte sich auf seiner IFA-Keynote-Rede ebenfalls gegen die Darstellung gewandt, es handele es sich bei HD+ um ein Pay-TV-Angebot. Tatsächlich handele es sich bei dem vom Kunden zu leistenden Betrag (gemunkelt wird von 4,50 Euro pro Monat) um eine "Zugangsgebühr" (andernorts auch "Infrastrukturgebühr" genannt), die mit den Grundgebühren für Digital-TV vergleichbar sei, die einige Kabelnetzprovider (wie Kabel Deutschland) verlangen. Für Schmunzeln unter den Zuhörern sorgte damals der von Kayser benutzte Begriff "encrypted Free-To-Air" (also sinngemäß etwa "verschlüsseltes Free-TV"). (nij)