Vista-Sammelklage: Ist Vista Home Basic wirklich eine Vista-Version?

Eine Sammelklage gegen Microsoft in den USA untersucht unter anderem die Frage, ob Käufer mit dem Logo "Vista Capable" in die Irre geführt wurden. Führende PC-Hersteller und Einzelhändler sollen nun dazu Auskunft geben müssen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Sammelklage gegen Microsoft wegen angeblicher falscher Versprechungen, die durch das Label "Windows Vista Capable" für PCs gemacht wurden, zieht weite Kreise in der PC-Branche. Mittels Verfügungen (subpoena), die die Klägeranwälte beantragten, sollen einige PC-Hersteller und -Verkäufer dazu gezwungen werden, Informationen über ihre Marketingprogramme und über Preiskalkulationen für die PCs mit Windows herauszugeben, berichtet die Tageszeitung Seattle Post Intelligencer in ihrem hauseigenen Microsoft-Blog. Auch wird nach Dokumenten verlangt, die Diskussionen oder Analysen beträfen, ob die Version Windows Vista Home Basic als Windows Vista vermarkt werden konnte oder sollte.

Microsoft hatte in den Monaten vor dem Start von Windows Vista ein Logoprogramm gestartet. Dazu gehörte auch eine Auszeichnung von Hardware als "Premium Ready". Mit dieser sowie mit der Bezeichnung "Vista Capable" wollte der Konzern den potenziellen PC-Käufern versichern, dass sie nicht auf das Erscheinen von Windows Vista warten bräuchten, um sich einen neuen Vista-tauglichen PC zuzulegen. Die Kläger fühlen sich nun aber betrogen: Computer, die sie sich zulegten, auf denen ein Aufkleber mit "Windows Vista Capable" prangte, seien nur in der Lage gewesen, Windows Vista Home Basic auszuführen, nicht aber die Premium-Version mit den charakteristischen Neuerungen wie der Aero-Glass-Oberfläche.

Ende Februar hatte ein Bundesbezirksgericht in Seattle die Klage als Sammelklage zugelassen. Laut Richterin Marsha Pechman spielt dabei auch die Frage eine Rolle, ob denn Vista Home Basic überhaupt eine echte Vista-Version darstelle, ob die Variante kurz als "Vista" bezeichnet werden durfte und ob auf diese Weise die Nachfrage künstlich gesteigert wurde. Microsoft beteuert dahingegen, die Unterschiede der Windows-Vista-Versionen gegenüber Unternehmen und Kunden klar verdeutlicht zu haben. Mit den unterschiedlichen Versionen habe das Unternehmen den unterschiedlichen Bedürfnissen und Preisvorstellungen der Verbraucher entgegenkommen wollen.

Das soll nun durch die Verfügungen genauer untersucht werden, nach denen Hersteller wie Intel, Acer, Dell, HP, IBM oder Sony sowie unter anderem Händler wie Amazon, Wal-Mart, Best Buy, Fry's oder Office Depot Informationen zu den Diskussionen und Maßnahmen rund um das Logo "Vista Capable" und die Vista-Version Home Basic liefern sollen. Auch gegen den ehemaligen Chef von Microsofts Windows-Sparte, Jim Allchin, liegt eine Verfügung vor.

Ob die Auskunftsbegehren erfolgreich sind, ist derzeit aber noch nicht entschieden: Einige der betroffenen Firmen haben Widerspruch eingelegt. Außerdem möchte Microsoft, dass das Verfahren erst einmal ausgesetzt wird, bis über die Berufung gegen die Entscheidung, die Klage als Sammelklage zuzulassen, befunden wurde. Bislang waren in dem Verfahren unter anderem E-Mails bekannt geworden, nach denen Microsoft-Mitarbeiter die Probleme, die beim Verkauf einer Vista-Version "Home Basic" ohne die aufwendigen charakteristischen Neuerungen wie der Aero-Glass-Oberfläche entstehen können, vorausgesehen hatten. Angeblich ging es dabei vor allem darum, Intel zu helfen – es herrschte die Besorgnis, Intel könne den für die aufwendige Vista-Nutzerschnittstelle nötigen Chipsatz 945 nicht in der erforderlichen Menge produzieren. (jk)