Weiter hohe Zahl von Studienabbrechern an Fachhochschulen

Insgesamt gesehen ist die Zahl der Studenten, die ihr Studium ohne einen Abschluss beenden, etwas gesunken.

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Von
  • Frank Möcke

Während an den Universitäten der Anteil der Studienabbrecher innerhalb einer Zweijahresfrist um vier Prozentpunkte auf 20 % zurückgegangen ist, hat er sich an den Fachhochschulen von 17 auf 22 % erhöht.

Im Bereich Mathematik/Naturwissenschaften verharrt die Quote an den Universitäten unvermindert auf dem hohen Niveau von 28 %. Darin ist der Bereich "Informatik" mit 32 % vertreten, der vorangegangenen Untersuchung zufolge brachen hier noch 39 % ihr Studium ab. Von 100 Informatik-Studienanfängern beenden an Fachhochschulen 25 ihr Studium ohne Abschluss (vorher 29 %). Das, so kommentiert das Hochschulinformationssystem HIS in seinem heute veröffentlichten Projektbericht, sei zwar immer noch ein überdurchschnittlich hoher Anteil, aber gleichzeitig auch der niedrigste Abbruchwert, der bislang in diesem Studienbereich gemessen wurde.

Das insgesamt schlechte Abschneiden der Fachhochschulen liegt vor allem an der deutlichen Erhöhung des Studienabbruchs in den Ingenieurwissenschaften. Über alle Studienbereiche ist hier die Abbrecherrate um fünf Prozentpunkte auf 26 % gestiegen. An dieser Entwicklung, so legen die Autoren des Projektberichts nahe, dürfte die Einführung der Bachelor-Studiengänge mitbeteiligt sein. Der große Anteil an Studierenden der Ingenieurwissenschaften unter den Bachelor-Studienanfängern und die hohe Studienabbruchquote im Bachelor-Studium an den Fachhochschulen wiesen darauf hin: "Die Ursache für diese problematische Situation könnte zum einen in den erhöhten Leistungsanforderungen des ingenieurwissenschaftlichen Studiums zu suchen sein. Große Stofffülle bei inhaltlich hohen Anforderungen hat schon die herkömmlichen Studiengänge in diesen Bereichen ausgezeichnet und zu einem beträchtlichen Studienabbruch geführt. Mit der Umstellung auf Bachelor-Studiengänge und der damit einhergehenden Reduzierung der Studienzeit scheint es weniger zu einer Entschlackung des Studiums als zu einer Verdichtung gekommen zu sein."

Über alle Hochschularten und Fächergruppen gesehen liegt der Studienabbruch der Männer bei über einem Viertel, die Quote der Frauen beläuft sich hingegen nur auf 15 %. Dabei muss allerdings bedacht werden, dass hinter den geschlechtsspezifischen Abbruchwerten auch unterschiedliche Fächerprofile stehen, die jeweils ein spezifisches Studien- bzw. Abbruchverhalten aufweisen.

Bundesbildungsministerin Schavan äußerte in einer Presseerklärung, die Senkung der Studienabbruchquote an deutschen Universitäten auf 20 % sei ganz wesentlich auf die im Zuge der Bologna-Reformen eingeführten Bachelor-Studiengänge zurückzuführen. Die ersten Forschungsergebnisse zu den Auswirkungen des Reformprozesses zeigten deutlich: "Wenn wir im internationalen Wettbewerb um die besten Talente mithalten wollen, gibt es zum Bologna-Prozess keine Alternative." In den Fächern Mathematik, Ingenieur- und Naturwissenschaften und Technik, den so genannten MINT-Fächern, gebe es eine recht hohe Abwanderungstendenz in andere Studienfächer. Bei der vorliegenden Analyse sei aufgrund der Datenlage jedoch noch keine Differenzierung mit Blick auf den Bachelor möglich. (fm)