Wissenschaftler konnten erstmals Robotik-Prototyp in einer Ader navigieren

Zum Antrieb und zur Steuerung des Prototyps in der Halsarterie eines lebenden Tieres verwendeten kanadische Wissenschaftler ein herkömmliches MRI-System.

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Von
  • Florian Rötzer

Kanadische Wissenschaftler vom NanoRobotics Laboratory der École Polytechnique de Montréal haben erstmals einen Prototyp für einen medizinischen Nanoroboter in die Halsarterie eines lebenden Schweines einführen und mittels eines MRI-Systems (Magnetresonanztomographie) bewegen und steuern können ("Automatic navigation of an untethered device in the artery of a living animal using a conventional clinical magnetic resonance imaging system", Applied Physics Letters, vol. 90, no. 11, March 12, 2007). Dabei handelte es sich um ein ferromagnetisches Kügelchen mit einem Durchmesser von 1,5 mm und einem Gewicht von 0,0136 g, das sich mit einer Geschwindigkeit von 10 cm/s zielgerichtet bewegen ließ.

"Die Einführung und Steuerung von Nanorobotern im menschlichen Körper, der fast 100.000 km an Adern enthält, ist ein vielversprechender Weg", so Teamleiter Sylvain Martel. Damit könne man an bislang unzugängliche Orte im Körper gelangen. Im NanoRobotics Laboratory wird daran gearbeitet, die Roboter weiter zu verkleinern und unterschiedliche Typen von Mikro- und Nanogeräten zu entwickeln, die beispielsweise Medikamente zu Tumoren bringen oder mit Biosensoren Diagnosen erstellen können.

Die Vorstellung von winzigen Robotern, die durch den Körper gesteuert werden, um diesen zu erkunden oder Tätigkeiten auszuführen, ist zwar schon einige Jahrzehnte alt. Bislang aber ist es noch nicht gelungen, sie tief im Körper navigieren zu können. Die von den kanadischen Wissenschaftlern vorgeschlagene Verwendung von herkömmlichen MRI-Systemen zum Detektieren, Antreiben und Steuern von Nano- oder Mikrorobotern in Körpern könnte ein wichtiger erster Schritt dazu sein. Zumindest in größeren Blutbahnen kann die mit dem MRI mögliche räumliche Kodierung durch drei Gradienten auch eine dreidimensional ausgerichtete magnetische Kraft erzeugen, die ausreicht, um ein kleines ferromagnetisches Objekt in Echtzeit mit großer Genauigkeit zu bewegen. Nach Ansicht der Wissenschaftler wäre dies auch bei noch kleineren Robotern möglich. (fr)