E-Learning ist kein Selbstzweck

In seinen Empfehlungen zur Bildungsreform fordert das Forum Bildung auch bessere Konzepte, die neue Medien auf allen Stufen der Aus- und Weiterbildung gewinnbringend integrieren.

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Von
  • Angela Meyer

Computer in jedem Klassenzimmer bewirken allein noch keine Bildungsreform und reichen als Investition in die Zukunft nicht aus. Diese Binsenweisheit hat jetzt das Forum Bildung noch einmal ausdrücklich bestätigt. Entscheidend für die Qualität und Zukunftsfähigkeit des deutschen Bildungswesens seien eine frühe und individuelle Förderung, die Verwirklichung lebenslangen Lernens für alle, die Erziehung zu Verantwortung und eine Reform der Aus- und Weiterbildung der Lehrenden, unterstrichen Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn und Bayerns Wissenschaftsminister Hans Zehetmair als Vorsitzende des Forum Bildung bei der Vorstellung des Abschlussberichts. Dieser fasst das Ergebnis einer zweijährigen Zusammenarbeit von Ministern des Landes und des Bundes mit Vertretern der Sozialpartner, der Kirchen, der Wissenschaft, der Studierenden und der Auszubildenden im Forum Bildung zusammen. Und eigentlich kommt er gerade recht: Erst vor kurzem hatte die internationale Vergleichsstudie PISA ergeben, dass deutsche Schüler bestenfalls mittelmäßige Leistungen erbringen -- reichlich Wasser auf die Mühlen der Kritiker, die seit langem eine Reform des Bildungswesens fordern.

Der Umgang mit neuen Medien und das vielgepriesene E-Learning könnten nach Ansicht des Gremiums dabei zwar durchaus eine wichtige Rolle spielen, allerdings nur, sofern die Rahmenbedingungen stimmen. Trotz hohen technischen Know-hows und vielfältiger Ansätze von E-Learning habe sich der Einsatz neuer Medien noch nicht in der Bildung durchgesetzt und die Potenziale neuer Medien für lebenslanges Lernen seien bisher nicht ausgeschöpft. "Dazu sind neben der technischen Ausstattung von Bildungseinrichtungen vor allem neue pädagogische und didaktische Konzepte und eine anwendungsbezogene Personalfortbildung erforderlich", heißt es im Bericht unter dem Stichwort "Chancen der neuen Medien nutzen".

Damit sich diese tatsächlich als nützlich erweisen können, müssten zunächst alle das Lernen in multimedialen Umgebungen selbst erlernen: Hohe Komplexität und große Informationsmengen, die oft nur wenig strukturiert sind, seien für die meisten Lernenden ohne professionelle Unterstützung kaum zu bewältigen. Mit Hilfe von Medien Wissen finden, auswählen und verteilen gelinge besonders gut, wenn neue Medien mit anderen Medien und Lernmethoden kombiniert werden und Lernende mit anderen oder mit Tutoren zusammenarbeiten können.

Der Umgang mit Medien als neuer Kulturtechnik sollte früh begonnen und reflektiert werden, fordern die Bildungsexperten, am besten stufenweise in altersgemäßer Form bereits in Kindertageseinrichtung und Grundschule. Neben der technischen Ausstattung aller Schulen einschließlich einer professionellen Wartung des Equipments seien dafür auch neue pädagogische und didaktische Konzepte nötig. Ebenso müsste unter inhaltlichen und methodisch-didaktischen Gesichtspunkten noch bessere Lernsoftware entwickelt werden, die sich einfacher nutzen lässt und individuelle Lernprozesse unterstützt.

Der Einsatz neuer Medien bedeute eine Umstellung für die Lehrenden, die durch gezielte Weiterbildung unterstützt werden müssten: Multimediales Lernen ersetze Lehrkräfte nicht, fordere jedoch neben den technischen Kenntnissen auch ein anderes Verständnis von Unterricht und ihrer Rolle dabei. Gerade für die Weiterbildung von Lehrenden fehle es aber noch an ausgefeilten Konzepten. (anm)