Intel und die Fehlerteufelchen

Der Fehler beim 1,13-GHz-Prozessor wird in Intels neuem Specification Update nicht spezifiziert, ein buntes Durcheinander gibt es beim Thema Dual-Betrieb.

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Von
  • Andreas Stiller

Entweder möchte Intel den Schleier des Vergessens über die Fehlerursache beim 1,13-GHz-Prozessor legen oder aber der Marktführer kann den Fehler noch gar nicht genau spezifizieren. Jedenfalls findet man auf Intels FTP-Site jetzt zwar das neues "Specification Update" mit Datum vom 15. September (24445320.pdf) – doch handelt es sich dabei exakt um das alte Dokument vom Vormonat. Noch kein Wort also über den Fehler der zurückgerufenen 1,13-GHz-Version.

Anders beim Pentium II, für den das Update (24333737.pdf) wirklich vom September datiert und immerhin gleich fünf neue Fehler auflistet. Drei davon waren schon zuvor beim Pentium III spezifiziert. Die zwei restlichen (A84 und A85) haben einen möglichen Prozessor-Deadlock zur Folge, wenn ein "memory aliasing" mit unterschiedlichen Page- oder Speicherattributen stattfindet. Diese Fehler dürften mutmaßlich auch den Pentium III betreffen. Sie sind allerdings sehr "esoterisch" und erfordern ein tiefes (und sinnloses) Herumwühlen in den Page-Tabellen oder gemischte cacheable/ noncacheable Zugriffe auf den gleichen physisch adressierten Code. Programme im User-Mode dürften für solch mysteriöse Zugriffe keinen Anlass haben. Die Fehler sollen daher laut Intel in üblichen Betriebssystemen und "normaler" kommerzieller Software nicht auftreten.

Eher schon kann sich Fehler A83 (beim Pentium III E69) bemerkbar machen. Bei einem so genannten Double Fault aus dem virtuellen 8086-Modus heraus löscht der Prozessor versehentlich das Virtuell-Flag im Eflags-Register, sodass die Fehlerbehandlungsroutine hernach nicht ohne weiteres in den virtuellen Modus zurückkehren kann. Ein Double Fault tritt nach einem Fehler auf (beispielsweise Division durch Null), woraufhin dann die normale Fehlerbehandlungsroutine wegen eines weiteren Fehlers (etwa Stack- oder Page-Fehler) nicht ausgeführt werden kann. In diesem Fall ist aber sowieso meist alles zu spät und eine Rückkehr in den virtuellen Modus nur selten sinnvoll, sondern nur noch ein ordentlicher Restart.

Apropos Specification Upgrade für den Pentium III: Hier herrscht ein ziemliches Kuddelmuddel. So steht in der Fußnote zu den gesockelten Pentium-III-Versionen mit dem neuen cC0-Step (Stepping 6), diese seien nicht Dual-Prozessor-tauglich. Desungeachtet findet man in der ebendort veröffentlichten "DP Platform Population Matrix" für genau diese FC-PGA-Typen den Eintrag "NI" und der bedeutet: No Known Issues, keine Probleme bekannt. Ja, was denn nun? Wer sich mit dem Gedanken trägt, Dual-Prozessor-Boards mit gesockelten Pentium-III-Prozessoren bestücken zu wollen, sollte wohl vorsichtshalber nach einer alten Maskenversion Ausschau halten. (as)