Republikaner lesen bei den Demokraten mit

Über ein Jahr lang haben anscheinend republikanische Angehörige des Judiciary Committee des US-Senats vertrauliche Dokumente der Demokraten mitgelesen.

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Von
  • Dr. Harald Bögeholz

Über ein Jahr lang haben anscheinend republikanische Angehörige des Judiciary Committee des US-Senats vertrauliche Dokumente der Demokraten mitgelesen. Dies berichtet der Boston Globe. Das Judiciary Committee ist unter anderem für die Berufung von Richtern zuständig. Im Zeitraum vom Frühjahr 2002 bis mindestens April 2003 hatten die Republikaner Zugriff auf Memos und Aufzeichnungen privater Treffen, in denen die Demokraten diskutierten, gegen welche Kandidaten sie vorgehen wollen und mit welchen Taktiken. Einige dieser Dokumente waren in der Folge auch an die Presse gelangt.

Wer nun an Hackerangriffe, Trojanische Pferde oder Spionageprogramme denkt, irrt: Die Daten waren einfach ohne Passwort für alle zugänglich. Laut dem Zeitungsbericht hatte im Jahr 2001 ein Techniker den gemeinsam genutzten Server des Ausschusses so konfiguriert, dass neu angelegte Accounts ohne Passwort offen standen. Zu ihrer Verteidigung brachten die Replublikaner übrigens inzwischen vor, dass ihr Administrator den demokratischen Kollegen im Sommer 2002 auf den Fehler hingewiesen habe, daraufhin aber nichts passiert sei.

Da ist die Versuchung natürlich groß. Trotzdem zeigte sich der Vorsitzende des Ausschusses, der Republikaner Orrin Hatch aus Utah, bestürzt darüber, dass ein so unethischer und unakzeptabler Vertrauensbruch während seiner Amtszeit geschehen konnte. Ein ehemaliger Mitarbeiter, der im Verdacht steht, die brisanten Dokumente eingesehen zu haben und den die Presse mittlerweile ausfindig gemacht hat, sagte, dass kein Hacking, kein Diebstahl und keine Verletzung irgendeiner Senatsregel stattgefunden habe. Denn die Dokumente seien keine offiziellen Dokumente, die unter die Geheimhaltungsregeln des Senats fielen, für Diebstahl müssten Eigentumsrechte verletzt worden sein und von Hacken könne ja sowieso keine Rede sein. Ob diese Einschätzung so richtig ist, wird eine inzwischen eingeleitete Untersuchung erweisen müssen. (bo)