"Smart Soldiers" für den Krieg in Afghanistan

Das Pentagon überlegt, die Produktion eines tragbaren taktischen Computersystems aufgrund des Afghanistan-Einsatzes vorzuziehen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 342 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Clemens Gleich

Die vom amerikanischen Verteidigungsministerium für 2004 vorgesehene Land-Warrior-Ausrüstung könnte nach neuen Überlegungen bald im Afghanistan-Krieg eingesetzt werden. Wie die San Jose Mercury News berichten, glaubt das Pentagon, durch den High-Tech-Anzug mit integriertem PC einen Vorteil im Kampf gegen die Guerillas im Bergland zu erlangen.

Der Soldat der vielleicht gar nicht so fernen Zukunft hat einen Pentium-III-Rechner mit einer Funkverbindung sowie GPS am Leib und vor den Augen einen Schirm, mit dem er den Feind auch nachts mit Restlichtverstärker und Infrarotsicht erkennen kann. Sogar an seiner Waffe klebt die Elektronik: Eine Maus für den Rechner und eine Kamera am Lauf, die ihm ermöglichen soll, mit geringer Gefahr aus der Deckung heraus zu schießen. Laut einem offiziellen Dokument ist jedoch trotzdem die erste Priorität des Systems, die Fähigkeit des Soldaten, zu töten; Überlebensfähigkeit folge erst an zweiter Stelle. Das System ist derzeit in der Testphase, wurde aber "für Orte wie Afghanistan entwickelt", betonte einer der Konstrukteure.

Durch die umfangreichen Kommunikationsmöglichkeiten und Echtzeit-Geländeinformationen über Satellit sollen die Soldaten die Fertigkeiten eines Scharfschützen mitten im Feindgebiet erhalten. Über vorgefertigte Text-Messages, Sprache oder getippten Text könne ein Soldat ein Ziel einem anderem empfehlen, der einen besseren Schusswinkel hat.

Viele Kritiker sehen PC und E-Mail im Schlachtfeld fehl am Platze, doch ein Test im September 2001 zeigte, dass die Land Warriors tatsächlich einen taktischen Vorteil gegenüber ihren nicht computerisierten Kollegen hatten. Es gab jedoch auch Softwareabstürze und Probleme mit der geringen Funkreichweite. Sollte der militärische Wearable tatsächlich in den Bergen zum Einsatz kommen, wird sich zeigen, ob der taktische Vorteil der totalen Information wirklich das mit der Technik auf über 40 Kilogramm gestiegene Ausrüstungsgewicht aufwiegt. Bei einem Preis von 30.000 US-Dollar dürfte auch nicht jeder Rekrut mit dem System ausgestattet werden. Wenn sich im Pentagon die Befürworter des Land Warrior durchsetzen, müssen wir im Frühjahr mit den ersten "Smart Soldiers" im Kriegseinsatz rechnen. (cgl)