Die Wahrheit als statistisches Problem

Bei der Suche danach, was einen Satz wahr oder falsch macht, verzichten Forscher auf Logik und setzen auf Statistik.

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Von
  • Christian Kruggel

Erstaunliches Ergebnis einer jüngst veröffentlichten Studie: Bei der Suche danach, was einen Satz wahr oder falsch macht, verzichten Forscher auf Logik und setzen auf Statistik. An der Universität Potsdam untersucht der Linguist Douglas Saddy zusammen mit dem Physiker Peter beim Graben das menschliche Gehirn. 26 Versuchspersonen lasen 40 Sätze. Dabei wurde die Hirnaktivität der Probanden gemessen.

Nach komplizierter Aufbereitung der Messergebnisse ließen sich deutliche Unterschiede der Gerhirnströme beim Lesen richtiger und falscher Sätze herausarbeiten. Auf einen grammatisch richtigen Satz, wie zum Beispiel "Kein Mann war jemals glücklich", reagierte das Gehirn kaum. Auf einen grammatisch falschen Satz wie zum Beispiel "Ein Mann war jemals glücklich" dagegen reagiert das Gehirn: um 400 Millisekunden verzögert liess sich ein Zustand messen, den die Forscher als "Staunen" bezeichnen.

Forschung dieser Art kennzeichnet die moderne Kognitionswissenschaft. Logische Fragen werden nicht gestellt, die Semantik eines Satzes bleibt unberücksichtigt und die Wahrheit einer Aussage lässt sich schließlich am Gehirn selbst ablesen. Der Mensch ist gleich der steifen Masse in seinem Schädel. Wenn die Kognitionswissenschaft diese graue Masse untersucht, sieht sie sich der Wahrheit dicht auf den Fersen. Die Alles-ist-Gehirn-Maxime formuliert Steven Pinker im Telepolis-Interview folgendermaßen: "Wenn das Gehirn stirbt, dann existieren wir nicht mehr". (chk)